Parmelin nahm ihn zu Minister-Treffen mit
Milliardär Gantner mischte beim Zoll-Deal noch viel stärker mit

Milliardär Alfred Gantner war noch stärker in den Zolldeal mit den USA involviert als bisher bekannt. Daran gibt es zunehmend Kritik. Auch weil niemand genau weiss, wie die 200 Milliarden Investitionen in den USA zustande kommen.
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Der Besuch von Schweizer Milliardären bei US-Präsident Donald Trump gibt weiterhin zu reden.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Milliardär Alfred Gantner war bei Gesprächen zwischen Wirtschaftsministern anwesend
  • Kritik kommt auf am Mitmischen der Milliardäre in politischen Verhandlungen
  • Investitionszusagen von 200 Milliarden Dollar von Schweizer Firmen in USA unklar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

War es in Ordnung, dass eine Handvoll Milliardäre bei US-Präsident Donald Trump (79) im Oval Office war, einen Goldbarren übergab und die Schweiz so im Zollstreit unterstützt hat? Darüber diskutiert die Schweiz seit dem Besuch Anfang November.

Jetzt wird bekannt: Die Milliardäre waren noch stärker involviert. Unternehmer Alfred Gantner (57) war laut Recherchen der «SonntagsZeitung» auch bei den Gesprächen zwischen Wirtschaftsminister Guy Parmelin (66) und US-Handelsminister Howard Lutnick (64) im September dabei. Das Wirtschaftsdepartement bestätigte dies der Zeitung auf Anfrage und hielt fest, Kontakte aus der Wirtschaft hätten entscheidend zum Zustandekommen der Treffen beigetragen.

Gantner habe aufgezeigt, wie die Schweizer Privatwirtschaft Investitionen in den USA tätigen wolle, um das Handelsdefizit auszugleichen. Politikerinnen wie Mitte-Ständerätin Marianne Binder (67) und Grünen-Nationalrätin Christine Badertscher (43) warnten vor einer Vermischung von Politik und Wirtschaft. «Gantners Agenda lässt Fragen offen», sagte etwa Binder.

Das Wirtschaftsdepartement betone hingegen, Gantner habe nicht verhandelt und keine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. «Die technischen Verhandlungen wurden an anderen Treffen geführt», schrieb das Departement.

Woher kommen die 200 Milliarden?

Dabei tauchen inzwischen noch weitere Fragezeichen zum Zolldeal mit den USA auf. So ist ungewiss, wie die 200 Milliarden Investitionszusagen von Schweizer Firmen in den USA zustande kommen. Die Konzerne hätten ihre Zusagen teils abenteuerlich berechnet, schreibt die «NZZ am Sonntag».

Auffällig hohe Zusagen etwa von Roche und Novartis – je 50 Milliarden Dollar – hätten mit klassischen Sachinvestitionen wenig zu tun, da diese Konzerne auch Personalkosten, Marketingausgaben und weitere Posten einrechneten.

Der Bund wisse gemäss Bericht nicht, wie die Gesamtsumme von 200 Milliarden Dollar zustande gekommen sei und welche Firmen welche Beträge beitragen wollten. Einen Überblick habe einzig die Schweiz–Amerikanische Handelskammer unter Rahul Sahgal (47), die die Summe in einer Umfrage unter 1500 Mitgliedsfirmen ermittelt habe. Die Investitionszusagen sollten sich auf rund 60 Unternehmen verteilen, darunter fast alle Grosskonzerne.

«Die detaillierte Investitionsliste ist streng vertraulich und liegt nur der Handelskammer vor», sagte Sahgal der Zeitung. Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft wisse nicht, welche Firma wie viel investieren werde. Der Grund: Bei den Investitionen geht es teils um börsenrelevante Informationen, eine Veröffentlichung könnte auch der Konkurrenz der investierenden Firmen helfen.

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