Power-Ranking der Swiss League
In Basel brodelt es – und ein Wink aus dem Thurgau an den SCB

Die Regular Season in der Swiss League nähert sich der Halbzeit, die Tabelle hat gewisse Konturen bekommen. Einige Teams sind im Hoch, andere haben grössere Probleme. Das neue Power-Ranking von Blick.
Publiziert: 11:20 Uhr
|
Aktualisiert: 13:11 Uhr
Teilen
Schenken
Anhören
Kommentieren
RMS_Portrait_AUTOR_378.JPG
Marcel AllemannReporter Eishockey

Platz 1: Thurgau (Vormonat: 3.)

Die Thurgauer lernten zuletzt zwar auch wieder zwei Mal das Gefühl einer Niederlage kennen (gegen La Chaux-de-Fonds und Chur), aber zuvor legten sie eine grandiose Serie von zwölf Siegen in Folge hin. Deshalb ist die Equipe von Headcoach Anders Olsson der souveräne Überraschungsleader der Swiss League. Bärenstark ist vor allem die Arbeit vor dem eigenen Tor – mit einem Schnitt von lediglich 1,47 Gegentoren pro Spiel. Und der vom SCB ausgeliehene Goalie Christof von Burg, der dort bislang noch nie eine Chance erhielt, glänzt mit einer überragenden Abwehrquote von 96,86 Prozent aus sechs Spielen. Da scheint einer heftig zu winken.

Beim SCB chancenlos, bei Thurgau top: Goalie Christof von Burg.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Platz 2: Olten (8.)

Der Saisonstart war zäh, doch mittlerweile sind die Solothurner in Fahrt gekommen. Von den letzten acht Spielen haben sie deren sechs gewonnen und dabei auch noch ein Offensivspektakel geboten – bei den letzten fünf Siegen erzielte die Mannschaft von Trainer Christian Wohlwend jeweils mindestens fünf Tore. Dennoch wird Olten, entgegen der ursprünglichen Absichten, kein Aufstiegsgesuch einreichen, wie an der GV bekannt geworden ist. Wegen der negativen finanziellen Bilanz (830'000 Franken Verlust) müsste Olten ein Ausnahmegesuch bei der National League einreichen und sieht da wenig Chancen auf Erfolg – aber weitere Kosten, die man sich sparen will.

Viel Grund zum Jubeln: Die Offensive des EHC Olten hat einiges zu bieten.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Platz 3: Chur (9.)

Die Bündner haben ihren Fehlstart in die Saison korrigiert, kraxeln die Tabelle hoch und befinden sich mit ihrer jungen Mannschaft erneut auf Playoff-Kurs. In den letzten acht Spielen haben sie siebenmal gepunktet. Es ist schon bemerkenswert, wie das prominente Trainer-Duo Reto und Jan von Arx in der Lage ist, das Spielermaterial im Lauf einer Saison zu entwickeln. Die Parallelen zur letzten Saison sind augenfällig. Aber schützen nicht vor zwischenzeitlichen Rückschlägen. Nachdem Chur am Freitag in einem begeisternden Match Leader Thurgau mit 3:2 in die Schranken gewiesen hat, gab es in Bellinzona tags darauf in einem schwachen Spiel eine 1:2-Pleite nach Penaltyschiessen.

Chur-Stürmer Liekit Reichle enteilt gleich zwei Gegenspielern.
Foto: keystone-sda.ch

Platz 4: Sierre (4.)

Die drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen werden den auf die Trainerbank zurückgekehrten Mehrheitsaktionär Chris McSorley nicht zufriedengestellt haben. Aber immerhin gab es zum Schluss vor der Nati-Pause einen bezaubernden 7:2-Triumph gegen Aufstiegsfavorit La Chaux-de-Fonds. Zudem konnte McSorley unlängst mit dem Krypto-Unternehmen Dogecoin einen neuen Hauptsponsor präsentieren, der auch als Minderheitsaktionär eingestiegen ist und die Walliser auf dem Weg zu ihren ambitionierten Zielen – mit dem mittelfristigen Aufstieg in die National League – begleiten soll. 

Chris McSorley gibt in Sierre nicht nur an der Bande den Takt an.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Platz 5: Visp (2.)

Die Visper haben den Rückenwind als Meister in die neue Saison mitgenommen. Doch auf die fünf Siege beim Start liessen die Oberwalliser anschliessend fünf Pleiten folgen und erste Zweifel am neuen Trainer Luca Gianinazzi aufkommen, ehe ein 4:1-Sieg im Derby gegen Sierre Mitte Oktober die Gemüter wieder beruhigte und sich auch die Resultate mehrheitlich wieder normalisierten. Gründe für die Schwankungen sah Captain Daniel Eigenmann gegenüber dem «Walliser Boten» im laufenden Prozess des Systemwechsels. Heinz Ehlers Beton wurde unter Nachfolger Gianinazzi gesprengt.

Luca Gianinazzi (M.) hat bei Visp die erste Krise überstanden.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Platz 6: GCK Lions (7.)

Als wären sie feinfühlige Zwillinge: Als der grosse Bruder ZSC Lions kränkelte und eine Pleiten-Serie einzog, wurden im gleichen Zeitraum auch die GCK Lions zum Patienten – vier Spiele in Folge gingen verloren. Und kaum ist der ZSC wieder auf dem Damm, haben sich auch die Junglöwen erholt. Zuletzt gab es drei Siege in Folge. Gold wert ist die Rückkehr in die Organisation von Verteidiger Victor Oejdemark nach dessen Wanderjahren – schon 15 Skorerpunkte (5 Tore, 10 Assists) hat der Schwager von ZSC-Star Denis Malgin (ist mit Oejdemarks Schwester Emelie verheiratet) gesammelt.

Formstarker Schwager von Denis Malgin: GCK-Verteidiger Victor Oejdemark.
Foto: Pius Koller

Platz 7: La Chaux-de-Fonds (6.)

Die Neuenburger haben das qualitativ beste Kader der Liga. Diesen Fakt bringt der Meister von 2023 und 2024 derzeit aber nicht annähernd aufs Eis. Die Mannschaft von Trainer Louis Matte liegt zwar noch auf Rang 2, aber ein 2:7-Debakel gegen Sierre und eine 3:6-Heimpleite gegen die GCK Lions, was in den letzten zwei Spielen insgesamt 13 Gegentore ergibt, sind Alarmzeichen. Nach dem 2:7 am Samstag, der höchsten Niederlage seit dem Amtsantritt von Matte 2022, blieb die Kabinentüre lange zu. Matte ist zwar noch nicht direkt angezählt, steht jedoch ab sofort unter verstärkter Beobachtung.

2:7 gegen Sierre: So hoch verlor Louis Matte als Trainer von La Chaux-de-Fonds noch nie.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Platz 8: Arosa (5.)

Dass es für den Aufsteiger mit einem Mini-Budget und diesem Grünschnabel-Kader schwer werden würde, war klar. Ab und zu gibt es eine Klatsche (je ein 1:7 gegen Olten und Chur), aber Trainer Rolf Schrepfer schafft es, dass sein Team immer wieder aufsteht. Am Wochenende wurde zum Beispiel bereits zum zweiten Mal das viel höher eingestufte Basel bezwungen. Eine Playoff-Qualifikation ist für Arosa in dieser ersten Saison zwar unrealistisch, aber immer wieder jene zu ärgern, die Punkte brauchen, um ebendiese zu erreichen, ist auch nicht ohne.

Über mangelnde Arbeit kann sich Arosa-Goalie Loïc Perrin nicht beklagen.
Foto: Pius Koller

Platz 9: Winterthur (1.)

Der Saisonstart war stark, doch seit am 23. September bekannt geworden ist, dass beim EHC Winterthur Ende Saison aus finanziellen Gründen möglicherweise die Swiss-League-Lichter ausgehen, hat auch die Mannschaft an Strahlkraft verloren. «Das ist leider irgendwo in den Köpfen drin», bestätigte Trainer Markus Studer unlängst gegenüber dem «Landboten». Gleich drei Spiele gingen seit dem 23. September mit 0:6 verloren, in der Tabelle hat sich Winti aus der Spitzengruppe verabschiedet und ist inzwischen auf Rang 8 abgerutscht. Der alljährliche Kampf am Playoff-Strich hat wieder begonnen. Gewisse Hoffnung verbreiten gelegentliche Ausreisser nach oben, wie bei den Heimsiegen gegen La Chaux-de-Fonds und Sierre.

Winterthur-Keeper Damian Stettler ist vermehrt unter Beschuss geraten.
Foto: Nico Ilic/freshfocus

Platz 10: Bellinzona (11.)

Es geschehen noch Wunder: Der chronische Tabellenletzte Bellinzona, das Ajoie der Swiss League, hat letzte Woche nicht nur seinen ersten Saisonsieg gefeiert (3:2 gegen Winterthur), sondern gleich noch einen zweiten hinterhergeschoben (2:1 n.P. gegen Chur). So was hat Ajoie noch nicht hinbekommen und Bellinzona letztmals im November 2024. Die zuvor arg gebeutelten Spieler können während der Nati-Pause endlich mal wieder mit breiter Brust herumlaufen. Der heimliche Star im Team ist übrigens Matteo Palmisano, der von den Stammkräften der Niederlagenflut mit einer persönlichen -1-Bilanz am besten trotzt. Am anderen Ende der Skala befindet sich Verteidiger-Kollege Enea Togni mit einem -15.

Bellinzona-Verteidiger Matteo Palmisano (r.) weiss sich zu wehren – hier gegen Oltens Stanislav Horansky.
Foto: Michela Locatelli/freshfocus

Platz 11: Basel (10.)

Nach dem verpatzten Saisonstart sah es zwischenzeitlich so aus, als fände der letztjährige Finalist in die Spur. Doch zuletzt gab es wieder vier Pleiten in Folge und allmählich verliert der Quali-Sieger der vergangenen Saison den Kontakt zu den Top 8. Vor allem die Hintermannschaft hat massiv abgebaut. Letzte Saison kassierten die Basler am wenigsten Gegentore von allen Teams, jetzt am zweitmeisten. Allmählich stellt sich die Frage nach Veränderungen. Unruhig ist es in Basel auch schon länger auf der Geschäftsstelle. CEO Olivier Schäublin verlässt den Verein Ende Saison, hinter vorgehaltener Hand ist von einem verlorenen Machtkampf mit Sportchef Kevin Schläpfer die Rede.

Der Job als Goalie des EHC Basel scheint Fabio Haller auch schon mehr Spass gemacht zu haben als am letzten Wochenende bei der deutlichen Niederlage gegen Olten.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen