Darum gehts
- FCB-Präsident David Degen feiert zurückhaltend den ersten Meistertitel seit acht Jahren
- Xherdan Shaqiri wird als wichtiger Baustein des Basler Erfolgs hervorgehoben
- Degen übernahm vor vier Jahren 91,96 Prozent der Anteile der FC Basel Holding AG
Es ist 20.48 Uhr, als Tausende FCB-Fans «Use, use, use, use» schreien und ihren Präsidenten David Degen lautstark dazu auffordern, sich endlich auf dem Barfi-Balkon blicken zu lassen. Zuvor hatten sich die Mannschaft und der Staff bereits eine halbe Stunde lang mit Sprechchören abfeiern lassen. Degen, Baumeister hinter dem Meistertitel, aber versteckt sich im Innern des Restaurants.
Schon als Spieler war er keiner, der sich bei Meisterfeiern in den Vordergrund stellte. Auch als Präsident scheint es ihm sichtlich unangenehm zu sein, vor die Menge zu treten und sich auf die Schulter klopfen zu lassen. «Normalerweise ist er nicht so schüchtern», brüllt Albian Ajeti ins Mikrofon und reicht das Ding seinem Präsidenten. Degen bedankt sich bei den Fans für die Geduld nach acht langen Jahren ohne Titel – und verzieht sich kurz darauf wieder ins Restaurant Papa Joe's, wo er den anwesenden Medienschaffenden sein erstes Interview als Meister-Präsident gibt.
David Degen, warum sind Sie so schnell wieder vom Balkon verschwunden?
Mir ist wichtig, dass alle anderen im Vordergrund stehen und nicht ich. Darum wollte ich erst gar nicht auf den Balkon. Ich fiebere lieber im Stillen.
Trotzdem ist das gerade ein sehr emotionaler Moment für Sie, oder?
Sehr emotional. Ich freue mich riesig für die Mannschaft. Die Emotionen kann ich hier nicht so richtig zeigen. Innerlich sind sie aber gewaltig.
Können Sie schon realisieren, was Sie und der Klub geschafft haben?
Ich denke immer wieder an die vier Jahre zurück und an all das, was wir zusammen erlebt haben. Das, was wir geschafft haben, ist alles andere als alltäglich.
Auf den Tag genau vier Jahre ist es am Sonntag her, seit David Degen die Aktienmehrheit der FC Basel Holding AG übernommen hat. Es ist der 11. Mai 2021, als Degen und Vorbesitzer Bernhard Burgener an einer Medienkonferenz verkünden, dass Ersterer nun 91,96 Prozent der Anteile hält. Später holt Degen mit Andreas Rey, Ursula Rey-Krayer und Dan Holzmann die anderen drei heutigen Verwaltungsräte ins Boot. Immer wieder mussten sich die FCB-Bosse in den vergangenen Jahren – teilweise auch völlig zu Recht – Kritik anhören. Nun dürfen sich die Verwaltungsräte über den ersten Titel ihrer Ära freuen.
Verspüren Sie gerade auch ein grosses Stück Genugtuung?
Nein, das ist das falsche Wort. Wir hatten immer einen klaren Plan und haben diesen durchgezogen – egal, wie schwierig es gewesen ist. Es gab viele Störfeuer und Leute, die dem FCB etwas Schlechtes wollten. Aber wir vier sind zusammengeblieben und haben auf das grosse Ziel hingearbeitet, den FCB finanziell wieder gesund zu machen. Es war nicht immer einfach, den Leuten diesen Weg glaubhaft zu vermitteln.
Sind Sie nach sportlich und finanziell schwierigen Jahren überrascht, dass der FCB jetzt bereits wieder auf dem Barfi einen Meistertitel feiern kann?
Unter uns hätte ich schon im Winter gesagt, dass es möglich sein könnte. Offiziell war das Ziel immer ein Platz in den Top 6. Wenn man aber schaut, welche Spieler wir mit Philip Otele und Metinho im Winter dazubekommen haben, war klar, dass es nicht an der nötigen Qualität fehlt. Jetzt haben die Spieler auch abgeliefert.
Worin sehen Sie den wichtigsten Baustein dieses Basler Erfolgs?
Einer der wichtigsten Bausteine war natürlich Xherdan Shaqiri. Er ist gekommen, hat angekündigt und geliefert. Ich habe ihm vorher im Stadion gesagt: «Dir baue ich noch ein Denkmal!» Zu Shaq muss man wissen: Er ist den schwierigsten Weg gegangen. Er hätte auch nach Saudi-Arabien wechseln können. Aber er ist zurück nach Basel gekommen und hat den Klub zum ersten Meistertitel seit acht Jahren geführt. Er hat Druck von anderen Spielern genommen, wodurch diese an ihm wachsen konnten. Das ist ganz, ganz grosses Kino.
Was braucht es, damit dieser Titel einen nachhaltigen Effekt hat und der FCB auch in den kommenden Jahren ganz vorne mitspielt?
Als ich übernommen habe, hatten wir acht Gehaltsmillionäre. Es war nicht einfach, das zu managen. Jetzt haben wir drei, vier Säulen im Team, auf denen wir ein Team mit jungen Spielern aufbauen können. Das macht den Erfolg aus. Aber wir müssen die richtigen Sachen machen in diesem Sommer, damit wir auch in der kommenden Saison wieder konkurrenzfähig sind. Unser Sportchef Daniel Stucki hat schwierige Wochen vor sich.
Wie schwierig wird der Spagat, weiterhin Geld durch Transfers einzunehmen, gleichzeitig aber voll konkurrenzfähig zu bleiben?
Wir sind an einem Punkt angekommen, wo es nicht mehr darum geht, Kasse zu machen. Das hat vor zwei, drei Jahren anders ausgesehen, als wir das Geld zum Überleben gebraucht haben. Jetzt ist die Situation eine andere.
Dann würden Sie die Mannschaft gerne so zusammenhalten?
Es wird Spieler geben, für die lukrative Angebote kommen werden und die gerne den Schritt machen möchten. Wenn das Angebot für uns stimmt, ist klar, was kommt. Der Fussball-Markt hat seine eigenen Regeln. Auch wenn wir die Spieler gerne behalten würden.
Im Anschluss an sein Meisterinterview mischt sich Degen wieder unter die Spieler und den Staff, dem Balkon bleibt er aber fern. «Ich lasse die anderen feiern und werde mich frühzeitig zurückziehen», so der FCB-Boss. Kurz darauf lässt er seinen Worten Taten folgen und verschwindet fast unbemerkt von seiner ersten Titelfeier als Klubbesitzer.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 35 | 47 | 67 | |
2 | Servette FC | 35 | 5 | 56 | |
3 | BSC Young Boys | 35 | 6 | 54 | |
4 | FC Luzern | 35 | 8 | 52 | |
5 | FC Lugano | 35 | 0 | 52 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 35 | 9 | 51 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 35 | -2 | 50 | |
2 | FC St. Gallen | 35 | 0 | 48 | |
3 | FC Sion | 35 | -9 | 40 | |
4 | FC Winterthur | 35 | -24 | 36 | |
5 | Yverdon Sport FC | 35 | -24 | 35 | |
6 | Grasshopper Club Zürich | 35 | -16 | 33 |