Darum gehts
- Reto Berra im ersten Nati-Aufgebot des Olympia- und Heim-WM-Jahres
- Der Goalie strebt Olympia-Teilnahme an und fühlt sich trotz Alter topfit
- Der 38-Jährige brauchte nach der intensiven letzten Saison eine Nati-Pause
Er ist derzeit der (statistisch) beste Torhüter der National League. Kein Wunder also, figuriert Reto Berra im ersten Nati-Aufgebot des Olympia- und Heim-WM-Jahres. Verwundert ist man allerdings, weil (oder dass) Gottérons Schlussmann seit eineinhalb Jahren nicht mehr im Schweizer Dress gespielt hat. «Ich habe mir auch einmal kurz überlegt, wann eigentlich mein letztes Spiel mit der Nati gewesen ist», sagt Berra, «es ist mir eingefallen, dass es dieses blöde Spiel gewesen ist.»
Berra meint den WM-Gruppenmatch im Mai 2024 in Prag, als er gegen Österreich nach zwei Dritteln und vier Gegentoren beim Stand von 4:4 ausgewechselt wurde. Akira Schmid hat für ihn übernommen, und NHL-Star Nico Hischier rettete die Schweiz 51 Sekunden vor Schluss mit dem 6:5 vor einer Blamage. Doch das ist bei Berra längst abgehakt. In der darauffolgenden Saison hext der 38-Jährige Fribourg zum Spengler-Cup-Titel in Davos und bis in den Playoff-Halbfinal, den er erst in Spiel sieben gegen Lausanne verliert.
Er ist 2024/25 der Goalie mit den meisten Einsätzen. Das hat Spuren hinterlassen. «Es war eine intensive Saison. Mit Fischer habe ich damals darüber gesprochen und ihm ehrlich gesagt, dass ich eine Pause brauchen könnte.» Physisch wie mental. Doch Berra betont dabei auch, dass er heuer dennoch wieder um einen Nati-Platz kämpfen möchte in diesem besonderen Hockeyjahr. Rückblickend die richtige Entscheidung.
Der Konkurrenzkampf motiviert Berra
Denn der Zürcher ist erholt und deshalb sackstark in diese Saison gestartet mit Fribourg. «Um in meinem Alter noch regelmässig auf hohem Niveau spielen zu können, geht es auch darum, auf den Körper zu hören.» Das tut Berra seit seinen Rückenproblemen noch bewusster. «Jetzt fühle ich mich super, der Zug fährt in die richtige Richtung.» Eine Olympiateilnahme ist sein grosses Ziel. An sein Alter denkt er überhaupt nicht, ausser bei den Vorteilen, die ihm seine langjährige Erfahrung bringt.
Bei Fribourg haben es weder Bryan Rüegger (25) noch Loic Galley (23) geschafft, den Routinier zu verdrängen. In der Nati versuchen Sandro Aeschlimann (30), Akira Schmid (25) und Stéphane Charlin (25), ihm und Silberheld Leonardo Genoni (38) den Rang abzulaufen. «Dieser gesunde Konkurrenzkampf pusht uns Routiniers», so Berra, «ich merke, ich will mich weiterhin beweisen und darf nicht nachlassen.»
Zurück bei der Nati, ist er voller Vorfreude, «ich war schon fast etwas nervös vor dem Abflug nach Tampere». Aber trotzdem sei er entspannt, weil Olympia noch so weit weg scheint. Die Testspiele gegen die hochkarätigen Gegner Finnland, Schweden und Tschechien im Rahmen der Euro Hockey Tour sieht Berra als Privileg. Er ist frisch und bis in die Fingerspitzen motiviert.