Beim Eishockey geht es nicht um eine Untersuchung über den gravitativen Kollaps von Sternen zu Schwarzen Löchern. Ist doch nur Sport, Antworten sind in der Regel schnell gefunden, selbst bei einigermassen komplexen Fragestellungen.
Nur wenn sich die Fronten aufgrund persönlicher Animositäten verhärten, wird es selbst beim Eishockey kompliziert. Nehmen wir den Fall Lian Bichsel: Eigentlich hätte der Eishockeyverband diesen Zwist längst mit einer kurzen Tickermeldung lösen können: «Fall Bichsel erledigt, spielt wieder für die Nati, mehr gibt es nicht zu sagen.»
Das werden die Funktionäre allerdings nicht tun, weil sie befürchten, damit a) das Gesicht zu verlieren oder b) ihre eigenen Regeln zu sabotieren und so den Zugriff auf die Spieler zu verlieren, weil dann jeder tut, was er will. Beides würde nicht eintreffen, weil der Verband damit Souveränität demonstrieren würde und die Spieler sehr wohl in der Lage sind, unterschiedliche Fälle voneinander zu trennen.
Kompromisse sind nicht gefragt
Der Knackpunkt ist, dass Bichsel 2023 im Alter von 19 Jahren die U20-WM sausen liess. Dafür hatte der Firstround-Draftpick gute Gründe, nach dem Wechsel aus der AHL nach Schweden musste er sich bei Rögle einen Stammplatz erarbeiten, am Ende der Saison stand er dort als Stammspieler in der ersten Abwehrreihe. Sieg für Bichsel, Prestige-Erfolg für das Schweizer Eishockey, und selbst der NHL-Klub Dallas hatte in letzter Konsequenz etwas davon.
Es entspricht allerdings dem Zeitgeist, dass Kompromisse gerade nicht mehr so gefragt sind, dafür müsste man ja von seinem eigenen Standpunkt abweichen. Im Fall Bichsel beharren weiterhin beide Seiten darauf, dass nur der andere falschliegt und man selbst ja längst für eine Lösung Hand bieten würde. Und schon ist es wieder (fast) so verzwickt wie bei den Sternen und den Schwarzen Löchern.