Darum gehts
- Diese Blick-Umfrageresultate zeigen grosse Unterschiede bei den Staatskarossen der Schweizer Kantone
- Einige Kantone verzichten komplett auf eigene Regierungsfahrzeuge, andere setzen auf Gebrauchtwagen
- Von 58 Staatsfahrzeugen haben 26 einen Elektroantrieb
Sieben Regierungsräte, sieben Staatskarossen: So feudal wie im Kanton Zürich geht es in wenigen anderen Kantonen zu und her. Einzig der Aargau und das Tessin haben ebenfalls gleich viele Regierungsmitglieder wie Dienstlimousinen, wie die grosse Blick-Umfrage zeigt. Die Unterschiede sind frappant – die Spannbreite reicht vom Kanton, in dem Regierungsräte Bus und Bahn fahren (müssen), bis hin zur Kantonfahrzeugflotte, die mit jener des Bundesrates mithalten kann.
An der Spitze stehen dürfte, wie erwähnt, Zürich. Vier BMW, drei Audi und ein Hyundai-Wasserstofffahrzeug dürften den Fuhrpark des Zürcher Regierungsrates bilden. Zürich ist allerdings die grosse Ausnahme: Als einziger Kanton hat er auf Blick-Anfrage nicht öffentlich gemacht, welche Modelle die Regierungsräte fahren. Der zuständige Regierungsrat Mario Fehr (67, parteilos) begründet dies mit Sicherheitsaspekten.
Trotz der Antwortverweigerung: Zürich dürfte die teuerste Flotte besitzen. Dem Vernehmen nach sind BMW i7 im Einsatz, die bis zu 180’000 Franken pro Stück kosten.
Von den 26 Kantonen sind 5 besonders sparsam: Zug, die beiden Appenzell, Obwalden und Glarus verzichten auf Staatskarossen. In Appenzell Innerrhoden mietet der Regierungsrat bei der Zivilschutzorganisation oder beim örtlichen Gymnasium ein VW-Büssli, wenn alle Mitglieder gemeinsam unterwegs sind.
Eine günstige Sonderregel kennt der Kanton Uri: Das Dienstfahrzeug des Landweibels, ein Skoda Superb, ist bei Bedarf auch die Repräsentationslimousine des Regierungsrates.
Die Hälfte der Kantone hat ein oder zwei Fahrzeuge im Einsatz. Oft findet sich auch ein grosser Van darunter, der gleich das ganze Gremium transportieren kann. Vielerorts nutzen die Regierungsräte aber den öffentlichen Verkehr – oder das eigene Privatauto, um zu Terminen zu gelangen. Ob und in welcher Höhe sie dafür Spesen erhalten, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich.
Occasion? Warum nicht. Der Kanton Schwyz hat seine Staatskarosse, einen Volvo S90, als Occasion gekauft. Freiburg beschaffte für sich den grossen S-Klasse-Mercedes als fünfjähriges Gebrauchtfahrzeug zum Preis von 64’000 Franken. Und die vier S-Klasse-Mercedes, die Aargauer Regierungsräte durch die Gegend fahren, wurden ebenfalls nicht als Neuwagen gekauft.
In Nidwalden fährt die Regierung einen Audi A8, an ihm prangt das Kennzeichen «NW 1». Das wirkt zwar tatsächlich sehr repräsentativ, doch auch dieser Audi wurde mit bereits 33’000 Kilometern auf dem Tacho gekauft.
Dass die Regierungen meist eher sparsam mit Staatskarossen umgehen, zeigt auch das teils hohe Durchschnittsalter der Fahrzeuge: Die drei Solothurner Audi A6 zum Beispiel sind zwischen neun und elf Jahre alt. Und der Chrysler Voyager, der die Urner Regierung in corpore transportieren kann, wurde sogar vor 2010 gekauft.
Die teuersten Autos besitzt der Kanton Wallis. Neben den beiden älteren S-Klasse-Mercedes hat der Kanton zwei BMW i7 gekauft, für je 180’000 Franken.
Audi, BMW, Mercedes: Sie gelten als klassische Staatskarossen. Mercedes ist mit 24 Fahrzeugen die meistgenutzte Marke, vor BMW (13) und Audi (9). Die Stuttgarter Marke mit dem Stern punktet auch, weil sie mit der V-Modellreihe einen grossen Van anbietet.
Längst nicht überall in der Schweiz kommen aber die drei deutschen Premiummarken zum Zug. Der Kanton Jura hat als Staatslimousine 2017 einen VW Passat GTE für 48’000 Franken gekauft. Bern setzt bei seinen Mercedes-Limousinen auf die kleinere E-Klasse und nicht auf die luxuriösere S-Klasse. Auch Marken wie Tesla (3), VW (3) oder Skoda (2) kommen hier zum Einsatz.
Meistgenutztes Modell ist nach wie vor die S-Klasse von Mercedes-Benz. Sie kommt mit neun Stück knapp vor dem BMW i7. Doch der Elektro-BMW holt kräftig auf: Die S-Klasse-Modelle sind allesamt Benziner oder Diesel, in neuster Zeit wurde da vor allem der BMW gekauft, der grosse Elektro-Mercedes EQS dagegen seltener. Zuletzt beschafften Basel-Stadt oder das Wallis den grossen BMW – für fast 180’000 Franken das Stück.
Die Kantone setzen stark auf E-Autos. Zwar sind immer noch viele Benziner und einige ältere Dieselfahrzeuge unterwegs. Allerdings gilt bei den Neuanschaffungen der letzten Jahre durchweg die Devise «Stromer». Zürich wagt zudem den Versuch mit einem Wasserstoff-Hyundai. In Zahlen heisst das: Von den 58 Staatsfahrzeugen besitzen 26 einen Elektroantrieb, 5 sind hybrid unterwegs, 14 haben einen Dieselantrieb, und 12 werden mit Benzin betankt.
Und es gibt hier auch Anekdoten: Als der EU-Botschafter am 8. Mai zu einem Empfang lud, kutschierte der Aargauer Landammann im Bus durch Bern; die Zürcher Regierungsrätin fuhr derweil in der Staatskarosse mit Chauffeur vor. Demnach ist die Handhabung tatsächlich sehr unterschiedlich. Neben Einsätzen in Randzeiten und Zeitersparnis gilt vor allem die Möglichkeit zum Arbeiten als Grund, Dienstlimousinen zu nutzen. Vertrauliche Gespräche sind im Auto, anders als im ÖV, möglich. Staatschauffeure müssen teils Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnen.
Viele Kantone sind aber zurückhaltend mit dem Einsatz von Staatskarossen: Im Thurgau legten die beiden geleasten Fahrzeuge im letzten Jahr rund 4500 Kilometer zurück, was zu Leasing- und Betriebskosten von rund 16’600 Franken führte. Die beiden Audi-Limousinen der Baselbieter Regierung fahren zusammengerechnet weniger als 20’000 Kilometer pro Jahr.
Im Gegensatz zu den Regierungsräten haben die Bundesräte eigene Fahrzeuge mit Chauffeuren. Einzig Karin Keller-Sutter verzichtet darauf. Die Finanzministerin bestellt bei Bedarf bei einem externen Dienstleister eine Mercedes-Limousine. Elisabeth Baume-Schneider nutzt einen an Chauffeurdienste adaptierten Grossraum-Van, einen Mercedes EQV. Alle anderen Bundesräte fahren einen BMW der 7er-Reihe (elektrisch oder Hybrid).
Die Bundesräte können auch ein persönliches Dienstfahrzeug für den persönlichen Gebrauch bestellen. Dabei zeigt sich die Landesregierung bescheiden. Bundesrat Guy Parmelin fährt einen Mazda 3, Elisabeth-Baume Schneider einen Volvo C40 Recharge und Ignazio Cassis einen BMW 330e. Alle anderen Bundesräte verzichten aktuell auf ein persönliches Dienstfahrzeug.
Im Gegensatz zu den Regierungsräten haben die Bundesräte eigene Fahrzeuge mit Chauffeuren. Einzig Karin Keller-Sutter verzichtet darauf. Die Finanzministerin bestellt bei Bedarf bei einem externen Dienstleister eine Mercedes-Limousine. Elisabeth Baume-Schneider nutzt einen an Chauffeurdienste adaptierten Grossraum-Van, einen Mercedes EQV. Alle anderen Bundesräte fahren einen BMW der 7er-Reihe (elektrisch oder Hybrid).
Die Bundesräte können auch ein persönliches Dienstfahrzeug für den persönlichen Gebrauch bestellen. Dabei zeigt sich die Landesregierung bescheiden. Bundesrat Guy Parmelin fährt einen Mazda 3, Elisabeth-Baume Schneider einen Volvo C40 Recharge und Ignazio Cassis einen BMW 330e. Alle anderen Bundesräte verzichten aktuell auf ein persönliches Dienstfahrzeug.
In Freiburg kommen die beiden Fahrzeuge auf rund 155 Einsätze und 24’000 Kilometer pro Jahr. Das entspricht 113 Arbeitstagen für die Chauffeure.
Oft sind es Polizisten, die bei Bedarf hinter dem Steuer der Dienstlimousinen sitzen. Der Kanton Bern etwa hat drei fest angestellte Chauffeure, und der Kanton Tessin verfügt wegen der grossen Distanz nach Bern über fünf Limousinen und vier Chauffeure, die zu 100 Prozent angestellt sind.
Einen kleinen Eklat gab es im Kanton Waadt: Dieser besitzt keine Limousinen, sondern setzt auf einen externen Dienstleister. Für Aufsehen sorgte Anfang Jahr, als sich zwei Staatsrätinnen separat ans WEF in Davos chauffieren liessen – für 10’245 Franken. Insgesamt gibt der Kanton rund 160’000 Franken pro Jahr für Chauffeurdienste aus.