Protokoll der irren Wenden
Der grosse Zoll-Hickhack zwischen Trump und der Schweiz

Der US-Präsident hat die Welt mit seinen Strafzöllen auf Trab gehalten – insbesondere die Schweiz. Zweimal erwischte Donald Trump den Bundesrat auf dem falschen Fuss. Auf Ende Jahr hin hat es aber doch ein Happy End gegeben, oder?
Kommentieren
1/6
Trumps berühmt-berüchtigte Zoll-Tafeln: Am 2. April verhängte der US-Präsident Importabgaben von 31 Prozent gegen die Schweiz.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Donald Trump verhängt seit Januar 2025 hohe Strafzölle und sorgt für Unsicherheit
  • Am 1. August trifft die Schweiz ein 39-Prozent-Strafzoll-Hammer
  • Am 14. November wird ein Deal für 15 Prozent Zölle verkündet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Was war das für ein Auf und Ab: Seit seiner Rückkehr ins Weisse Haus wirbelt Donald Trump (79) mit seinen Strafzöllen die Weltwirtschaft durcheinander. Die Zollpolitik des US-Präsidenten streute genau das, was die Märkte wie Weihwasser scheuen: Unsicherheit. Bislang hat Trump mit seinem Vorgehen auch die amerikanische Wirtschaft nicht in den Griff bekommen. Und die Schweiz erwischte er mehrfach auf dem falschen Fuss. Das turbulente Zolljahr in vier Akten.

20

Januar: Trump ist wieder US-Präsident

Foto: imago/Starface

Schon vor dem erneuten Einzug ins Oval Office wartete Trump fast täglich mit Plänen auf, die reichlich für Aufsehen sorgten. Das bekannteste Beispiel: Die USA sollen Grönland kaufen. Am 20. Januar war es dann so weit, der frühere Immobilien-Tycoon war wieder US-Präsident. Nur wenige Tage später nahm er per Videoschalte am WEF teil – und trat eine Schimpftirade gegen Europa los

Mit seinen saftigen Zöllen deckte Trump zuerst die eigenen Nachbarn im Norden und im Süden ein. Ab Februar führte der amerikanische Präsident höhe Strafzölle gegen Kanada und Mexiko ein, nur um sie kurz darauf wieder zurückzunehmen. Die Schweiz stand noch nicht im Fokus der US-Regierung. Und wähnte sich in falscher Sicherheit, wie sich bald herausstellen sollte.

2

April: «Liberation Day» im Rosengarten

Foto: AFP

Die Bilder davon gingen um die Welt: Donald Trump und seine Zoll-Tafeln. An seinem selbstdeklarierten Liberation Day verhängte der US-Präsident im Rosengarten des Weissen Hauses Strafzölle gegen praktisch jedes Land der Welt. Auf die Schweiz schlug ein Zollhammer nieder: 31 Prozent. In Bundesbern war man enttäuscht – und verwirrt: Wie kommt Trump bloss auf diese Zahl? 

Es war eine Milchbüechli-Rechnung ohne Logik, was die damalige Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (62) scharf kritisierte. Die Schweizer Landesregierung verzichtete aber auf Gegenmassnahmen und setzte stattdessen auf Diplomatie. Finanzministerin Keller-Sutter wähnte sich im Glauben, einen guten Draht zum Boss im Weissen Haus zu haben. Stattdessen endete das 34-Minuten-Telefonat mit Trump am 31. Juli in einer grossen Pleite

1

August: 39-Prozent-Zollhammer am Nationalfeiertag

Foto: keystone-sda.ch

Am Nationalfeiertag riss schlechte Kunde aus Übersee die Schweiz aus dem Schlaf. Bereits am Abend zuvor hatte sich angedeutet, dass sich die Hoffnungen auf einen Deal mit Trump zerschlagen hatten. Mit was der US-Präsident unser Land dann aber eindeckte, schlug ein wie eine Bombe: ein noch höherer Strafzoll von 39 Prozent. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) und Keller-Sutter machten lange Gesichter und mussten der Öffentlichkeit diese aussenpolitische Pleite erklären.

Die Wirtschaft heulte auf – und gab sich teilweise angriffig. So forderte etwa Swatch-Chef Nick Hayek (71) im Blick einen 39-Prozent-Zoll auf Schweizer Goldexporte in die USA. Es war dann unter anderem ein anderer Uhrenfirma-Boss, der zusammen mit anderen hiesigen Wirtschaftsgrössen den US-Präsidenten umstimmen konnte.

14

November: Wir haben einen Deal

Anfang November reiste eine sechsköpfige Gruppe von namhaften Unternehmern aus der Schweiz zu Trump ins Weisse Haus. Sie schenkten dem US-Präsidenten eine Rolex-Tischuhr und einen Goldbarren – und landeten einen Coup. Wenige Tage später war es nämlich so weit. Der Bundesrat konnte am 14. November den Deal verkünden, auf den die Schweizer Wirtschaft sehnlichst gewartet hatte: 15 statt 39 Prozent Zölle – gleich viel wie die EU. Hiesige Wirtschaftsverbände und Unternehmen sprachen von einem «Aufatmen mit einem Aber». Schliesslich haben die USA der Schweiz einige Zugeständnisse abgerungen. 

Endgültig beerdigt wurde der 39-Prozent-Zollhammer dann vor zwei Wochen. Der frisch gewählte Bundespräsident Parmelin gab am 10. Dezember bekannt, dass der neue Zoll von 15 Prozent gilt – und zwar rückwirkend per 14. November. Trotzdem steht der Deal weiter auf wackligen Beinen, beruht er doch bloss auf einer rechtlich unverbindlichen Absichtserklärung. Einen unterschriebenen Vertrag gibt es bislang nicht. Ein Abkommen soll es bis zum 31. März geben. Nur: Mit dem wankelmütigen Mann im Weissen Haus ist eine erneute Wende im ganzen Zoll-Zickzack jederzeit möglich.

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen