«Wir haben uns vom Schlimmsten zum Besten entwickelt»
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Trumps Ansprache:«Wir haben uns vom Schlimmsten zum Besten entwickelt»

Wende versprochen – Chaos und teures Fleisch geliefert
Auch Donald Trump kriegt die US-Wirtschaft einfach nicht in den Griff

Donald Trump hat es nicht geschafft. Die Lebensmittelpreise steigen weiter – die Wirtschaft für den einfachen Amerikaner und die einfache Amerikanerin wird nicht besser. Wo der Schuh drückt, was die Konsequenzen sind und wie es weitergehen könnte.
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Donald Trump ist seit dem 20. Januar 2025 wieder im Amt.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trumps Wirtschaftspolitik enttäuscht: Arbeitslosigkeit steigt, Inflation bleibt hoch
  • Zollpolitik führt zu höheren Lebensmittelpreisen und wirtschaftlicher Unsicherheit
  • Arbeitslosigkeit auf 4,6 Prozent gestiegen, höchster Stand seit 2021
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Dieser Mann ist die ganz grosse Wirtschaftshoffnung der Vereinigten Staaten von Amerika! Mit diesen Worten haben Parteikollegen und konservative Medien Donald Trump (79) im Wahljahr 2024 den Wählerinnen und Wähler verkauft. Das hat funktioniert. Denn sein Händchen fürs Business waren gemäss Nachwahlbefragungen der wichtigste Grund für die Rückkehr ins Weisse Haus. Nach einem turbulenten und spektakulären ersten Jahr im Amt stellt sich nun die Frage: Hat Trump die US-Wirtschaft im Griff – und «Great Again» gemacht? 

Die Wirtschaftsdaten sind ernüchternd. Die Arbeitslosenzahlen sind in diesem Jahr auf 4,6 Prozent im November angestiegen – damit ist die Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt so schlecht wie seit vier Jahren im Herbst 2021 nicht mehr. 

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Gleichzeitig bringt Trump auch die Inflation nicht runter. Zwar hat die Teuerung im abgelaufenen Monat 2,7 Prozent betragen und ist damit leicht gesunken. Doch die Inflation bleibt damit zu hoch und über dem Zielband der amerikanischen Notenbank Fed. 

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Preise steigen – und eine Zoll-Schmach

Nein, die Amerikaner spüren die Teuerung nicht erst seit Trump an der Macht ist. Schon unter Vorgänger Joe Biden (83) sind Lebensmittelpreise teils drastisch gestiegen. «Wir wollen, dass sich die Amerikaner wieder mehr leisten können mit ihrem Geld», sagte Trump und wiederholte an Wahlkampfveranstaltungen immer wieder sein Schlagwort «affordability», das auf Deutsch am ehesten mit «Erschwinglichkeit» übersetzt werden kann. Davon will Trump jetzt plötzlich nichts mehr wissen. «Erschwinglichkeit? Mehr fürs Geld bekommen? Das ist eine Erfindung von den Demokraten, eine Hexenjagd», sagte er kürzlich. 

Fakt ist: Die Amerikaner können sich auch unter Trump immer weniger leisten. Ein Rindfleisch-Steak? Kostet den US-Konsumenten jetzt 17 Prozent mehr als in den letzten Monaten Bidens. Weitere Beispiele sind Alltagsprodukte wie Kaffee (20 Prozent teurer) oder Bananen (7 Prozent teurer). Das kratzt an Trumps Ego. Verantwortlich für diese Entwicklung ist er aber selbst. Mit seiner Zoll-Politik hat sich Trump ein Eigentor geschossen. Das sieht der US-Präsident immerhin langsam ein und macht Rückzieher um Rückzieher.

Sinnbildlich, aber am peinlichsten für Trump, ist die Saga mit Brasilien: Zuerst erhob er 50 Prozent Strafzölle, um das Land zu bestrafen, weil der brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro (70) wegen eines versuchten Staatsstreichs verurteilt wurde. Nur um wenige Monate später wegen steigender US-Lebensmittelpreise zurück zu krebsen und die Zölle gegen Brasilien wieder aufzuheben.

«Gift für Investitionen»

«Die allermeisten Ökonomen sehen die US-Zollpolitik kritisch, zumal sie sehr chaotisch daherkommt. Es fehlt an Strategie und Weitsicht», sagt Stefan Legge (38), Ökonom von der Universität St. Gallen, zu Blick. «Insgesamt wird die amerikanische Wirtschaft dadurch geschwächt. Importe werden teurer, was nicht nur die Konsumenten spüren, sondern auch die Produktionskosten in den USA erhöht.» Auch Reto Föllmi, Volkswirtschaftsprofessor der Uni St. Gallen, stellt Trump kein gutes Zeugnis aus: «Die vielen Kurswechsel haben zu höherer Unsicherheit geführt, was langfristiges Planen erschwert. Das ist Gift für die Investitionen.» 

Der US-Präsident selbst macht immer wieder geltend, dass die zusätzlichen Einnahmen durch die Strafzölle in Höhe von 300 Milliarden Dollar unglaublich wichtig für die US-Wirtschaft seien. Er will im kommenden Jahr gar jedem amerikanischen Bürger 2000 Dollar schenken – als Strafzoll-Dividende. Eine Idee, die bei konservativen Politikern in den USA für rote Köpfe sorgt. Zu den 300 Milliarden Dollar sagt Föllmi: «Die Zolleinnahmen machen weniger als 1 Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung aus und sind somit zu bescheiden, um das Defizit deutlich zu senken.»

Trump droht heftige Niederlage

Trump wird die Auswirkungen seines bisherigen Zoll-Hickhacks im ganzen 2026 spüren. Denn er hat damit auch die Notenbank Fed in eine Zwickmühle manövriert. Eine steigende Inflation und eine immer höhere Arbeitslosigkeit – schlimmer gehts geldpolitisch fast nicht. Wenn die Fed die Zinsen weiter senkt, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, könnte die Inflation ausser Rand und Band geraten. Wenn sie die Zinsen aber anhebt, gehen die Investitionen zurück und der Druck auf den Arbeitsmarkt nimmt weiter zu. 

Legge spricht hier von einem «Dilemma». «Die Fed muss den Schwerpunkt auf eines der beiden Ziele legen. Und es zeichnet sich ab, dass sie eher eine erhöhte Inflation tolerieren wird.» Das würde bedeuten, dass sich die Amerikaner noch weniger für ihr Geld leisten können.

Für Trump und die Republikaner ist das politisch hochgradig heikel. Denn im November 2026 stehen die Zwischenwahlen an. Die eigene Anhängerschaft ist laut neusten Umfragen jetzt schon unzufriedener als je zuvor. Geht die wirtschaftliche Entwicklung so weiter, droht Geschäftsmann Trump für «seine» US-Wirtschaft mächtig abgestraft zu werden.

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