Ultras werden selbst von Sitzplatz-Zuschauern ausgepfiffen
Nach Krawallen greift Kloten bei den eigenen Fans durch

Ein Teil der Klotener Stehplatz-Fans geht auf die Barrikaden. Weil der Klub nach den Krawallen mit einem verletzten Polizisten im Südtirol Sanktionen verhängt hat. Der Boykott ist eine Reaktion auf die Pfiffe, die sie von Anhängern auf den Sitzplätzen kassierten.
Publiziert: 16:54 Uhr
|
Aktualisiert: 17:04 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Für die beiden ersten Heimspiele der Saison bekam die Fan-Gruppierung «Stehplatz Schluefweg» ein Choreo-Verbot auferlegt.
Foto: Roger Albrecht/freshfocus

Darum gehts

  • Der EHC Kloten greift nach Fan-Krawallen durch
  • Klub setzt Zeichen für friedliche Spiele und Mehrheit der Anhänger
  • «Stehplatz Schluefweg» stellt ab sofort den Support bei den Spielen ein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_413.JPG
Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Der EHC Kloten greift durch. Der Grund dafür: die heftigen Fan-Krawalle von Ende August bei einem Vorbereitungsturnier in Bozen (It). Im Südtirol lösten rund 60 vermummte Kloten-Fans Ausschreitungen aus und verletzten dabei einen Polizisten. Tags darauf wurden ihre Fan-Cars von einer Polizei-Eskorte zur Schweizer Grenze geleitet. Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen weiterhin.

Mit einem Statement reagierte der EHC Kloten damals umgehend: «…Respekt auf und neben dem Eis sind ein zentraler Bestandteil unsere DNA und Gewalt wird in keiner Form akzeptiert. Wir haben klare Parameter vorgelegt und wollen gewaltfreie Spiele…»

Die Fans müssen nun mit diversen Konsequenzen klarkommen. Der EHC Kloten setzt seither auf erhöhte Kontrollen im Stadion und konsequente Nulltoleranz-Strategie bei Vermummung. Und für die ersten beiden Heimspiele wurde die Fan-Szene mit einem sogenannten «Verbot von Choreografien, Fanmaterial aller Art» belegt. Dieses ist Teil des Kaskadenmodells, des Strafenkatalogs der National League.

Aktiver Support wird eingestellt

Gut kommt das nicht überall an. Die Fan-Gruppierung «Stehplatz Schluefweg», der mehrere Fanclubs angehören, kritisiert die «fanfeindliche Entwicklung» sowie die «unverhältnismässigen Massnahmen». Ein Dorn im Auge war und ist ihnen die Kollektivstrafe. Obwohl diese jeweils hauptsächlich deswegen ausgesprochen werden müssen, weil die Fan-Gruppen keinen Beitrag leisten zur Identifizierung der Einzeltäter, die der EHC ebenfalls beharrlich anstrebt. «Die Einzel-Verfolgung hat Priorität, ist jedoch komplex. Je besser die Zusammenarbeit, desto leichter wäre die Identifizierung von Einzeltätern, die sich sonst in der Masse verstecken können», antwortet der Klub auf Blick-Anfrage.

In der ersten Stellungnahme von «Stehplatz Schluefweg», die nur einen Teil der Stehplatz-Fans in Kloten vertreten, fehlt jedoch jegliche klare Distanzierung zu gewaltbereiten Fans in den eigenen Reihen. Und mit keinem Wort wird ein allfälliger Boykott der Unterstützung erwähnt. Die aktuelle Info, dass sie den «aktiven Support an den Heimspielen der ersten Mannschaft bis auf Weiteres einstellen», und stattdessen die Junioren an ihren Spielen unterstützen, erfolgt erst nach dem Spiel gegen Zug – dem zweiten der Saison mit verhängtem Choreo-Verbot.

Sitzplatz-Zuschauer pfeifen Stehplatz-Fans aus

Was den Ausschlag für das Statement gegeben hat, darüber kann man mutmassen. Ist es Trotz? Denn: Nach dem 2:5 gegen den EVZ wird es erstmals und nur kurz laut auf der Stehplatz-Rampe, als jene Ultras plötzlich doch wieder den Spielern applaudieren.

Diese Reaktion goutieren die Kloten-Anhänger auf den Sitzplätzen gar nicht und decken die eigene Fankurve mit Pfiffen ein. Nach dem Motto: Jetzt müssen sie auch nicht mehr applaudieren, nachdem sie während des Spiels keine Unterstützung für die Mannschaft sein wollten.

Wie reagiert nun der Klub auf dieses Verhalten der «Stehplatz Schluefweg»? CEO Anjo Urner bestätigt, dass nach dem Vorfall in Bozen zwei Austausch-Gespräche stattgefunden haben und weitere geplant sind. Der Grundsatz und die Werte seien bereits entsprechend vom Klub kommuniziert worden. Man möchte friedliche Spiele. Wer das verhindert oder auch indirekt eine Form von Gewalt oder Vandalismus unterstützt, schade dem Klub und der Mannschaft.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen