Er bezeichnet es als «Hauptprobe», wenn er diese Woche an den Swiss Ice Hockey Games in Zürich am Mikrofon sitzen und die Fans über die Aufstellungen, Tore und Strafen der Schweiz, Finnlands, Schwedens und Tschechiens informieren wird. Denn schon bald kann Giovanni Marti (53) auf einer noch viel grösseren Bühne auftreten. Er wurde als einer der Speaker für das olympische Eishockey-Turnier im Februar in Mailand auserkoren.
«Dass ich dies machen darf, ist noch immer surreal und die Vorfreude entsprechend riesig», sagt Marti. Es ist der neue Höhepunkt seiner bisherigen Speaker-Karriere, die als 16-Jähriger am Grümpelturnier des FC Zollikon begann, ihn später zum FCZ führte und seit 2001 ist er auch die angenehme, kompetente und euphorische Stimme der ZSC Lions.
Olympia im Heimatland seiner Eltern
Angefragt wurde Marti primär, weil er neben Deutsch, Englisch und Französisch wegen seiner italienischen Wurzeln auch perfekt Italienisch spricht. Nachdem es an einem Turnier in Bozen einen Testlauf gegeben hatte, erhielt er den Zuschlag. Im Heimatland seiner Eltern ein Teil von den Olympischen Spielen sein zu können, bedeutet ihm viel.
Dabei ist Speakern nicht sein Hauptbetätigungsfeld, sondern ein «Ausgleich, der eine grosse Ehre ist, neben meinem Job». In diesem arbeitet Marti für die Kommunikationsabteilung des Fifa-Museums und hat da einen verständnisvollen Arbeitgeber.
Marti lernt jeden Namen
Seine berufliche Laufbahn hatte er einst als Journalist, unter anderem mit einem Praktikum beim Blick, lanciert. «Da habe ich viel gelernt», meint er rückblickend. Später war der Zürcher während neun Jahren als Redaktor und Nachrichtensprecher bei Radio 24, ehe er die Fronten wechselte. Zunächst als Kommunikationschef beim FCZ, dann in der Kommunikationsabteilung der Fifa und seit 2023 beim Fifa-Museum.
Die Einsätze als ZSC-Speaker bereitet Marti akribisch vor. Sind beim Gegner neue Spieler dabei, deren Namen ihm noch nicht geläufig sind, erkundigt er sich, wie sie ausgesprochen werden. Dafür gibt es unter anderem auch einen Speaker-Chat, in dem er sich mit den Kollegen der anderen Klubs austauscht. Denn Martis Credo ist: «Jeder Spieler hat es verdient, dass sein Name richtig ausgesprochen wird.»
Wegen Nygren sprachlos
Natürlich hat «Giovi», wie Marti von allen genannt wird, ein ZSC-Herz. Aber durch seine Tätigkeit, die er sich am Mikrofon der Lions mit Antti Uimonen (41) teilt, ist Marti für viele Spieler in der Liga ein vertrautes Gesicht. Man schätzt sich gegenseitig und tauscht sich aus. Mal mit dem Davoser Enzo Corvi. Mal mit Zugs Gregory Hofmann. Mal mit Fribourgs Christoph Bertschy.
Gelegentlich wird er auch aufgezogen, wenn gegnerische Spieler finden, er habe bei den ZSC-Toren etwas gar viel Stimmung gemacht. Regelrecht baff war Marti, als beim Champions-League-Final letzte Saison gegen Färjestad der Ex-Davoser Magnus Nygren, den er zuvor nie persönlich kennengelernt hatte, auf ihn zusteuerte und fragte, wie es ihm denn so gehe.
Charly Schlott war sein Vorbild
Bevor Marti selbst auf der Sportbühne erschien, beeindruckte ihn Charly Schlott als legendäre, markante Stimme des ZSC und der Sechstagerennen. «Eines Tages ist Charly zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob ich sein Mikrofon übernehmen wolle», erinnert er sich. Marti wollte und jetzt tritt er auch bei Olympia in die Fussstapfen seines Vorgängers. Denn der 2019 im Alter von 84 Jahren verstorbene Schlott speakerte 1984 an den Spielen in Los Angeles die Rad-Rennen.
