Generationengespräch zwischen Oldie Ambühl (41) und WM-Debütant Baechler (21)
Ambühl: «Jeder muss sich seine Sporen abverdienen»

Als Andres Ambühl seine erste WM spielte, war Nicolas Baechler gerade mal neun Monate alt – und bei dessen NL-Debüt noch nicht mal geboren. Vorbild, Respekt, Hierarchie und Regeln sind Wörter, die im Gespräch zwischen dem ältesten und jüngsten Nati-Stürmer oft fallen.
Publiziert: 18.05.2025 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: vor 30 Minuten
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Zwischen dem 41-jährigen Nati-Oldie Andres Ambühl ...
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Nicole Vandenbrouck aus Herning

Als die Nati-Teamkollegen Andres Ambühl und Nicolas Baechler nebeneinander Platz nehmen, erkennt man natürlich, dass zwischen ihnen ein grösserer Altersunterschied liegt. Aber gleich 20 Jahre? Nicht wirklich. Und dies, obwohl sich der ZSC-Youngster frisch rasiert hat. Beide grinsen, nicht das letzte Mal in diesem Generationengespräch.

HCD-Legende Ambühl spielt hier in Herning (Dä) die 20. und letzte Weltmeisterschaft seiner Karriere. Der 41-Jährige hat in all den (Nati-)Teams viele junge Talente kommen und gehen sehen. Als langjähriger Captain der Davoser wie auch der Schweizer hat er in den Garderoben das Sagen – auf eine gute Weise. Denn mit seiner bodenständigen Art legt der sechsfache Meister wert auf Werte. In seinen Junioren-Jahren ist er mit Team-Traditionen aufgewachsen. «Ich möchte jetzt nicht Hierarchien sagen, aber es gibt gewisse Regeln», so Ambühl. Und für ihn ist wichtig, dass sich junge Spieler deren bewusst sind. Der nickende Baechler weiss genau, was der Oldie meint.

Der Zürcher, der aus einer hockeyverrückten Familie stammt und dessen jüngere Schwester Alessia (19) ebenfalls für die Nati aufläuft, ist praktisch mit dem in der Hockey-Schweiz omnipräsenten Ambühl aufgewachsen. «Ich war zwar kein HCD-Fan (Ambühl lacht auf, die Red.), aber er war auch ein Vorbild von mir. Er hat sich grossen Respekt erarbeitet.» Baechler erinnert sich noch genau, als ZSC-Trainer Marc Crawford (64, Ka) bei seinem Playoff-Debüt im Viertelfinal 2023 in der Kabine in die Runde gefragt hat, auf welchen Davoser Gegenspieler man aufpassen müsse. «Da fiel Büelis Name.» Der ZSC-Youngster schaut dem mehrfachen Rekordhalter auch Kniffs ab. «In den Playoffs hast du mir bei einem Bully mal den Stock zwischen die Beine gehalten. Solche kleinen Dinge merke ich mir», so Baechler.

Ungeschriebene, aber bewährte Regeln für Junge

Die Tatsache, dass er noch nicht mal auf dieser Welt war, als Ambühl 2001/02 seine erste Profi-Saison in der damaligen NLA spielte, oder dass er erst knapp neun Monate alt war, als dieser sein WM-Debüt 2004 in Tschechien feierte, lässt ihn schon staunen. «Das war eine völlig andere Zeit. Es hat sich viel geändert. Ich höre oft, wie es früher gewesen ist.» Für Baechler zum Beispiel ist es völlig normal, dass er Aufzeichnungen seiner Shifts unmittelbar nach einem Match – «oder auch schon in den Pausen» – auf dem Handy oder iPad hat. Das hat es in Ambühls Anfängen nicht gegeben. Schaut er sie sich aber mittlerweile an? «Jaja, sicher», sagt er augenzwinkernd. Und schiebt ernst nach: «Ich befürchte, dadurch könnte bei jungen Spielern der Instinkt auf dem Eis verloren gehen.»

Ambühl betont, dass früher nicht alles schlechter gewesen sei. «Auch was das Hierarchische im Teamgefüge betrifft.» Deshalb zurück zu ungeschriebenen Regeln, die für junge Spieler gelten und sich bewähren. Sie sind es, die nach den Trainings jeweils alle Pucks einsammeln müssen. Oder bei Mannschaftsessen nicht als Erste ans Büffet stürmen sollten. Oder nicht den ersten Massage-Termin bekommen. «Jeder muss sich seine Sporen abverdienen», sagt Ambühl, «auch neben dem Eis.»

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Allüren kommen nicht gut an

Bei ihm sei das knallhart gewesen. «Wenn wir es früher gewagt haben, uns unangemessen zu verhalten, dann wurde uns von den älteren Spielern die Meinung gesagt.» Dabei gehts dem ältesten und verdienstvollsten Nationalspieler nicht nur ums Sportliche, «sondern auch um den Charakter. Das Selbstvertrauen soll auf einem gesunden Level bleiben.» Allüren bei Jungen kommen laut dem langjährigen HCD-Captain in einer Mannschaft gar nicht gut an.

Da pflichtet ihm WM-Debütant Baechler bei, dessen Generation auch mal mit übertriebenem Selbstbewusstsein auffällt, worunter Selbsteinschätzung und -wahrnehmung leiden. Dennoch sagt der zweifache Meister und Champions-League-Sieger mit dem ZSC: «Ein bisschen Selbstvertrauen braucht es doch. Angst zu haben, hilft keinem von uns weiter.» Ihm sei jedoch immer wichtig gewesen, sich den Respekt der Routiniers zu erarbeiten. «Ich trete nicht mit der Einstellung auf, dass ich schon weiss, wie alles läuft.»

Ambühl betont, dass trotz Altersunterschied der Sport die Generationen unter dem Strich verbindet. «Wir spielen das gleiche Spiel. Je älter ich geworden bin, desto mehr Junge hatte ich in der Garderobe. Das ist hübsch zu sehen. Und man muss auf Zack sein, weil uns die Jungen Druck machen. Wir geben im Gegenzug unsere Erfahrungen weiter», sagt der Routinier. Der Junioren-Internationale Baechler profitiert in der A-Nati vom Mix der unterschiedlichen Spielertypen verschiedenen Alters. «Auch wenn wir nicht alle gleich sind – wir verfolgen das gleiche Ziel.» Dann stupst er Ambühl an und sagt: «Wir Jungen halten dich auch jung. Ich will mir nicht vorstellen, wie ich mit 41 Schlittschuh laufe.» Da ist es wieder, das Grinsen des ältesten und des jüngsten Nati-Spielers.

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