Darum gehts
- Schweizer Unternehmer überreichen Trump Geschenke, Durchbruch beim Zolldeal
- Mehrheit der Schweizer sieht Geschenke negativ und Einfluss Wohlhabender kritisch
- 58 Prozent finden Einmischung wohlhabender Unternehmer in Politik nicht gut
Anfang November sassen ein paar Schweizer Unternehmer im Oval Office in Washington. Mit dabei hatten sie zwei Geschenke, die bis heute die Gemüter erhitzen. Sie überreichten US-Präsident Donald Trump (79) eine Rolex-Tischuhr und einen gravierten Goldbarren.
Für Beobachter ist klar: Der Besuch hat neue Dynamik in den Zollstreit mit den USA gebracht – unterdessen hat die Schweiz doch noch einen Deal bekommen. Dabei waren unter anderem Alfred Gantner (57, Partners Group), Johann Rupert (75, Richemont) und Daniel Jaeggi (64, Mercuria).
Doch es gibt auch Kritik. Der Vorwurf der Korruption hallte zuerst durch die internationalen Medien. Und in der Schweiz erstatteten unterdessen sogar linke Politiker Anzeige.
Geschenke an Trump geben zu reden
Gantner verteidigte die Gaben für den US-Präsidenten. Sie hätten eine symbolische Wirkung. Und es gehöre halt dazu, etwas mitzubringen. «Die Franzosen haben den Amerikanern mal die Freiheitsstatue geschenkt», sagte er.
Bei den Schweizerinnen und Schweizern wird Gantner damit wohl nicht mehr Sympathiepunkte holen können. Mehr als zwei Drittel von ihnen sehen die Mitbringsel negativ, wie eine exklusive Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sotomo im Auftrag von Blick zeigt. Nur 30 Prozent beurteilen die Geschenke der privaten Wirtschaftsdelegation positiv.
Sowieso ist die Mehrheit nicht sonderlich glücklich, dass sich wohlhabende Unternehmer in die innenpolitische Debatte einbringen. 58 Prozent finden das nicht oder eher nicht gut. Einzig die Anhängerinnen und Anhänger der FDP begrüssen das Engagement mehrheitlich.
Mehr als zwei Drittel der Befragten sind überzeugt: Sehr wohlhabende Personen haben in der Schweizer Politik in den vergangenen zehn Jahren spürbar an Einfluss gewonnen – viele sehen sogar eine starke Zunahme.
Auch der parteilose Gantner ist gleich an mehreren Fronten aktiv: Neben dem Mitmischen beim US-Deal greifen er und seine Partners-Group-Geschäftspartner mit der Kompass-Initiative in den Kampf um die EU-Verträge ein.
Sind Wirtschaftsführer in Politik nicht gefragt?
Bemerkenswert ist das vor dem Hintergrund, dass Wirtschaftsführer in der Politik – so heisst es zumindest oft – seltener geworden sind. Gerade im Bundeshaus zeigt sich das deutlich. Jahrelang lautete die Kritik sogar, Unternehmer würden sich zu wenig engagieren.
Wird ihr politisches Engagement also nicht goutiert? So pauschal könne man das nicht sagen, erklärt Sotomo-Leiter Michael Hermann (54). «Wenn sich ein Unternehmer für ein politisches Amt aufstellen lässt, um Stimmen wirbt und sich dann im Parlament engagiert, stösst das auf viel Wohlwollen.»
Als Beispiele nennt er Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler (66) sowie die Industriellen Christoph Blocher (85) und Magdalena Martullo-Blocher (56), die allesamt für die SVP im Nationalrat politisiert haben. Oder auch den Medtech-Unternehmer und FDP-Nationalrat Simon Michel (48).
Es gibt keine Neidkultur
Es wäre auch falsch, von einer allgemeinen Neidkultur gegenüber sehr vermögenden Personen zu sprechen, sagt Hermann. «Das klare Nein zur Juso-Erbschafts-Initiative hat einmal mehr gezeigt, welchen Stellenwert Familienunternehmer und Einzelpersonen geniessen, die es zu sehr viel Wohlstand gebracht haben.»
Auf Skepsis stiessen hingegen – oft parteilose – Akteure, die sich von aussen in die Politik einmischten und dabei fast unerschöpfliche finanzielle Ressourcen einsetzen könnten. «Sie dürfen nicht mit Applaus rechnen, weil sie dem Verdacht ausgesetzt sind, ihr Kapital einzusetzen, um politische Entscheide zu beeinflussen.» Das gehe auch aus der Umfrage klar hervor.
In der Schweiz sei das Gespür für politische Institutionen und vor allem für die Machtbegrenzung und den Interessensausgleich noch immer stark ausgeprägt. Hermann: «Dazu gehört auch der Anspruch, dass in der Politik niemand zu stark dominieren sollte – und die normale Bevölkerung das letzte Wort hat. Kapitalstarke Akteure, die von aussen Einfluss nehmen, ritzen aus der Sicht vieler an den schweizerischen Grundsätzen.»
Insgesamt nahmen 9284 Personen zwischen dem 24. und 29. November 2025 an der für die Wohnbevölkerung der Schweiz repräsentativen Umfrage teil. Der Fehlerbereich liegt bei 1,6 Prozentpunkten.