Seine speziellsten Erinnerungen – und was er anprangert
Robin Grossmann betritt den illustren 1000-Klub

Mit Biel-Verteidiger Robin Grossmann tritt ein spezieller Charakterkopf in den 1000er-Klub der obersten Liga ein. Einer, der auch immer wieder mal aneckte.
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Foto: Pius Koller
National League: Charakterkopf Robin Grossmann vor 1000. NL-Spiel

Darum gehts

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Marcel AllemannReporter Eishockey
Publiziert: 10:02 Uhr
|
Aktualisiert: 10:43 Uhr

Als 18. Spieler tritt Robin Grossmann (38) am Dienstagabend dem 1000er-Klub der obersten Schweizer Liga bei. «Ich habe tolle Gene von meinen Eltern mitbekommen, war selten verletzt. Sonst sind so viele Spiele in 20 Jahren nicht möglich», sagt der zweifache Schweizer Meister (2009 und 2011 mit Davos) und WM-Silberheld von 2013 dankbar.

Aufgewachsen ist der Jubilar in Lenzburg und Dintikon im Kanton Aargau. Nicht unbedingt eine Hockey-Hochburg. Als Dreikäsehoch fasziniert ihn alles, bei dem man einen Helm tragen muss und als er auf der offenen Eisbahn in Wohlen die Jungs mit den Helmen und Hockeystöcken sieht, da ist für ihn klar: «Das will ich auch!»

Die ersten Schritte macht er beim lokalen HC Wohlen und erweist sich als talentiert. Mit 13 wechselt er zu den Junioren von Kloten, was für seine Eltern mit Fahrdiensten einen immensen Aufwand bedeutet. «Wegen des Baregg- und des Gubrist-Tunnels kam es vor, dass wir vier Stunden im Stau standen und ich im Auto fast durchdrehte, weil ich das Training verpasste», erinnert sich Grossmann.

Robin Grossmann (l.) für Kloten im Derby-Fight gegen die ZSC Lions.
Foto: Benjamin Soland

Erstes Tor buchte er gegen Sulander

Als 15-Jähriger ist er des Staus dann überdrüssig, zügelt nach Kloten, bildet mit Juraj Simek (37) eine WG. Neben dem Hockey absolviert Grossmann eine KV-Lehre bei der SBB, sein Arbeitsplatz ist am HB in Zürich.

Zu den ersten Einsätzen mit der ersten Mannschaft kommt er mit 18, sein erstes Tor erzielt er im Derby gegen den ZSC mit Goalie-Legende Ari Sulander (56) im Tor, allmählich etabliert sich Grossmann in der NLA. «Es war eine coole Zeit, in der wir auch das Stadtleben in Zürich ausgiebig zelebrierten. Die Jungen von heute sind da professioneller unterwegs», meint er vielsagend.

Am Anfang seiner Karriere: Robin Grossmann im Jahr 2005 im Klotener Dress.
Foto: Blicksport

Del Curto die Meinung gegeigt

Den nächsten Karriereschritt läutet ein Telefonat von Arno Del Curto (69) ein, dieser holt ihn 2008 nach Davos. Er bleibt für sechs Jahre, die er als die wertvollsten für seine Karriere erachtet. Unter dem legendären HCD-Trainer «wurde ich geschliffen, und zwar wortwörtlich», betont Grossmann. «Das hat es gebraucht, um als Spieler zu wachsen.» Bis heute ist er Del Curto dafür dankbar.

Da Grossmann «ein sehr vorlauter junger Mann war», wie er selber sagt, kommt es aber auch immer wieder zu Zusammenstössen mit Del Curto. Der junge Aargauer schreckt nicht davor zurück, seinem Vorgesetzten auch mal die Meinung zu geigen. Dieser lässt ihn dann jeweils spüren, was er davon hält.

Grossmann (M.) hatte eine spezielle Beziehung zu HCD-Trainer Arno Del Curto (l.).

«Ich habe es einige Male erlebt, dass Arnos Gesicht einen Millimeter vor meinem war und er mir dazu die Leviten las», sagt er mit einem Schmunzeln. «Das hat sich so während sechs Jahren durchgezogen, bis es dann derart geknallt hat, dass es nicht mehr ging.»

Höhepunkt in Zug, Belastung in Lausanne

Mit zwei Meistertiteln im Gepäck zieht Grossmann weiter nach Zug. «Dort erlebte ich spielerisch wohl den Peak meiner Karriere», sagt er. Vier Jahre bleibt er beim EVZ, die nächste Station ist dann Lausanne. In den ersten beiden Jahren gefällt es ihm in der Westschweiz ausgezeichnet. Bis Mitbesitzer Petr Svoboda (59) als Direktor eingesetzt wird, da vergeht Grossmann der Spass.

Auf dem Zugersee genoss es Grossmann zu Wakeboarden.
Foto: TOTO MARTI

«Wir hatten gefühlt 50 Spieler im Kader und jeden Tag wollte Svoboda einen anderen Spieler traden und nochmals einem anderen Spieler einen Siebenjahresvertrag geben. Diese Zeit hat enorm an meinen Nerven gezerrt, und ich konnte dies auch daheim nicht ablegen, weshalb ich mich entschied, das Kapitel zu beenden.»

Nach seinem Abgang zu seinem jetzigen Arbeitgeber Biel hatte Grossmann die Vorgänge in Lausanne als «Mafia-Style» bezeichnet. Diese Aussage, die damals für Aufsehen sorgte, bereut er nicht, «da stehe ich zu 100 Prozent dazu, denn es entsprach den Tatsachen».

Gelernt, auch mal aufs Maul zu sitzen

Bei Svoboda hätte man täglich auf alles gefasst sein müssen. «An einem Tag warst du für ihn Cale Makar und er wollte dir einen Zehnjahresvertrag über sieben Millionen geben und am nächsten nach Kuala Lumpur traden. Was da alles abging, war Jenseits. Wie Svoboda die Menschen behandelt hat, geht nicht. Wir sind nicht mehr im Jahr 1291, wo ein Patriarch machen kann, was er will.»

Die bisherigen 17 Spieler im 1000er-Klub

1. Andres Ambühl 1322
2. Beat Gerber 1269
3. Beat Forster 1171
4. Mathias Seger 1167
5. Julien Sprunger* 1123
6. Ryan Gardner 1075
7. Ivo Rüthemann 1072
8. Gil Montandon 1069
9. Michaèl Ngoy 1038
10. Sébastien Reuille 1035
11. Sven Lindemann 1034
12. Dario Bürgler* 1032
13. Marc Reichert 1022
14. Fabian Sutter 1021
15. Martin Steinegger 1019
16. Marc Wieser 1007
17. Reto von Arx 1004

*= noch aktiv

1. Andres Ambühl 1322
2. Beat Gerber 1269
3. Beat Forster 1171
4. Mathias Seger 1167
5. Julien Sprunger* 1123
6. Ryan Gardner 1075
7. Ivo Rüthemann 1072
8. Gil Montandon 1069
9. Michaèl Ngoy 1038
10. Sébastien Reuille 1035
11. Sven Lindemann 1034
12. Dario Bürgler* 1032
13. Marc Reichert 1022
14. Fabian Sutter 1021
15. Martin Steinegger 1019
16. Marc Wieser 1007
17. Reto von Arx 1004

*= noch aktiv

Grossmann ist ein Typ, der seine Meinung stets offen kundtat, «so ist mein Charakter, ich bin, wie ich bin», sagt er. Er musste im Lauf der Jahre aber auch lernen, «dass es besser ist, auch mal aufs Maul zu sitzen, da es im Sport oft Typen gibt, die ausschliesslich Ja-Sager im Team haben möchten. Wenn da einer aneckt, ist das nicht so gefragt.»

Vom Heisssporn zur coolen Vaterfigur

Nach der chaotischen Lausanner Zeit ist der Wechsel zum familiären Biel für Grossmann eine Erlösung. Der Heisssporn und Offensivverteidiger früherer Tage hat sich in den zwei Jahrzehnten zu einem defensiv ausgerichteten Abwehrpatron und einer coolen Vaterfigur für die vielen jungen Spieler bei Biel gewandelt. «Ich bin der mit Abstand Älteste im Team. Da sollte man schon ein wenig ein Vorbild sein und nicht immer die Nerven verlieren», sagt der Ex-Nationalspieler.

Inzwischen ist Grossmann beim EHC Biel heimisch geworden.
Foto: keystone-sda.ch

Grossmanns Vertrag läuft im Frühling aus – doch seine Karriere will er noch nicht beenden. «Ich fühle mich fit und denke, dass ich noch immer gut mithalten kann. Daher möchte ich schon noch gerne eine Saison anhängen», sagt er. Am liebsten in Biel: «Ich habe Familie, meine Kinder gehen hier zur Schule. Wenn es nicht sein muss, möchte ich nicht mehr unbedingt umziehen.»

1/5
Mit Davos wird Grossmann zweimal Meister.
Foto: Pius Koller
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National League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
6
17
18
2
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
6
-5
13
3
Lausanne HC
Lausanne HC
6
17
12
4
ZSC Lions
ZSC Lions
6
9
12
5
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
6
7
12
6
EV Zug
EV Zug
6
-1
11
7
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
6
4
10
8
SCL Tigers
SCL Tigers
6
-5
8
9
EHC Kloten
EHC Kloten
6
-4
6
10
SC Bern
SC Bern
5
-5
5
11
HC Lugano
HC Lugano
6
-7
5
12
EHC Biel
EHC Biel
5
-6
4
13
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
6
-9
4
14
HC Ajoie
HC Ajoie
6
-12
3
Playoffs
Qualifikationsspiele
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