Darum gehts
- Tyler Moy verlängert Vertrag beim SCRJ, analysiert Leistung gegen Gottéron
- Moy sieht komplexe Gründe für Formtief, nicht nur Ladehemmung
- Lakers ohne Tor seit 227 Minuten, letzter Treffer am 24. Oktober
Er wirkt nachdenklich und angespannt. Von der Erleichterung, dass er beim SCRJ seinen Vertrag um vier Jahre verlängert hat, ist bei Tyler Moy nichts zu spüren. Wer den Kalifornier mit Schweizer Pass kennt, weiss: Er denkt Hockey, pausenlos. Er nimmt das Spiel Szene für Szene auseinander und analysiert sie. Dazu ist der 30-Jährige im Detail nur zwanzig Minuten nach der 0:1-Penalty-Niederlage gegen Gottéron noch nicht gekommen. Das sagt er fast schon entschuldigend.
Die Kurzfassung seiner ersten Analyse: «In den zwei Spielen davor (0:3 gegen Lugano, 0:7 gegen den ZSC, die Red.) haben wir unsere DNA verloren. Gegen Fribourg war es über alles gesehen eine bessere Leistung, aber ein chaotisches Spiel, ein Hin und Her.» Und die Ladehemmung? Immerhin haben die Lakers seit 227 Minuten und 16 Sekunden kein Tor mehr geschossen. Der letzte Treffer datiert vom 24. Oktober, es ist das 2:1 von Tanner Fritz bei der 2:6-Niederlage gegen Zug. Hat Moy eine so lange andauernde Torflaute schon mal erlebt?
Darauf angesprochen, reagiert der Nati-Stürmer leicht gereizt. Es entspreche nicht seiner Denkweise, die elf torlosen Drittel in den Vordergrund zu stellen. «Es ist viel komplexer.» Er versteht zwar, dass in der Aussenwahrnehmung das Formtief auf die Ladehemmung runtergebrochen wird. Aber er erklärt den Umstand mit einer Verkettung von Unzulänglichkeiten. «Wir waren nicht diszipliniert in unserer Struktur. Und die braucht es, um vollstrecken zu können.» Die Mannschaft habe schon bewiesen, dass man jeden Gegner schlagen könne, wenn man hundertprozentig im System bleibe. «Tun wir das nicht, ist die mangelhafte Chancenauswertung eine Folge davon.»
Von Phrasen wie, dass der Puck derzeit nicht fürs Team springe oder man im Frühherbst über den Erwartungen gespielt habe, hält der Harvard-Absolvent und faszinierende Gesprächspartner übrigens herzlich wenig. Er sucht keine Ausreden oder einfache Erklärungen, sondern faktische Gründe. Dass der ehrgeizige Topskorer an seinem grossen Tag nicht abgeliefert hat, nimmt er sich zu Herzen.
Denn vor dem Match gegen Fribourg gibt Moy auf dem Videowürfel seine Vertragsverlängerung bis 2030 bekannt. Lange hat er alle Offerten ebenso genau seziert wie die Spiele und ist zum Schluss gekommen, dass es in Rappi am besten passt für ihn. Er weiss, was ihn beim Klub erwartet, dessen Visionen er teilt. Die letzten drei Jahre am Obersee haben ihm gefallen, «ich habe ein gutes Gefühl». Gewöhnen muss er sich an eine neue Tatsache: Erstmals unterschreibt Moy nicht nur ein Arbeitspapier für eine Saison, sondern einen Mehrjahresvertrag. «Das stimmt, aber ich bin älter geworden und sehe das Leben anders. Darum treffe ich auch andere Entscheide.» Aber jeder bleibt gründlich durchdacht.