Das bewirken Strafzölle
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In 90 Sekunden erklärt:Das bewirken Strafzölle

39-Prozent-Hammer bald weg?
Schweizer Zoll-Deal mit Trump in Aussicht – was du dazu wissen musst

Die Schweizer Wirtschaft ächzt unter Donald Trumps 39-Prozent-Zollhammer. Jetzt gibt es aber einen Lichtblick: Ein Abkommen mit tieferer Zolllast soll kommen – bereits in wenigen Tagen. Was heisst das genau? Wie stehen wir jetzt da? Und was ist zu erwarten?
Publiziert: 12:00 Uhr
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Aktualisiert: vor 42 Minuten
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Fingerzeig für bessere Handelsbeziehungen: Donald Trump könnte sich mit der Schweiz auf einen Zoll-Deal einigen.
Foto: imago

Darum gehts

  • Schweiz und USA stehen kurz vor Einigung im Zollstreit
  • Trump könnte Strafzölle von 39 Prozent auf 15 Prozent senken
  • Schweizer Wirtschaftsführer trafen Trump und schenkten ihm eine Rolex-Uhr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Geht jetzt alles sehr schnell? Noch diese Woche oder dann Anfang nächste Woche könnte es zu einer Einigung in den Zollverhandlungen zwischen der Schweiz und den USA kommen, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend vermeldete. Sprich: Der seit vielen Monaten angekündigte Zoll-Deal mit Donald Trump (79) scheint nun endlich auf den Zielgeraden zu sein. Wie aber kam es zum Umdenken beim US-Präsidenten? Und was heisst das alles für die Schweizer Wirtschaft? Blick klärt die drängendsten Fragen.

Wie könnte der Zoll-Deal aussehen?

Der wichtigste und entscheidende Punkt ist die Höhe des neuen US-Strafzolls auf die in der Schweiz hergestellten Produkte. Und zu diesem geistert bereits eine konkrete Zahl herum: Im Raum steht eine Importabgabe von 15 Prozent, wie sie die EU derzeit hat. Dieser Zollsatz dürfte das Ziel der Schweizer Verhandler sein.

Zur Erinnerung: US-Präsident Trump bestrafte unser Land ausgerechnet am 1. August mit dem Zollhammer von 39 Prozent. Nur vier Länder standen noch schlechter da. Zuvor hatte die Schweiz unter der Führung von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter lange mit der Trump-Regierung verhandelt – erfolglos. Dem Weissen Haus ist das Handelsdefizit von knapp 40 Milliarden Dollar mit der Schweiz ein Dorn im Auge.

Warum lenkt Trump nun wahrscheinlich ein?

Wer den Regierungsstil Trump verfolgt, weiss sicher: Der wankelmütige Mann im Oval Office kann seine Meinung schnell ändern. So gibt es an der Wall Street den wenig schmeichelhaften Begriff «Taco». Das steht für «Trump always chickens out» – Trump macht immer einen Rückzieher.

Diesen Übernamen haben die US-Börsianer dem US-Präsidenten gegeben, weil dieser mehrfach als harter Hund aufgetreten ist und hohe Zölle angedroht hat. Danach hat er diese aber entweder gar nicht erst eingeführt oder dann später wieder zurückgenommen.

«Wir wollen, dass die Schweiz weiterhin erfolgreich ist»
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Trump über Zoll-Verhandlungen:«Wir wollen, dass die Schweiz weiterhin erfolgreich ist»

Gleichzeitig hilft es immer, auf Schmusekurs mit Trump zu gehen. Und genau das haben namhafte Schweizer Wirtschaftsgrössen vergangene Woche gemacht. Sie trafen sich am Dienstagabend mit dem US-Präsidenten, um mit ihm über einen Zoll-Deal zu verhandeln. Rolex-Chef Jean-Frédéric Dufour (57), der einen sehr guten Draht zu Trump haben soll, schenkte dem Boss im Weissen Haus eine exklusive Rolex-«Desk Clock».

Das Treffen zeigte Wirkung: Der US-Präsident äusserte sich öffentlich zum Abkommen. Und der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin (66) sprach nach einem Telefonat mit US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer (46) von «sehr konstruktiven Gesprächen». In den Monaten davor war das Verhältnis deutlich frostiger. US-Handelsminister Howard Lutnick (64) machte sich wiederholt lustig über die Schweiz.

Was heisst das für die Schweizer Wirtschaft?

Noch ist der Zoll-Deal nicht in trockenen Tüchern. Sollte Trump den 39-Prozent-Zollhammer aber auf ein Hämmerchen mit 15 Prozent abschwächen, wäre das eine Erleichterung für die hiesige Exportindustrie. Ein 15-Prozent-Satz würde die Schweiz zolltechnisch mit der EU gleichstellen – und den wirtschaftlichen Schaden deutlich eindämmen.

Insbesondere die Schweizer Uhrenbranche und die Maschinenindustrie, für die der US-Markt von enormer Wichtigkeit ist, könnte dank einem Zoll-Deal aufatmen. Mit Blick auf ein baldiges Abkommen haben die Aktienkurse von Luxusgüterfirmen wie Richemont und Swatch in den letzten Tagen deutlich zugelegt. Auch zahlreiche Schweizer KMU, die mit ihren spezialisierten Produkten hauptsächlich als Zulieferer von amerikanischen Firmen agieren, würden sich freuen.

Welche Auswirkungen hatten die bisherigen US-Strafzölle?

Den ganz grossen wirtschaftlichen Schaden haben Trumps Zölle von 39 Prozent hierzulande noch nicht angerichtet. Dafür ist der Zollhammer noch nicht lange genug in Kraft. Trotzdem ächzen viele hiesige Unternehmen unter der Zolllast. Es ist bei gewissen Firmen zu Entlassungen gekommen. Oder gar zu Konkursen. Besonders stark leiden KMU.

Grössere Auswirkungen hatte die protektionistische Handelspolitik des Weissen Hauses bisher aufs strategische Vorgehen exportorientierter Firmen. Viele von ihnen haben hohe Investitionen in den USA angekündigt – insbesondere die grossen Konzerne mit genügend Finanzkraft. Dazu gehören Traditionsunternehmen wie Victorinox und Stadler Rail. Und die zwei Pharmariesen Novartis und Roche, die vom 39-Prozent-Zoll zwar nicht betroffen sind, denen aber hohe Abgaben drohen.

Zudem haben sich die Zukunftsaussichten für die Schweizer Wirtschaft eingetrübt. Bleiben die hohen Zölle, droht im nächsten Jahr eine Rezession, so die pessimistische Prognose. Dies zeigte sich exemplarisch bei der aktuellen Lohnumfrage der UBS. Gemäss dieser erhalten die Schweizer Angestellten 2026 im Schnitt nur eine Lohnerhöhung von 0,5 Prozent. Zum Vergleich: In diesem Jahr sind die Reallöhne um 1,2 Prozent gestiegen.

Der Grund für die Mini-Lohnrunde im nächsten Jahr: «Zahlreiche befragte Firmen verweisen auf die hohen US-Zölle und die schwachen Konjunkturaussichten», so UBS-Ökonomin Meret Mügeli. Das heisst auch: Der sehnlich erwartete Zoll-Deal mit Trump dürfte ein kollektives Aufatmen in der Schweiz auslösen. Weil dann auch der Büezer vielleicht auf etwas mehr Lohn im nächsten Jahr hoffen darf.

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