Darum gehts
Die Bianconeri haben eine Horrorsaison hinter sich. Nach einem 0:2-Rückstand in der Playout-Finalserie gegen Ajoie bewahren sie vier Siege gerade noch so vor der unberechenbaren Ligaqualifikation. Und vor der grössten Schmach. Der Klub geht über die Bücher – einmal mehr, denkt man. Doch diesmal scheint er sich nicht im Kreis zu drehen. Etwas ist anders, die Luganesi haben einen erkennbaren Wandel vollzogen.
Im Südtessin wurde die sportliche Führung ausgewechselt: Janick Steinmann (38, ex Lakers) übernimmt vom entlassenen Hnat Domenichelli (49, Ka). Auch die halbe Mannschaft wurde ausgewechselt, unter anderen müssen vier Ausländer (Arcobello, Carr, Joly, Zohorna) einen Abgang machen. Und die Trainer-Crew wurde ausgewechselt: Als Headcoach verantwortlich ist neu der Schwede Tomas Mitell (45), der auf Nothelfer Uwe Krupp (60, De) gefolgt ist. Ganz schön viele Wechsel auf einmal auf wichtigen Positionen – mit Wirkung.
Der Panikknopf ist ausser Betrieb, selbst als die Bianconeri in der Startphase der Saison tief tauchen. Im Herbst wird Geduld bewahrt, denn es braucht einige Spiele, bis der Umbruch eingeleitet ist und die neuen Inputs und Änderungen von Trainer Mitell greifen. Mittlerweile tun sie das, und die Südtessiner rollen die Tabelle von hinten auf. Sie haben aktuell die wenigsten Gegentreffer der Liga kassiert. Sie sind sattelfest und unaufgeregt, das Auftreten der Mannschaft ist ein anderes.
Der neue kanadische Stürmer Mike Sgarbossa (33), der weder die Klubvergangenheit im Detail kennt noch von den früheren Querelen und Problemen (Grüppchenbildung) in der Garderobe weiss, spricht vor wenigen Wochen von ausnahmslos guten Charakteren, spürbarem Zusammenhalt und Enthusiasmus. Umso spannender ist, wie Captain Thürkauf den Wandel beschreibt. Den 28-Jährigen haben die Probleme in der letzten Saison Energie gekostet.
«Neue Atmosphäre in der Garderobe»
«Es war nicht akzeptabel, wie die letzte Saison gelaufen ist», so Thürkauf, «wir wussten, dass sich etwas ändern muss.» Das Leaderteam um den Captain setzte sich mit den Coaches zusammen, lieferte Inputs dazu, wo der Fokus liegen und wo angesetzt werden muss. «Irgendwann hat es Klick gemacht. Wir spielen fürs Team, fürs Leibchen – und nicht jeder für sich. Es herrscht eine neue Atmosphäre in der Garderobe.»
Es sind gehaltvolle Worte des Captains, die man genauso im Umkehrschluss betrachten muss wie seine Aussage, dass «jeder bodenständig ist, jeder seinen Job macht und ihn auch akzeptiert. Ein Kompliment an die Jungs.» Was Thürkauf so herausstreicht, ist in der Vergangenheit nicht selbstverständlich gewesen. Jetzt sei das Team zusammengewachsen, die Mannschaft glaube an den Prozess, habe nie gezweifelt. «Jeder zieht am gleichen Strick, das ist beeindruckend. Und Tomas Mitell hält uns auf dem Boden.»
Lugano liefert das beste Beispiel dafür, was passieren kann, wenn der Teamgeist intakt ist. In den Krisenjahren oft als «untrainierbar» betitelt, «zeigen wir jetzt, dass wir liefern können», so Thürkauf.
