Darum gehts
EVZ-Sportchef Reto Kläy hat intensiv um ihn gebuhlt. Nach Zug gelockt hat er den langjährigen NHL-Stürmer Tomas Tatar (Detroit, Vegas, Montréal, Colorado, Seattle und New Jersey) schliesslich mit einem Vertrag bis 2027.
Im erfrischenden Blick-Gespräch mit dem Slowaken wird rasch klar, weshalb Kläy, für den nebst Talent und Fähigkeiten der Charakter gleichermassen zählt, Gefallen an Tatar gefunden hat.
Dass sein Spitzname ein aufgelegtes Fotosujet ist, quittiert Tomas «Tuna» Tatar mit einem Lachen und lässt sich das Thunfisch-Tatar nicht entgehen. Die Geschichte dahinter liefert er gleich mit: In seiner NHL-Premierensaison 2010/11 bei Detroit sieht sein Teamkollege Tomas Holmström (52) den Nachnamen auf dem Dress und ruft sofort: «Tatar? Wie Tuna Tatar?» Der 34-Jährige bestätigt, dass sich dieser Spitzname etabliert hat. Sogar bei einem Hollywoodstar: Schauspieler Mark Wahlberg (54) adelt in einem Clip in den sozialen Medien an der Seite von Ex-NHL-Stürmer Tie Domi (55, Toronto) Tomas «Tuna» Tatar als «den besten Namen im Hockey».
Positionswechsel nimmt Tatar mit einem Lächeln hin
Einer der besten neuen Ausländer hat sich Kläy mit Tatar geangelt. Obwohl sich der Slowake selbst nicht als Königstransfer sieht. Bescheidenheit ist eine seiner Tugenden. Nicht er stehe im Vordergrund, sondern die Mannschaft. «Es geht nicht darum, die beste Position für mich zu finden im Team. Sondern jene Position für mich, die dem Team am meisten hilft.»
Damit spricht er den vom EVZ angestrebten Wechsel von der Flügel- auf die Center-Position an, was in Nordamerika intensiv thematisiert worden ist. Mit dem Hinweis darauf, dass Tatar in seiner letzten Saison bei den Devils lediglich 19 Bullys gemacht hat.
Auch das lächelt der Nationalspieler weg. «Vor meiner Profikarriere war ich Center.» Als er in seiner Heimat als 18-Jähriger erstmals in der höchsten Liga spielt, will das Team aber keinen so jungen Center und setzt ihn als Flügel ein. Als ihn EVZ-Sportchef Kläy bei einem der regelmässigen Telefonate auf den Plan anspricht, stösst er bei Tatar sofort auf Interesse. Er sieht es als neue Herausforderung, wie auch den Wechsel in ein neues Land, eine neue Liga.
Devils-Trio macht ihm Zug schmackhaft
Beides schmackhaft gemacht haben ihm seine Schweizer Ex-Mitspieler bei den Devils: Nico Hischier, Timo Meier und Jonas Siegenthaler. «Ich habe viel Zeit mit ihnen verbracht, wohnte im selben Haus wie Nico», erzählt Tatar. Er löchert sie mit Fragen zu Klub, dessen Ambitionen und Zukunft. «Und danach habe ich Timo meine Wohnung verkauft», grinst er.
Ebenso erzählt ihm Justin Abdelkader (38, USA), den Zug zweimal als Verstärkung geholt hat, nur Gutes. Der gratuliert ihm zum Engagement und kündigt sogleich einen Besuch an. Tatar und Abdelkader kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Detroit.
Dass er der NHL nach 15 Jahren den Rücken kehrt, hat für Tatar sportliche wie private Gründe. «In den letzten anderthalb Jahren wurde ich herumgereicht.» Von New Jersey nach Seattle, dann Colorado und wieder zurück zu den Devils. Die Eiszeit schmilzt. «Es waren nur noch acht bis elf Minuten in der vierten Linie. Das erfüllte mich nicht mehr.»
Er möchte spielen mit Spass. Und Verantwortung. Das könne er nun in Zug. «Mit meiner Erfahrung kann ich dem Team helfen, den angestrebten Weg einzuschlagen.» Tatar ist voller Energie, liebt das Garderobenleben – «das werde ich eines Tages am meisten vermissen» – und seine Teamkollegen. Dass er sich bei einem Klub wohlfühle, trage zur besseren Leistung bei.
Ende Jahr wird er erstmals Vater
Mit ihm in die Schweiz gekommen ist auch seine Frau Veronika (36), die er im Sommer am Lago Maggiore (It) geheiratet hat. Sie sind seit acht Jahren ein Paar und erwarten Ende Jahr das erste gemeinsame Kind. Es wird in der Schweiz zur Welt kommen. Für mehr Zeit mit der Familie ist Tatar, der schon fleissig Deutsch lernt, ebenfalls hier.
Der werdende Vater freut sich riesig auf den neuen Lebensabschnitt. Zumal er sich schon länger für Kinder engagiert. Im Rahmen des Charity-Programms «Ziele und Träume» der NHL-Spielervereinigung hat er Hockey-Ausrüstungen gespendet und dafür seinen slowakischen Stammklub HK Dubnica ausgesucht. «Weil auch benachteiligte Kinder die Chance haben sollen, Hockey zu spielen.»