Foto: Pius Koller

Willkommen beim HC Landry-Piotta!
Ambri-Trainer coacht seine beiden Söhne

Eric Landry hat Ambri im Herbst als Cheftrainer übernommen. Dort stürmen Manix und Lukas Landry. Das Trio gibt darüber Auskunft, ob die Familienbande ein Problem ist und warum der Vater in der Garderobe mit allen anderen Spielern viel mehr redet.
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Darum gehts

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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Als Eric Landry im Oktober nach dem Abgang von Luca Cereda vom Assistenten zum Headcoach befördert wird, schiesst ihm sofort die Frage durch den Kopf: Wie gehe ich mit der Situation um, dass beide Söhne in meiner Mannschaft spielen? Doch nur wenige Partien später denkt der 50-Jährige bereits nicht mehr an den besonderen Umstand.

Davon geträumt, dass ihr Vater eines Tages ihr Trainer ist, haben sie als kleine Jungs nicht. «Schon eher, dass wir in einem Team zusammenspielen», verrät mit Lukas der jüngere Stürmer. Der 20-Jährige steht erst seit dieser Saison als Profi bei Ambri unter Vertrag, Manix (23) bereits seit 2023.

Bedenken ob der familiären Konstellation gibt es nie. Manix kennt sie bereits aus Junioren-Jahren, weil er bei den Gatineau Olympics (2018–2020) im kanadischen Québec für seinen Vater gespielt hat. «Wir sind von unseren Eltern so erzogen worden, dass wir bedingungslos auf den Trainer hören und so spielen, wie er sagt», erklärt Lukas, «das ändert sich nicht, nur weil er unser Dad ist.» Die Brüder beschreiben ihn als strikt und fordernd.

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Familienbande bei Ambri: Für Headcoach Eric Landry stürmen seine beiden Söhne Manix (r.) und Lukas (l.).
Foto: Pius Koller

Dennoch kann man sich – trotz Profi- und Leistungssport – vorstellen, dass im Umfeld oder vielleicht sogar in der Kabine gewisse Vorurteile oder Klischee-Gedanken aufkommen. Zum Beispiel, dass die Söhne bevorteilt werden oder entsprechend mehr Eiszeit abgreifen. Manix und Lukas versichern aber, dass sie sich diesbezüglich noch nie dumme Sprüche anhören mussten.

Die Entscheide nicht hinterfragen

Wenn der Vater der Trainer der Söhne ist – es ist ein zweischneidiges Schwert. Man darf sich laut Eric Landry nicht dazu verleiten lassen, die Entscheide aus familiären Gründen reflexartig zu hinterfragen. «Wenn ich einen von ihnen zum Bully schicke, dann nicht, weil er mein Sohn ist. Sondern weil ich denke, dass er ein guter Bully-Spieler ist. Für jede Situation braucht es einen gewissen Spieler», so der Ambri-Trainer. «Wenn ich einen Entscheid gefällt habe, stehe ich dahinter. Ich fälle ihn für die Ambri-Familie, nicht die Landry-Familie.»

Manix merkt an, dass er sich seinen Platz in der Mannschaft erarbeitet hat, als sein Vater noch der Assistenztrainer war. Auch Lukas spielt schon regelmässig vor dessen Amtsübernahme – Tore schiesst er seine ersten allerdings erst danach. Er hat nie das Gefühl, dass es für ihn ein Familien-Bonus sein könnte, der ihn in die Aufstellung bringt. «Wir beide entwickeln uns als Spieler weiter», beschreibt sein älterer Bruder, der den vermeintlichen Vorteil eher als Nachteil sieht. «Ich spürte fast mehr Druck, als unser Vater Headcoach wurde.»

Wie muss man sich die Zusammenarbeit und das Zusammenleben des Trios denn vorstellen? Sind die Übergänge von der Trainer- zur Vaterrolle fliessend, oder unterscheiden sie dabei konsequent? Wie reden die Jungs ihn in der Garderobe an, mit Eric oder Papa? Fragen über Fragen, die diese einmalige Familienbande aufwirft. Die Landrys beantworten sie alle. Eine Aussage des Trainers überrascht im ersten Moment – macht im zweiten aber Sinn: «Ich rede in der Garderobe mit allen anderen Spielern viel mehr.»

Der Grund? «Ich weiss ja, dass ich zu Hause noch genügend Gelegenheit habe, um mich mit Manix und Lukas auszutauschen.» Die Themen gehen dabei übers Eishockey hinaus, «was sie beide am Vortag unternommen haben oder was sie beschäftigt, weiss ich meistens. Von ihren Teamkollegen jedoch nicht», führt er weiter aus. Lukas grinst. «Käme ein neuer Spieler in unsere Garderobe, würde ihm nicht auffallen, dass er unser Dad ist.»

Traum der Söhne hat sich erfüllt

Die Familie hat ein offenes Verhältnis miteinander. «Schon seit wir jung waren, sagt er uns ehrlich seine Meinung.» Ob als Vater, Trainer oder Zuschauer. Eric Landry beschreibt es als einen Lernprozess, bis sich eingespielt hat, in welchen Momenten seine Söhne eher den Vater brauchen, den Trainer «oder die Ansichten eines Ex-Spielers». Der Kanadier stürmte einst in der National League für Lausanne, Basel und Ambri (2010–2012). In seiner Karriere absolvierte er zwischen 1997 und 2002 zudem 68 NHL-Partien für Calgary und Montréal. «Er zeigte uns früher oft Highlight-Szenen von sich auf VHS-Kassetten, da waren ein paar schöne Tore darunter», erinnert sich Manix augenzwinkernd. Zu Anfang ihrer Karrieren erklärte ihnen ihr Vater, wie man als Spieler die Playoffs erlebt und durchsteht.

Die Playoffs, für Ambri ein ambitioniertes Ziel. Seit Eric und Manix bei den Leventinern engagiert sind, haben sie es zweimal aus den Pre-Playoffs nicht in den Viertelfinal geschafft. Und diese Saison? Nach schwachem Start fangen sich die Biancoblu etwas. Trainer Landry hat dem Druck nach der Amtsübernahme standgehalten und die Mannschaft stabilisiert. Bei Duellen muss er auf der Spielerbank während der schwierigen und variablen Zeiten mit seinen Söhnen auch mal hart ins Gericht gehen. «Aber wir nehmen es nie persönlich, wenn er uns auf Fehler aufmerksam macht», versichert Manix.

Übrigens: Ihren Traum haben sie auch wahrgemacht. Obwohl sie eigentlich alle als Center stürmen, spielen sie nach der Saison in Kanada in einer Plausch-Liga im gleichen Team – und in derselben Linie. «Das ist etwas sehr Besonderes», sind sie sich einig. Aber natürlich ist Eric Landry auch extrem stolz, dass es seine Söhne zu Profis geschafft haben. «Sie in meinem Team zu haben, ist grossartig.» Und einmalig.

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