Darum gehts
- Schweizer Unternehmer überzeugen Trump, Strafzölle zu reduzieren
- Diplomatischer Weg reichte nicht aus, persönliches Treffen war entscheidend
- Laut Seco-Chefin spare der neue Deal der Schweiz rund sechs Milliarden Dollar pro Jahr
Als Donald Trump (79) Anfang Jahr überraschend Strafzölle von 31, später 39 Prozent auf Schweizer Produkte verhängte, geriet Bern in Alarmstimmung. «Unsere Telefone klingelten nonstop», sagt Helene Budliger Artieda (60), Staatssekretärin fürs Wirtschaft (Seco). Abwarten sei unmöglich gewesen: «Wir mussten sofort nach Amerika reisen und uns breit aufstellen.»
Was folgte, ist längst Politgeschichte. Sechs Schweizer Unternehmer – ohne Amt, aber mit Zugang zu Washington – flogen auf eigene Initiative ins Oval Office und überzeugten Trump, seinem Handelsbeauftragten grünes Licht für eine Lösung zu geben. «Das war entscheidend», sagt Budliger Artieda im Gespräch mit der «NZZ».
«Musste ins Oval Office gelangen»
Der diplomatische Weg über Ministerien und Behörden habe nicht ausgereicht, so die Seco-Chefin. Um Trump zu bewegen, «musste man ins Oval Office gelangen».
Man habe Trump persönlich klarmachen müssen, wie real die Gefahr für Firmen und Arbeitsplätze sei. Der US-Präsident habe aufmerksam zugehört und viele Fragen gestellt.
Der umstrittene Umstand, dass sie dem Präsidenten eine Rolex und einen gravierten Goldbarren überreichten, ändert für sie daran nichts: «Ich bin enorm froh, dass es in diesem Land Unternehmertum gibt, das hilft, wenn es nötig ist. Viele waren gar nicht direkt betroffen.»
Chancen nicht verspielen
Heute steht ein Deal: Gesamtzölle von 15 Prozent, Ausnahmen für Pharma, Gold und Kaffee – mit milliardenschweren Einsparungen. «Wir sparen rund sechs Milliarden Dollar pro Jahr. Das ist ein guter Deal.»
Kritik kommt von links, rechts und teils aus der Wirtschaft. Doch Budliger Artieda betont: Die Schweiz brauche stabile Beziehungen zu allen grossen Volkswirtschaften – USA wie EU. Chancen wie die neuen EU-Verträge dürfe man nicht verspielen.
Ihr Fazit: «Wir Schweizer sind gerne kritisch. Aber ich sage als Bürgerin und Seco-Chefin: danke schön.»