So verkündet Fischer seinen Rücktritt als Nati-Trainer
1:20
«Weiss noch nicht, was es ist»:Fischer sorgt an PK zu seinem Rücktritt für Schmunzler

Es bleiben gleich mehrere Fragen
Cadieux folgt auf Fischer – kann das gut gehen?

Kulturwandel bei der Hockey-Nati: Für den Strahlemann und Andersdenker Fischer kommt der Pragmatiker Cadieux. Auch der Zeitpunkt dieser Vollzugsmeldung wirft Fragen auf.
Kommentieren
1/7
Kulturwandel im Sommer 2026: Fischer übergibt den Stab an Cadieux.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_504.JPG
Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Bei der U20-Weltmeisterschaft im Dezember wird Jan Cadieux (45) erstmals ein Muster seiner Fähigkeiten als Cheftrainer einer Nationalmannschaft abliefern, bisher war er im Verband vor allem als Assistent berücksichtigt worden.

Man darf die Frage stellen, weshalb die Funktionäre diese Möglichkeit einer Stichprobe unter Wettkampfbedingungen nicht dafür genutzt haben, weitere Erkenntnisse zu gewinnen, bevor sie sich definitiv festlegten. 

Cheftrainer von Nationalmannschaften werden für Erfolge gefeiert und bei Niederlagen ins Pfefferland gewünscht, das ist der gemeinsame Nenner, der sie mit handelsüblichen Klubtrainern verbindet. Ansonsten? Alles anders. 

Das sind die ersten Worte von Jan Cadieux als Nati-Trainer
2:30
«Hier dank Fischers Support»:Das sind die ersten Worte von Jan Cadieux als Nati-Trainer

Taktische Kniffe weniger gefragt als persönliche Skills

Nationaltrainer müssen sich nicht mit den Tücken des Tagesgeschäfts herumschlagen, im Gegenteil: Sie lassen besser die Finger davon. Patrick Fischer (50) verströmt Charisma und verfügt über einen natürlichen, pfiffigen Charme, das ist für einen Nati-Trainer schon die halbe Miete.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Taktische Kniffe und systemtechnische Tüftelei? Die Spieler werden von den Klubs ausgebildet und taktisch gedrillt. Ein Nati-Coach ist vor allem Personalmanager und Menschenflüsterer, dazu muss er ein taktisches Korsett anbieten, das in möglichst kurzer Zeit erfasst und ausgeführt werden kann, aber mehr auch nicht.

Funktionieren die Regeln auch ohne Fischers Strahlkraft?

Fischer ist es gelungen, die Spieler von sich zu begeistern. Aber auch er musste erst Überzeugungsarbeit leisten, bevor er die Früchte ernten konnte. Fischer war zu Beginn seiner Amtszeit Realitätsverlust vorgeworfen worden, weil er darauf drängte, die Schweiz vom Mief der Biederkeit zu befreien und einen eigenen Stil zu entwickeln, konsequent auf die Aussenseiterrolle zu verzichten und sich vom damit verbundenen Angsthasen-Eishockey zu verabschieden. Seine grösste Errungenschaft – nebst inzwischen drei Silbermedaillen – ist die hervorragende Beziehung zu den (meisten) Spielern.

Patrick Fischers WM-Bilanz

2016 (Moskau): Viertelfinal verpasst (Rang 11)
2017 (Paris): Viertelfinal-Out gegen Schweden (Rang 6)
2018 (Kopenhagen): Final-Niederlage gegen Schweden (Rang 2)
2019 (Bratislava): Viertelfinal-Out gegen Kanada (Rang 8)
2020 keine WM
2021 (Riga): Viertelfinal-Out gegen Deutschland (Rang 6)
2022 (Tampere): Viertelfinal-Out gegen die USA (Rang 5)
2023 (Tampere): Viertelfinal-Out gegen Deutschland (Rang 5)
2024 (Prag/Ostrava): Final-Niederlage gegen Tschechien (Rang 2)
2025 (Herning/Stockholm): Final-Niederlage gegen USA (Rang 2)

2016 (Moskau): Viertelfinal verpasst (Rang 11)
2017 (Paris): Viertelfinal-Out gegen Schweden (Rang 6)
2018 (Kopenhagen): Final-Niederlage gegen Schweden (Rang 2)
2019 (Bratislava): Viertelfinal-Out gegen Kanada (Rang 8)
2020 keine WM
2021 (Riga): Viertelfinal-Out gegen Deutschland (Rang 6)
2022 (Tampere): Viertelfinal-Out gegen die USA (Rang 5)
2023 (Tampere): Viertelfinal-Out gegen Deutschland (Rang 5)
2024 (Prag/Ostrava): Final-Niederlage gegen Tschechien (Rang 2)
2025 (Herning/Stockholm): Final-Niederlage gegen USA (Rang 2)

Das ist in weiten Teilen sein persönliches Verdienst und sein Erfolgsrezept, auch wenn andere Verbandsvertreter gerne die strikte Aufgebots-Disziplin und deren Konsequenzen (Strafbefehle in Form von Sperren) dafür verantwortlich machen. Aber würde diese Art der Zusammenarbeit auch ohne Fischers organisch gewachsene Strahlkraft funktionieren? Das darf man zumindest bezweifeln.

Im Vergleich zum charmanten und charismatischen Fischer wirkt Cadieux eher blass, angespannt und etwas verbissen, aber dafür kann er nichts, das ist nun mal seine Art. Cadieux muss darum fast ausschliesslich mit seiner Fachkompetenz auf Klub-Ebene punkten, obwohl gerade die bei einem Nati-Trainer nicht als Kernkompetenz gefragt ist. 

Kritische Stimmen? Gab es auch bei Fischer

Bei Servette war Cadieux als Klubtrainer wohl sehr erfolgreich, aber der Reibungsverlust war auch sehr gross: Nach dem Meistertitel (2023) und dem Erfolg in der Champions League (2024) wurde er nach der ersten Krise im Dezember 2024 gleich gefeuert. Danach war von cholerischen Anfällen und einem heillos zerstrittenen Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft die Rede. Bei der Nationalmannschaft könnte solcherlei Gebaren eine Kettenreaktion zur Folge haben, die nicht mehr zu kontrollieren ist.

Wäre es auch deshalb nicht doch ratsam gewesen, Cadieux erstmal einer Bewährungsprobe als Nachwuchs-Cheftrainer zu unterziehen, bevor man ihm den obersten Trainerposten der Nation anvertraut? Aber Misstöne und kritische Stimmen gab es auch vor zehn Jahren, als Patrick Fischer den Zuschlag bekam, das gehört in diesem Geschäft fast schon zum guten Ton. Fischer hat das auf jeden Fall nicht daran gehindert, der erfolgreichste Nati-Trainer der Geschichte zu werden. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen