Darum gehts
- Urs Kessler hält erste Pressekonferenz als Verbandspräsident des Schweizer Eishockeyverbands
- Jan Cadieux soll Patrick Fischer als Nati-Trainer nach WM 2026 ablösen
- Lian Bichsel bleibt bis Sommer 2026 für die Nationalmannschaft gesperrt
Die Traktandenliste für den mit hohen Erwartungen verbundenen ersten Auftritt des neuen Verbandspräsidenten Urs Kessler (63) ist kurz: 1. Zwischenbilanz nach 100 Tagen im Amt, 2. Zukunft des Cheftrainers des Schweizer Nationalteams.
Besonders Punkt zwei der Tagesordnung wird für Aufmerksamkeit sorgen. Im Hintergrund ist längst durchgesickert, dass der Nati-Trainer Patrick Fischer (50) den Stab nach der Heimweltmeisterschaft 2026 an den aktuellen U20-Nati-Coach Jan Cadieux (45) übergeben wird. Sollte Fischer entgegen den Erwartungen weitermachen, müsste man wohl eine frühzeitige Vertragsverlängerung hinterfragen, die zur Unzeit kommuniziert wird – aber eine Pressekonferenz wäre dafür nicht unbedingt erforderlich gewesen.
Fragwürdige Rolle des Sportdirektors Weibel
Spannend wird deshalb sein, ob Kessler die Schritte bis zum Entscheid für Cadieux im Detail erläutern wird. Aus dem Dunstkreis des Verbandes ist zu vernehmen, dass man bei der Akquise des Nachfolgers die hausinterne Lösung mit Cadieux schon frühzeitig bevorzugte und andere Kandidaten – zum Beispiel Tigers-Trainer Thierry Paterlini (50) oder Luca Cereda (44) – nicht ernsthaft berücksichtigt wurden.
In der Kritik steht diesbezüglich vor allem Lars Weibel (51). Der Sportdirektor des Verbandes war schon Wochen zuvor in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt: Als er versuchte, die vakante Position des Ex-Ambri-Sportchefs Paolo Duca im Nationalmannschafts-Committee (NTC) mit Ricardo Schödler (Sportchef Kloten) zu besetzen. Pikant: Schödler war zuvor im Verband als Teammanager der Nationalmannschaft Weibels Untergebener gewesen.
Diese Volte verhinderte damals der Widerstand der National League, die einstimmig den erfahrenen Biel-Sportchef Martin Steinegger nominierte und auch durchsetzte.
Mindestens ein paar Fragezeichen stehen auch hinter Weibels Rolle in der schwer nachvollziehbaren Affäre um den NHL-Verteidiger Lian Bichsel (21). Der Verband und Bichsel liefern sich seit 2022 (!) einen Stellungskrieg ohne Aussicht auf einen Gewinner. Bichsel bleibt bis Sommer 2026 gesperrt und wird der Nati bei den Olympischen Spielen in Mailand fehlen.
Gibt es weiterführende Infos zur Swiss League?
Und der erste Punkt der Traktandenliste? In seiner persönlichen 90-Tage-Bilanz dürfte Kessler nebst den üblichen Stehsatz-Formulierungen hinsichtlich der Zusammenarbeit der verschiedenen Organe, Gremien und Ligen auch Interessantes zu berichten haben. Über die Zukunft der Swiss League zum Beispiel würde man vom Verband gerne mehr erfahren als das, was man zuletzt in Form einer hastig und ungeschickt formulierten Medienmitteilung als Zukunfts-Analyse verkaufte.
Von Kessler darf sich das Schweizer Eishockey im Übrigen einiges erhoffen. Der Berner Oberländer aus Gsteigwiler war bei den Jungfraubahnen im Verlauf von 38 Jahren vom Leiter der Verkaufsförderung zum Geschäftsführer und Visionär aufgestiegen – mit grösstmöglichem Erfolg. Beim Schweizer Eishockeyverband hat er schon ganz oben begonnen, und so dünn wie auf dem Jungfraujoch ist die Luft in der Verbandszentrale in Glattbrugg ZH dann doch nicht.