Blick zeigt die Verlierer-Liste: Von Amherd bis Vara
Das sind die Schweizer Politik-Absteiger des Jahres

Amherd-Abgang, Zoll-Hammer und Skandale in der Provinz: Das ereignisreiche Politikjahr 2025 brachte Karrieren durcheinander – einige stiegen ab, andere auf. Blick präsentiert die grosse Liste.
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Ein erfolgreiches Jahr? Nicht alle Politikerinnen und Politiker können das behaupten.
Foto: Imago/Pond5 Images

Darum gehts

  • Bewegtes Politikjahr 2025 in der Schweiz
  • Bundesrätinnen standen öffentlich unter Druck
  • In den Kantonen gab es kleinere und grössere Skandale
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Viola Amherd: Scherbenhaufen bringen kein Glück

Das Jahr hatte schlecht begonnen für Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (63). Ihre langjährige Beraterin war weg. Ein Korruptionsskandal beim Bundesrüstungsbetrieb Ruag kochte hoch. Die Finanzierung der Armee-Aufrüstung: ungeklärt. 

Viola Amherd.
Foto: keystone-sda.ch

Das wichtige Projekt Dienstreform: Nach langer Vorbereitung vom Bundesrat kurz und knapp abgetischt. Der Armeechef und der Nachrichtendienstchef: Auf dem Absprung. Zwei gewichtige Abgänge, die dann erst noch durch ein Leak vorzeitig bekannt wurden.

An einer denkwürdigen Pressekonferenz Ende Februar erlebte die Schweiz eine Bundesrätin in Rage: Amherd knallte Berichte auf den Tisch, als ihr mal wieder vorgeworfen wurde, die Armee habe keine Strategie. Sie selbst hatte die Reissleine zu diesem Zeitpunkt schon gezogen. Im Januar gab die Walliser Mitte-Politikerin ihren Rücktritt auf Ende März hin bekannt. Doch nach dem Amtsende stand Amherd umso mehr in den Schlagzeilen: Vom versprochenen Fixpreis für die Kampfjets wollten die USA nichts mehr wissen. Auch diese Beschaffung wurde zum Desaster. 

Bundesrätin Viola Amherd knallt Berichte auf den Tisch
1:22
Während Medienkonferenz:Bundesrätin Viola Amherd knallt Berichte auf den Tisch

Das Fazit: Amherd ist schon nicht mehr im Amt. Sie selbst schweigt zum Scherbenhaufen. Ausbaden muss das ihr Nachfolger, der selbst auch noch keinen Weg gefunden hat, im klammen Bundesbudget, das nötige Geld für die Armeeaufrüstung herauszuholen. Vorerst will die Schweiz deshalb weniger Kampfjets kaufen.

Valérie Dittli: Eine Frau kämpft

Sie galt als Shootingstar. Doch 2025 wurde für Valérie Dittli (33) zum Krisenjahr. Die junge Waadtländer Mitte-Staatsrätin, aufgewachsen im Kanton Zug, verlor im prestigeträchtigen Finanzdepartement zentrale Dossiers. Nach massiver Kritik, internen Machtkämpfen und einem Untersuchungsbericht zog die zerstrittene Regierung die Notbremse. Dittli wurde faktisch kaltgestellt – und bekam schmerzhaft zu spüren, dass ihr als Politikerin einer Minipartei in der Waadt die Hausmacht fehlt. 

Valérie Dittli.
Foto: CYRIL ZINGARO

Die Affäre ist nur noch schwer zu durchschauen. Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Dittli wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch; sie weist sämtliche Vorwürfe zurück. Was oft untergeht: Dittli deckte auf, dass vor ihrer Amtszeit reiche Waadtländer mutmasslich illegal steuerlich bevorzugt worden waren.

Das Fazit: Dreht sich der Wind langsam? Zunehmend rückt Dittlis Amtsvorgänger Pascal Broulis (60) in den Fokus. Dem FDP-Schwergewicht, heute Ständerat, wird vorgeworfen, Vermögende über Jahre hinweg zu milde besteuert zu haben.

Karin Keller-Sutter: Aus der Bahn geworfen

Wer hochgelobt wird, hat wenig Spielraum für Enttäuschungen. Noch Anfang Jahr stand Karin Keller-Sutter (62), die Bundespräsidentin 2025, auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Die FDP-Finanzministerin galt als «mächtigste Frau in Bern», mit internationalem Format und direktem Draht in die Schaltzentralen dieser Welt. Das Dossier «Zollstreit mit den USA» schien sie im Griff zu haben, der frühe Telefonkontakt mit US-Präsident Donald Trump (79) wurde als diplomatischer Coup gefeiert. Die Hoffnung: Die Schweiz könnte einen der ersten Deals aushandeln – und so den Zollhammer abwenden. 

Karin Keller-Sutter.
Foto: Bloomberg via Getty Images

Doch der Höhenflug endete abrupt. Am Ende scheiterte der Durchbruch – Trump wendete sich von Keller-Sutter ab und lästerte öffentlich über sie. Der Zollhammer traf die Schweiz – vorerst – dennoch. Die Bundesrätin wirkte danach ungewohnt angeschlagen.

Hinzu kamen offene Konflikte mit der UBS über strengere Eigenkapitalvorschriften und Irritationen im eigenen politischen Lager. Nach dem Credit-Suisse-Untergang galt Keller-Sutter als Krisenmanagerin von historischem Format. 2025 bekam dieses Image deutliche Kratzer. 

Das Fazit: Der Nimbus der Unantastbarkeit ist weg – doch nicht alles lag in ihrer Hand. Keller-Sutter bleibt dennoch eine Schlüsselfigur im Bundesrat. Nun geht es um ihr politisches Vermächtnis. 

Ueli Maurer: Ungeniert den Ruf ruiniert

Für Ueli Maurer (75) begann 2025 schlecht. Und es sollte nicht besser werden. Zuerst kratzte der Untersuchungsbericht zum Credit Suisse-Untergang an Maurers Image als solider Finanzminister. Alleingänge, Geheimtreffen, beschönigende Aussagen zum Zustand der maroden Bank waren das eine. Das bewusste Verheimlichen von wichtigen Informationen gegenüber dem Bundesrat das andere. Maurer erhielt im PUK-Bericht ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. 

Ueli Maurer.
Foto: Keystone

Anfang September sorgte der alt SVP-Bundesrat dann selbst für Schlagzeilen. Der Polit-Pensionär betrieb in Eigeninitiative Schweizer Aussenpolitik – ohne Absprache mit dem Bundesrat. Maurer nahm eine Einladung Chinas zu einer Militärparade in Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges an. Europäische Staatschefs liessen sich dort nicht blicken.

Maurer war in Gesellschaft von Russlands Präsident Wladimir Putin (73) oder Nordkoreas Diktator Kim Jong-un (41). China sei in vielen Bereichen an der Weltspitze. Es sei so oder so besser, China zum Freund zu haben als zum Feind, rechtfertigte Maurer seine Reise. Zuletzt provozierte er mit dem Vorschlag, einzelne Kantone sollten sich doch von der Schweiz abspalten, wenn die EU-Verträge angenommen würden. 

Das Fazit: Als SVP-Chef war Maurer der Provokateur. Dann erarbeitete er sich fast schon den Ruf eine Staatsmannes, den er nun wieder zu verspielen droht. Doch Maurer vertrat immer lieber seine Meinung, als sich in ein Korsett zu zwängen. Was andere über ihn denken, dürfte ihm, auch hier, herzlich egal sein. 

Alec von Graffenried: Ein Herz für Chaoten

Er war 2024 schon national gedemütigt worden. Alec von Graffenried (63) wurde als Berner Stadtpräsident abgewählt. Nun muss er unter seiner Nachfolgerin in der Stadtregierung mitarbeiten. Und dies ausgerechnet als Sicherheitsdirektor. Das ist kein einfaches Amt: Es gibt wenig zu gewinnen im Spannungsfeld zwischen YB-Hooligans, gewaltbereiten Links-Aussen und einer Stadt, die gegenüber der Polizei oft misstrauischer ist als gegenüber Unruhestiftern. 

Alec von Graffenried.
Foto: Keystone

Und so brachte das Jahr 2025 dem Grünen-Politiker schlechte Presse ein. Auf die unbewilligte Gaza-Demo reagierte die Stadt, trotz Gewaltexzessen in der Innenstadt, zögerlich. Die erwarteten klaren Worte der Distanzierung fehlten. Von Graffenried wurde zum Gesicht des laschen Umgangs der linken Stadt Bern mit dem teilweise antisemitischen Links-Extremismus. 

Das Fazit: Die Sicherheit in Bern ist seit Jahren Thema. Die Bundesstadt wird auch 2026 um den richtigen Umgang mit randalierenden Fans und gewaltbereiten Demonstranten ringen. Vorwärtsmachen könnte eher das nationale Parlament mit härteren Massnahmen. 

Céline Vara: Eine Grüne geht baden

Endet Klimaschutz dort, wo der Strand beginnt? Wenn eine Grünen-Politikerin für einen Luxusurlaub in den Oman fliegt, sorgt das für rote Köpfe. Das erlebte Céline Vara (41), bis im Frühjahr Neuenburger Ständerätin. Sie gehört jener Partei an, die politisch vehement für den Klimaschutz einsteht und das Fliegen gerne verteufelt. Trotzdem liess Vara es sich nicht nehmen, per Flugzeug in ein Oman-Luxusresort zu reisen – wie Blick aufdeckte. 

Céline Vara.
Foto: keystone-sda.ch

Darf man das Fliegen politisch verdammen – und dann selbst ins Luxusresort jetten? Vara erklärte die Reise zunächst strikt zur Privatsache. Nach öffentlicher Kritik präzisierte sie, es habe sich um einfache Familienferien gehandelt, «den wir wegen des Angebots mit Meeresschildkröten und der besonderen Tierwelt ausgewählt hatten». Sie sei jahrelang nicht geflogen – und überhaupt: «Flugreisen sollten eine Ausnahme sein. Die Grünen haben den Menschen nie verboten, zu fliegen.» 

Das Fazit: Politisch war es dennoch ein gutes Jahr für Vara. Der vormaligen Ständerätin gelang der Sprung in die Neuenburger Regierung.

Christian Dussey: Der Spion, den niemand liebte

Er gab auf. Ende Februar trat der Chef des Schweizer Nachrichtendienstes, Christian Dussey (59), zurück. Es war eine denkwürdige Pressekonferenz: Der oberste Spion des Landes wirkte abgekämpft und müde. Ihm fehle die Kraft, gab der Geheimdienst-Mann nach nur drei Jahren im Amt ganz öffentlich zu. Der Druck durch den Krieg in Europa war immens. Interne Reorganisationen hatten zudem seit Monaten für Zoff gesorgt, Dussey hatte mehrfach miserable Noten erhalten, seine Mitarbeitenden waren unzufrieden, das Vertrauen fehlte. 

Christian Dussey.
Foto: Keystone

Dussey wäre noch bis Frühling 2026 geblieben, wenn man ihn gebraucht hätte. Doch der neue Verteidigungsminister Martin Pfister (62) wollte keine bleierne und endlose Übergangsphase. Er machte schon auf Ende November hin Schluss mit der Kurzzeit-Ära Dussey. 


Das Fazit: Ein Geheimdienst sollte keine öffentlichen Schlagzeilen generieren. Zeit für einen Neustart. 2026 wird der neue VBS-Chef Pfister auch personell durchstarten können – mit dem neuen Nachrichtendienstchef Serge Bavaud (52) und dem neuen Armeechef Bänz Roos (60). 

Simon Stocker: Nur ein Papierli-Schaffhauser?

Sein Aufstieg war rasant – sein Absturz ebenso. Der Schaffhauser SP-Mann Simon Stocker (44) schaffte 2023 sensationell den Sprung in den Ständerat. Er verdrängte den national bekannten «Manager-Schreck» Thomas Minder (65, parteilos). Doch 2025 war Stockers Mandat schon wieder weg. Sein Privatleben wurde zum Politikum. Das Bundesgericht kassierte seine Wahl: Stocker habe zum Wahlzeitpunkt gar nicht richtig in Schaffhausen gewohnt, sondern in Zürich. 

Simone Stocker.
Foto: keystone-sda.ch

Ein Politiker, der seinen Sitz per Richterspruch verliert – Neuland in der Schweiz. In der anschliessenden Ersatzwahl wollte Stocker zurück nach Bern, diesmal galt er auch als Favorit. Doch die Schaffhauser machten nicht mehr mit: Stocker unterlag FDP-Kandidat Severin Brüngger (47). 

Das Fazit: Erst juristisch aus dem Amt gekippt, dann an der Urne geschlagen – bitterer geht es kaum. Doch Stocker ist der Typ Stehaufmännchen: Als selbstständiger Unternehmer im Altersbereich ist er stark gefordert, ein politisches Comeback schliesst er nicht aus. 

«Wir haben nie ein Geheimnis draus gemacht»
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Abgesetzter Ständerat Stocker:«Wir haben nie ein Geheimnis draus gemacht»

Gerhard Pfister: Meisterstratege ohne Plan

Gerhard Pfister (63) galt als Meisterstratege, der die CVP als Mitte neu aufgestellt hatte. Und Erfolge vorweisen konnte: Nach der Fusion mit der BDP war die Mitte erstmals seit Jahren nicht mehr im Krebsgang, in wichtigen Gebieten ausserhalb der bisherigen Stammlande konnte die Partei jetzt punkten. Nur sein Abgang als Mitte-Präsident wollte ihm nicht gelingen. 

Gerhard Pfister.
Foto: STEFAN BOHRER

Anfang Jahr kündigte dies Pfister an, er überraschte damit alle. Rasch wurde er als möglicher Bundesrats-Nachfolger von Viola Amherd gehandelt. Doch dann brachen in der Partei Konflikte auf, die den Abgang vermiesten. Die Mitte-Frauen griffen Pfister vehement an, Querelen im Parteisekretariat kochten hoch. Das Personal fehlte, das für den Bundesrat oder den Parteivorsitz antreten wollte. Dem Meisterstrategen entglitt die Macht. Er wirkte planlos und ohnmächtig.

Das Fazit: Pfister macht jetzt als gewöhnlicher Parlamentarier weiter. Die Partei ist mit dem neuen Präsidenten gut aufgestellt. Die Dellen beim Abgang werden bald vergessen sein, Pfister wird im historischen Rückblick für seine Leistung gewürdigt werden. 

Sanja Ameti: Abstieg trotz Reue

Es waren Schüsse ins Verderben. Sanija Ameti (33) geriet 2024 in einen Sturm der Empörung. Sie schoss mit einer Luftpistole auf eine Darstellung von Maria und Jesus. Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten: Strafanzeigen, massive Kritik und ein landesweiter Aufschrei. Ameti entschuldigte sich. Doch sie verlor ihren Job, trat aus der Parteileitung der Zürcher GLP zurück und zog sich vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurück. 

Sanija Ameti.
Foto: keystone-sda.ch

2025 hätte zum Jahr ihres Comebacks werden können – doch politisch kam sie nicht vom Fleck. Die Öffentlichkeit zeigte sich unbarmherzig, der Abstieg ging weiter: Anfang Jahr trat Ameti aus der GLP aus; seither sitzt sie als Parteilose im Zürcher Gemeinderat und ist praktisch isoliert. Ihr droht auch juristisches Ungemach: Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Störung der Glaubensfreiheit. Der Prozess ist auf Ende Januar angesetzt. Kürzlich kündigte Ameti zudem an, sich nach fünf Jahren aus dem Präsidium von Operation Libero zurückzuziehen. Die Organisation war zuletzt nur noch wenig wahrnehmbar.

Das Fazit: Ameti gilt als rhetorisch stark und juristisch versiert. Ihr politisches Talent ist unbestritten. Gut möglich, dass ihr doch noch ein Comeback auf grösserer Bühne gelingt.

Wer waren 2025 die Gewinnerinnen und Gewinner in der Schweizer Politik? Das liest du bald bei Blick. 

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