Bald-Papa, drei Weltmeister und sieben Schweizer
Diese Asse verfolgen die neue Saison als Ski-Rentner

Irgendwann geht jede Ski-Karriere zu Ende. So werden zahlreiche Athletinnen und Athleten künftig nicht mehr auf den Weltcuppisten unterwegs sein. Neben sieben Schweizern haben kürzlich auch Weltmeister und ein Bald-Papa ihren Rücktritt erklärt.
Publiziert: 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 19:43 Uhr
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Darum gehts

  • 27 Ski-Asse haben in den letzten 12 Monaten ihren Rücktritt erklärt
  • Sieben Schweizer Ski-Karrieren sind zu Ende gegangen
  • Auch zwei Weltmeister und ein Bald-Papa fahren in der kommenden Saison nicht mehr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ramona BieriRedaktorin Sport

«Einmal ist alles vorbei und jetzt ist es so weit», sagt Christian Walder (34) gegenüber der «Kleine Zeitung». Was er damit meint? Das Ende seiner Ski-Karriere. «Es war eine schöne Zeit, aber am Ende einfach zu viele Rückschläge», so der österreichische Speed-Spezialist.

Sein letztes Weltcuprennen bestritt er vor fast drei Jahren, im November 2022. Insgesamt kommt er auf nur 92 Einsätze, stand einmal als Dritter auf dem Podest. Immer wieder wurde Walder von Verletzungen ausgebremst. Zwei Kreuzbandrisse, Schulterluxationen, Bandscheibenvorfälle und mehrere Knorpel- und Meniskusverletzungen stehen in seiner Krankenakte. Zuletzt hatte er zudem mit enormen Nervenschmerzen zu kämpfen. Irgendwann müsse man auf seinen Körper hören, meint Walder deswegen. Dem Ski-Sport bleibt er trotz Rücktritt erhalten, er hat im Kärntner Skiverband die sportliche Leitung bei den Alpinen übernommen. Daneben arbeitet Walder als Revierinspektor bei der Polizei. Und dann steht bald noch ein privates Highlight an. Nach der Traumhochzeit im September werden er und seine Frau Stephanie Venier (31) – auch sie hat vor kurzem ihre Karriere beendet – nächstes Jahr zum ersten Mal Eltern. Walder freut sich total auf das, «was auf uns zukommen wird».

Das Ehepaar Christian Walder und Stephanie Venier tritt kurz nacheinander zurück.
Foto: keystone-sda.ch

Walder ist nicht der einzige Weltcup-Athlet, der die Rennen künftig vor dem Fernsehen mitverfolgen wird. Auch andere haben in den letzten zwölf Monaten einen Schlussstrich unter ihre Karriere gezogen.

Sieben Schweizer Rücktritte

Zwischen den Läufen des Slaloms von Are (Sd) Anfang März gibt Elena Stoffel (29) ihren Rücktritt bekannt. Das Feuer für den Leistungssport brenne nicht mehr so stark wie früher, sagt die Walliserin zu Blick. «Nun bin ich erleichtert, aber auch etwas traurig.» Sie verabschiedet sich nach 64 Weltcup-Einsätzen.

Auch bei Reto Schmidiger (33) ist das Feuer erloschen. Er wartet nicht bis nach dem Saisonende, sondern hört schon im Dezember auf. Einmal stand er im Weltcup (93 Rennen) auf dem Podest – 2016 als Sieger bei einem Team-Wettbewerb. Ebenfalls kurz vor dem Jahreswechsel endet die Karriere von Yannick Chabloz (26). Er galt einst als grosses Speed-Talent, fuhr in seiner zweiten Weltcup-Abfahrt mit Startnummer 43 auf Rang 13. Doch dann stürzte Chabloz 2022 innert weniger Monate zweimal schwer. Danach bremste ihn sein Unterbewusstsein derart, dass er nicht mehr ans Limit gehen konnte. «Es war eine tolle Zeit, auch wenn sie leider zu kurz war», sagt Chabloz, der nur fünf Weltcuprennen bestritten hat.

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Elena Stoffel hat während eines Rennens Tschüss gesagt.
Foto: Getty Images

Im Frühling folgen ihnen Urs Kryenbühl (31) und Cédric Noger (33) in die Ski-Rente. «Ich durfte einige schöne Momente im Ski-Weltcup erleben, aber leider auch die Schattenseite», erklärt Kryenbühl. Dreimal fährt er aufs Weltcup-Podest (62 Rennen), wird aber auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Im Dezember 2024 steht er vor seinem Comeback und zieht sich im Training eine schwere Knieverletzung zu. Danach kehrt er nicht mehr zurück. «Nögi out» – mit diesen Worten verabschiedet sich Noger vom Profisport. Sein Weltcup-Bestresultat aus 28 Rennen: ein vierter Platz.

Ein halbes Jahr, nachdem sie sich bei einem Trainingssturz eine schwere Knieverletzung zugezogen hat, entscheidet sich Noémie Kolly (27) dazu, nicht mehr zurückzukehren. Es ist nicht die erste Verletzung, welche die einstige Speed-Hoffnung ausbremst. Im Verlauf der Reha wird ihr bewusst, dass «ich nicht mehr bereit bin, die Opfer zu bringen, die der Spitzensport erfordert. Sie ist im Weltcup (31 Rennen) fünfmal in die Top 20 gefahren. Noel von Grünigen (30) blickt im Sommer auf eine schöne Anzahl Weltcup- (36) und Europacup-Rennen (111) zurück, als er einen Schlussstrich zieht. «Die daraus resultierenden Erfolge kann ich in meinem Herzen weitertragen und sind der Dank für die harte Arbeit in den über 10 Jahren als Profi», sagt er zu Blick.

Mami und Weltmeisterin hören bei Österreich auf

Auch in Österreichs Ski-Team gibt es sieben Rücktritte. Der grösste Name, der sich verabschiedet, ist Stephanie Venier (31). Wenige Monate nach WM-Gold im Super-G tritt sie zurück. Und widmet sich ihrem Privatleben. Sie wird schwanger und heiratet Christian Walder (34), der nun seine Karriere ebenfalls beendet hat. Tamara Tippler (34, zehn Podestplätze) wollte als Mutter noch einmal im Weltcup durchstarten. Dazu kommt es nicht, sie wird für kein Rennen aufgeboten und zieht sich zurück. Danach äussert sie happige Kritik in Richtung Verband.

Daneben haben auch Christopher Neumayer (33), der 2024 in der Abfahrt von Kitzbühel (Ö) mit Platz 12 sein Bestresultat herausgefahren hat, Elisabeth Kappaurer (31, zehn Top-15-Klassierungen), Michelle Niederwieser (26, viermal Top 30) und Elisabeth Reisinger (29, fünfmal in den Top 10) die Ski an den Nagel gehängt.

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Tritt als amtierende Weltmeisterin im Super-G ab: Stephanie Venier.
Foto: Sven Thomann

14 weitere Rücktritte

Im Frühjahr sorgt Mathieu Faivre (33) für Fragezeichen. Der dreifache Weltmeister (Team 2017, Parallel und Riesenslalom 2021) verzichtet auf einen Platz im Kader Frankreichs. Die Zeichen stehen auf Rücktritt. Anderthalb Wochen vor dem Saisonstart verkündet Faivre genau diesen mit einem emotionalen Video auf Instagram. «Der Entscheid ist mir nicht leicht gefallen», sagt der Franzose. «Denn ich habe mein ganzes Leben diesem Sport gewidmet und mir damit meine Kindheitsträume erfüllt.» Gespickt ist das Video mit zahlreichen Momenten seiner Karriere – neben den WM-Triumphen gehört da auch Olympia-Bronze 2022 im Riesenslalom dazu.

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2021 krönt sich Sebastian Foss-Solevaag (34) zum Slalom-Weltmeister. Auch mit dem Team gibts Gold. Es sind die grössten Erfolge des Norwegers, der sich als dreifacher Sieger eines Weltcuprennens verabschiedet. Mit ihm geht auch sein Teamkollege Rasmus Windingstad (31) in Ski-Rente. Nach 158 Weltcupslaloms, bei denen er elfmal auf dem Podest steht (ein Sieg), ist für Stefano Gross (39) Schluss. In seiner letzten Saison sorgt der Italiener für einen emotionalen Moment, als er sich von seinem Lieblingsrennen – dem Nachtslalom von Schladming (Ö) – mit einem Schneekuss verabschiedet. Auch seine Teamkolleginnen Vivien Insam (28) und Vera Tschurtschenthaler (28) starten kommenden Winter nicht mehr.

In Deutschland haben fünf Ski-Asse entschieden, ihre Karrieren zu beenden. Stefan Luitz (33), der 2018 im Riesenslalom seinen einzigen Weltcupsieg feierte, Dominik Schwaiger (34) und Adrian Meisen (28) bei den Männern sowie Anna Schillinger (24) und Roni Remme (29). Letztere hat auf die Saison 2022/23 die Nation gewechselt, fuhr davor für Kanada. Der erhoffte Karriereschub ist ausgeblieben.

Der Slowene Bostjan Kline (34) hat 2017 seinen einzigen Weltcup-Sieg gefeiert. Nun hat ihn eine schwere Verletzung zum Rücktritt gezwungen. Diese hat er 2022 bei einem Trainingssturz erlitten. Daneben sind auch die Karrieren der Amerikanerin Allie Resnick (24) und des Liechtensteiners Nico Gauer (29) zu Ende gegangen.

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Anderthalb Wochen vor dem Saisonstart erklärt Mathieu Faivre seine Karriere für beendet.
Foto: Sven Thomann
Odermatt muss sich unter Ski-Legenden einordnen
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Maier, Stenmark, Tomba und Co.Odermatt muss sich unter Ski-Legenden einordnen
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