Darum gehts
Ein Knall sorgt für Kopfschütteln
Zu Beginn des fünften Ganges geht eine La-Ola-Welle durchs Stadion auf der Schwägalp. Die Stimmung ist grandios. Und wird dann von einem Knall durchbrochen. Jemand zündet mitten in der Menschenmenge einen Böller. Da zucken auch die SRF-Kommentatoren Stefan Hofmänner und König Jörg Abderhalden zusammen. «Ui, was war denn das?», meint Hofmänner. Und fügt an: «Das war jetzt auch nicht der ultimative Intelligenzbeweis, Heimatland!» Sekunden später entschuldigt er sich für die deutlichen Worte, das habe kurz rausmüssen. «Sowas regt mich auf», erklärt er. Und Abderhalden kommentiert, diejenigen, die am Schwingen seien, müssten gerade einiges wegstecken. Denn schon zuvor erklärt er, dass die Welle für diejenigen im Sägemehl ein bisschen undankbar sei. Auch auf den Zuschauerrängen sorgte der Knall für Unverständnis. «Spinnt der? Mitten in den Leuten so etwas zu zünden, ist sehr dämlich», sagt einer. Auch die Schwinger auf dem Platz schütteln den Kopf.
Drama um Innerschweizer ESAF-Hoffnung
Der Kampf um den Schwägalp-Kranz gegen Mario Schneider dürfte für Noe van Messel (23) schlimme Folgen haben. Der Zuger knickte mit dem linken Knie weg, stürzte und landete auf dem Rücken. Danach konnte er den Sägemehlring nur gestützt verlassen. Als etwas mehr als eine Stunde später die Kranzgewinner auf dem Festplatz ihre Fotos machten, schlich van Messel durch die Leute. Sein linkes Knie ist dick verbunden. «Ich befürchte eine Kreuzbandverletzung», sagte der Student zum Blick-Reporter. Zuversichtlich bezüglich des ESAF wirkte er nicht. Abklärungen am Montag werden Klarheit schaffen. Für die Innerschweizer wäre eine Absage van Messels ein brutaler Verlust. Schliesslich gehört er zu den aussichtsreichsten Kandidaten für den Titel des Neu-Eidgenossen.
Giger-Killer in der Krise
Es war eine der seltenen Sternstunden der Südwestschweizer in den letzten Jahren. Am Berchtold-Schwinget 2023 besiegte Steve Duplan im ersten Gang den als übermächtig geltenden Samuel Giger. Während Giger am Sonntag auf der Schwägalp triumphierte, zog Duplan einmal mehr einen schwachen Tag ein. Der Eidgenosse verlor dreimal. In dieser Saison gewann er erst zwei Kränze, und das im schwächsten Teilverband. Wie aus seinem Umfeld zu hören ist, fehlt ihm noch immer das maximale Vertrauen in den Körper. In der letzten Saison hatte sich Duplan einen Kreuzbandriss zugezogen. Bis zum ESAF bleiben ihm noch zwei Wochen, um seine Normalform zu finden.
Einteilung sorgt für Ärger
Für die Südwestschweizer endete der Bergklassiker auf der Schwägalp in einem Debakel. Der kleinste Teilverband gewann keinen einzigen Kranz. Für Diskussionen sorgte dabei die Einteilung von Lario Kramer im sechsten Gang. Das Aushängeschild der Südwestschweizer griff mit dem späteren Festsieger Marcel Räbsamen zusammen. Während dieser bereits kranzsicher war, musste Kramer gewinnen, um ganz sicherzugehen, dass er den Kranz erhält. Dass sich die Einteilung trotz dieser Ausgangslage für diese Paarung entschied, wurde am Abend im Festzelt scharf kritisiert. Auch weil damit das Risiko eingegangen wurde, dass die Südwestschweizer ohne Kranz nach Hause fahren würden.
Einteilungschef Fridolin Begglinger erklärt am anderen Morgen, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist: «Kramer hat noch einen Eidgenossen gebraucht. Da er Ott im Anschwingen hatte, blieb in den vorderen Positionen nur Räbsamen übrig.» Und auch Räbsamen musste man noch einen starken Gegner geben, da er sonst gar leicht zum Schwägalp-Sieg gekommen wäre. Mit dem Sieg über Kramer hat er sich diesen verdient. Und die Südwestschweizer zwei Wochen vor dem ESAF zum Nachdenken gebracht. Besonders bitter: Aufgrund der Resultate in den anderen Duellen stellte sich heraus, dass Kramer ein Gestellter mit der Note neun zum Kranzgewinn gereicht hätte.
Ungewöhnliche Umgebung für Giger
Die Garderobe der Nordostschweizer auf der Schwägalp hat einen besonderen Charme. Nur wenige Meter vom Schwingplatz entfernt steht ein umfunktionierter Kuhstall. Dass die Tiere erst knapp eine Woche zuvor ausgezogen sind, riecht man deutlich. Der Stall wurde mit Matten mehr oder weniger bequem eingerichtet. Was normalerweise das «Zuhause» von Giger und Co. ist, wurde in diesem Jahr den Südwestschweizern zur Verfügung gestellt. Weshalb dieser Traditionsbruch?
Verantwortlich dafür ist das neue Betreuerkonzept der Nordostschweizer. Nach der Schlappe am letztjährigen Jubiläumsfest wurde es überdacht. Neu gibt es ein spezielles Betreuerzelt vor der Garderobe. Da dafür beim Kuhstall der Platz fehlte, zogen Giger und seine Kollegen in eine etwas weiter entfernte Garderobe um. So kamen die Schwinger auch etwas aus dem Rummel heraus, was viele zu schätzen wussten.
Zuschauer-Wahnsinn
Der Bergklassiker auf der Schwägalp lockte auch in diesem Jahr wieder über 14’000 Menschen an. Das Schwingfest ist derart beliebt und die besten Plätze so begehrt, dass die ersten Zuschauer bereits am Dienstag (!) ihren Platz reservierten. Neben der Tribüne stellten sie ihre Campingstühle auf und befestigten sie am Boden. Am Vortag des Schwingfestes war dann bereits alles voll. Wobei der eine oder andere Platz durch den starken Wind kurzzeitig wieder frei wurde.
Mit 27 Jahren
Samuel Giger ist mit sieben Triumphen Schwägalp-Rekordsieger. Haben die letzten Könige mit 27 Jahren auch schon ein Fest derart dominiert? Einer, der mithalten kann, ist Dreifach-König Jörg Abderhalden (45). Mit 27 feierte er zwar erst seinen Schwägalp-Premierensieg, war zu diesem Zeitpunkt aber bereits siebenfacher Sieger des Nordostschweizer Teilverbandsfestes (total 8 Siege) und fünffacher Sieger des St. Galler Kantonalen (total 7 Siege). Nöldi Forrer (46) war in dem Alter jeweils dreifacher Triumphator des Nordostschweizer (total 6) und des St. Galler Kantonalen (total 5). Christian Stucki (40) hat sechsmal das Seeländische gewonnen und war bei vier Siegen nicht älter als 27. Hinzu kommen vier seiner fünf Schwarzsee-Triumphe. Insgesamt siebenmal hat Matthias Sempach (39) das Oberaargauische für sich entschieden, bis 27 feierte er vier Siege. Kilian Wenger (35) hatte dreimal das Berner Kantonale (total 5) gewonnen und alle vier Siege beim Oberländischen gefeiert. Auf 13 Kranzfestsiege kam Matthias Glarner (39) während seiner Karriere. Bei sieben Triumphen war er 27-jährig oder jünger. Am häufigsten gewann er das Seeländische, bei zwei der drei Siege war er aber schon älter.
Die Königsfavoriten
Das letzte Kranzfest vor dem Eidgenössischen ist Geschichte. Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen. Auf der Schwägalp stehen Samuel Giger und Werner Schlegel im Einsatz. Die beiden zeigen, sie sind parat fürs Saisonhighlight. Mit jeweils fünf Siegen ziehen sie in den Schlussgang ein, das Direktduell endet gestellt. Damit triumphiert Giger, Schlegel wird Zweiter. Für den Unspunnensieger ist es der fünfte Festsieg in dieser Saison, daneben hat er auch das Thurgauer, das St. Galler, das Glarner-Bündner und auf der Rigi gewonnen. Gleich oft hat Fabian Staudenmann gejubelt, und zwar am Mittelländischen, Oberländischen und Freiburger sowie auf dem Stoos und dem Weissenstein. Mit Armon Orlik (Zürcher und Glarner-Bündner) und Joel Wicki (Innerschweizer und auf dem Brünig) hat ein Duo jeweils zwei Feste für sich entscheiden können. Alle anderen Königsfavoriten wurden einmal geschultert.