Darum gehts
- Mit Walter Frey geht der Ziehvater der erfolgreichen ZSC Lions
- Warum der Zeitpunkt für den Abgang überrascht, aber eigentlich perfekt passt
- Mit welchem Motto Frey den ZSC wieder gross gemacht hat
Wie es nach ihm weitergehen soll, wusste er immer: «Wenn ich gehe, wird es schnell gehen. Und die Nachfolge wird geregelt sein», sagte Walter Frey schon vor Jahren. Einzig den Zeitpunkt seines Abgangs liess er immer offen. Nun ist er gekommen.
Nach Jahrzehnten, zunächst als Präsident der GC Eishockey Sektion und seit 1997 der ZSC Lions, zieht sich der Zürcher Unternehmer im Alter von 82 Jahren zurück. Sein Sohn Lorenz Frey-Hilti (35) übernimmt das Zepter per 1. Januar 2026.
Walter Frey verabschiedet sich nicht komplett, er wird zum Ehrenpräsidenten der Lions-Organisation ernannt – eine Anerkennung, die niemand mehr verdient als er, ohne dessen Zutun nichts von alledem denkbar ist, das den Zürchern seither gelang.
Der erste Lions-Titel war wie Öl für den Motor
Frey brachte das Undenkbare zustande, die Fusion des sportlich perspektivlosen und finanziell am Abgrund stehenden Zürcher SC mit den GC-Eishockeyanern, die viel Geld und einen starken Nachwuchs, aber keine Zuschauer und kein geeignetes Stadion hatten – die ZSC Lions waren geboren.
Das Lions-Projekt war gewagt, doch es stand unter einem guten Stern, weil Frey daran glaubte. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Spätestens mit dem Meistertitel im Jahr 2000, dem ersten in Zürich nach einer 39-jährigen Durststrecke, lösten sich die anfänglichen Widerstände der damals eher anarchistisch gesinnten ZSC-Fans gegen den steinreichen Mann von der Goldküste mit seinem Hintergrund als führender SVP-Politiker auf. «Von da an ging alles einfacher. Dieser Titel war wie das Öl, das der Motor braucht», beschrieb der Autoimporteur seine Meister-Premiere einst.
Männer:
Schweizermeisterschaften (8): 2000, 2001, 2008, 2012, 2014, 2018, 2024, 2025
Cupsieger (1): 2016
Champions Hockey League (2): 2009, 2025
Victoria Cup (1): 2009
Continental Cup (2): 2001, 2002
Frauen:
Schweizermeister (9): 2011, 2012, 2013, 2016, 2017, 2018, 2022, 2023, 2024
Cupsieger (10): 2009, 2011, 2012, 2013, 2014, 2016, 2018, 2019, 2020, 2023
Supercup (1): 2013
Männer:
Schweizermeisterschaften (8): 2000, 2001, 2008, 2012, 2014, 2018, 2024, 2025
Cupsieger (1): 2016
Champions Hockey League (2): 2009, 2025
Victoria Cup (1): 2009
Continental Cup (2): 2001, 2002
Frauen:
Schweizermeister (9): 2011, 2012, 2013, 2016, 2017, 2018, 2022, 2023, 2024
Cupsieger (10): 2009, 2011, 2012, 2013, 2014, 2016, 2018, 2019, 2020, 2023
Supercup (1): 2013
Frey hielt seine Versprechungen. Er machte aus den neuen ZSC Lions einen Spitzenklub mit dem Anspruch, jedes Jahr um den Titel spielen zu können. Ein eigenes Farmteam, die GCK Lions in Freys Wohnort Küsnacht, und die mit Abstand grösste Nachwuchsabteilung des Landes sowie die Frauenabteilung runden das Ganze ab.
Ein Patron der alten Schule – aber mit Herz
Bald schon erkannten die Leute, dass Frey mehr war als das viele Geld, das er ins Eishockey steckte. Sein Amt war nie eine Bühne der Selbstdarstellung. Eisern hielt er sich über all die Jahre im Hintergrund.
Ein Patron alter Schule, Anzug und Krawatte, die Emotionen stets unter Kontrolle. Die Spieler werden per «Sie» angesprochen. Aber hinter dieser distanzierten Fassade befindet sich ein Herz, das aus purer Leidenschaft für das Eishockey schlägt. Mannschaftssport ist für Frey die beste Lebensschule für die Jugend. Dies zu fördern, war und ist sein Kernanliegen. Und die schnelle Sportart hatte es ihm immer angetan, in jungen Jahren stand er als Amateur selber auf den Schlittschuhen, ebenso wie sein Sohn und Nachfolger, der gut vorbereitet ist und bereits im VR sitzt.
Freys unaufgeregter und weitsichtiger Führungsstil war und ist das Erfolgsrezept – und hat die Lions zu dem gemacht, was sie heute sind: die Vorzeigeadresse des Landes. Anerkannt in ganz Europa.
Von der Hire-and-fire-Mentalität hielt er nie viel
Frey vertraut den Leuten in seiner Nähe, hält ihnen den Rücken frei, wenn es nicht läuft, und fordert sie mit unangenehmen Fragen heraus, wenn er spürt, dass es allzu gut läuft und die Selbstzufriedenheit um sich greifen könnte. Er bringt sich ein, weiss genau Bescheid, was intern läuft – und hört immer zu. Kontinuität ist bei den Lions zentral, die im Sport verbreitete Hire-and-fire-Mentalität hat er stets verabscheut.
Frey hängt an den Leuten, die sich um die Lions verdient gemacht haben. «Wenn er könnte, würde er jedem Spieler, der hier einmal etwas erreicht hat, einen Vertrag bis ans Lebensende geben», sagte einmal ein früherer Sportchef.
Die vielen Fragen nach all den Millionen, die er ins Eishockey steckte, mochte Frey nie. Viel wertvoller sei die Zeit, die er für die Lions aufbringe, entgegnete er jeweils. Unzählige Stunden verbrachte er mit seinen Geschäftsführern (mit dem modernen Begriff CEO kann er nicht viel anfangen) und Sportchefs. Von aussen bekam man von Freys Engagement und Herzblut fast nie etwas mit. Dafür wirkte es im Inneren umso mehr.
«Nicht der Weg ist das Ziel. Das Ziel ist das Ziel»
Mit Frey geht der ruhende Pol, der den Klub mit unternehmerischer Weitsicht, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein aufbaute und seither zusammenhält. Gleichzeitig gibt es unter all den Fans, die den Zürcher Eishockey-Löwen zujubeln, keinen grösseren als ihn. Ohne Gefühlsausbrüche fiebert er in seiner Loge still mit. Doch im Herzen ist er einer von ihnen. Wie es in seinem Inneren jeweils aussieht, beschrieb er einmal so: «Wenn ich abends an einem Spieltag müde aus dem Büro nach Hause komme, schaue ich zuerst im Teletext nach, wie wir gespielt haben. Und wenn ich sehe, dass wir gewonnen haben, dann geht es mir plötzlich wieder gut.»
Als erfolgreicher Unternehmer und versierter Politiker pflegt er ein ehrgeiziges Motto: «Nicht der Weg ist das Ziel. Das Ziel ist das Ziel.» Und das heisst: Siege, Titel, Pokale. Davon gab es im Verlauf der Jahre Dutzende auf allen Stufen. Und über jeden Einzelnen von ihnen freute er sich. Nun ist er davon überzeugt, dass er sich weiterhin guten Gewissens freuen kann.
Der Abgang überrascht, doch der Zeitpunkt passt
Die Stabübergabe an seinen Sohn Lorenz stellt sicher, worauf es Frey immer ankam: Verlässlichkeit und Ruhe. Der Zeitpunkt mag überraschen. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, wie gut er passt. Die ZSC Lions waren nie besser aufgestellt. Seit 2022 haben sie endlich ihre eigene Heimstätte, die Swiss Life Arena in Zürich-Altstetten. Das Team hat die letzten beiden Meisterschaften und die Champions League gewonnen. Frey übergibt eine Organisation, die hervorragend funktioniert. Darüber können auch die insgesamt sportlich mageren Leistungen in diesem Herbst nicht hinwegtäuschen.
Freys Wechsel vom Präsidium ins Ehrenpräsidium markiert das Ende der längsten und erfolgreichsten Ära im Zürcher Eishockey. Doch er hat vorgesorgt, uneigennützig und im Sinne der ZSC Lions. Wie er es immer getan hat.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 21 | 29 | 52 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 19 | 40 | |
3 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 20 | 4 | 39 | |
4 | EV Zug | 21 | 6 | 37 | |
5 | Genève-Servette HC | 21 | -5 | 36 | |
6 | HC Fribourg-Gottéron | 20 | 10 | 33 | |
7 | ZSC Lions | 20 | 12 | 31 | |
8 | HC Lugano | 20 | 8 | 31 | |
9 | SCL Tigers | 20 | -3 | 27 | |
10 | EHC Biel | 19 | 3 | 26 | |
11 | EHC Kloten | 21 | -13 | 24 | |
12 | SC Bern | 19 | -12 | 20 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -26 | 19 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -32 | 11 |