Darum gehts
- Politiker verteidigen Bargeld in Restaurants gegen zunehmende elektronische Zahlungen
- Genf verpflichtet Gastrobetriebe zur Annahme von Bargeld
- In anderen Kantone sind Politiker verschiedener Parteien aktiv geworden
Bye, bye Bargeld? Der Abschied passiert schleichend – und zeigt sich besonders in Restaurants: Immer mehr Gäste zücken die Karte oder zahlen mit dem Handy. Gleichzeitig gibt es Gastrobetriebe, die gar kein Bargeld mehr akzeptieren. Das ist erlaubt – solange klar darauf hingewiesen wird, dass nur elektronische Zahlungsmittel gelten.
Doch diese Entwicklung wollen viele Politikerinnen und Politiker nicht einfach hinnehmen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Bargeld zu verteidigen. Besonders die Beizen geraten dabei ins Visier. Aktuell laufen in mehreren Kantonen Vorstösse, um Cash als Zahlungsmittel zu sichern.
Bemerkenswert ist, dass Vertreterinnen von links bis rechts dahinter stehen – in ganz unterschiedlichen Konstellationen. Das zeigt: Die Vorhaben haben realistische Chancen. Für Beizen, die kein Bargeld annehmen, könnte es ungemütlich werden!
Genf hat schon durchgegriffen
Am weitesten ist man im Kanton Genf. Dort hat das Kantonsparlament beschlossen, Gastrobetriebe zur Annahme von Bargeld zu verpflichten. Auslöser war ein Vorstoss der SVP-Politikerin Virna Conti (30). Sie störte sich daran, dass man an gewissen Orten – etwa im Fussballstadion – eine Portion Pommes frites nur noch mit Karte oder Handy bezahlen könne. Das sei «absolut nicht normal», so Conti. Bargeld schliesse niemanden aus und verursache keine Kommissionen.
Der Vorstoss sorgte für ungewöhnliche Allianzen. Während FDP, Mitte und die Regierung vor einer «unverhältnismässigen Verpflichtung» warnten, stellten sich auch SP und Grüne hinter die Idee.
Kampf gegen «cashless only» im Aargau
Anderswo gilt Genf nun als Vorreiter zum Schutz des Bargelds in der Gastronomie. Im Kanton Aargau ist es unter anderem ein Mitte-Politiker, der das Thema aufgreift. Grossrat Daniele Mezzi (32) will das Gastgewerbegesetz so anpassen, dass Restaurants, Cafés und Veranstalter Bargeld zwingend akzeptieren müssen.
Der Trend zu «cashless only» bereite ihm Sorgen. Es dürfe nicht passieren, dass man irgendwann nur noch mit Karte, Twint oder Handy zahlen könne, sagte Mezzi zu Tele M1. Mitgetragen wird der Vorstoss von SVP-Parlamentarierin Nicole Burger (45).
Breite Allianz in Bern
Gleich sechs Vertreter von fünf Parteien – GLP, Mitte, FDP, EDU und SVP – fordern im Kanton Bern ein «Recht auf Bezahlung mit Bargeld im Gastgewerbe». Der Kanton solle sicherstellen, dass in Beizen weiterhin mit Noten bezahlt werden kann.
«In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr im Berner Gastgewerbe tätige Betriebe und Veranstalter Bargeldzahlungen verweigern und ausschliesslich elektronische oder digitale Zahlungsmittel akzeptieren», so Erstunterzeichner Nils Fiechter (29, SVP). Die Politiker warnen vor einer Diskriminierung: Gerade Jugendliche oder Ältere ohne Bezahlkarte würden ausgeschlossen.
Ein Zeichen hat diese Woche zudem der Berner Stadtrat gesetzt – auch wenn davon nicht alle Gastbetriebe betroffen sind. Wer in Bern eine Veranstaltung auf öffentlichem Grund besucht, soll immer mit Bargeld bezahlen können. Das Parlament überwies ein entsprechendes Postulat aus den Reihen von SVP und Alternativer Linker.
Hitzige Bargeld-Debatte in Zürich
Im Kanton Zürich taucht die Bargeld-Pflicht in mehreren Vorstössen auf. So wollen drei EDU-Kantonsräte vom Regierungsrat wissen: «Wie motiviert und unterstützt der Regierungsrat private Unternehmungen, weiterhin auf Bargeld zu setzen?» Noch weiter geht die Einzelinitiative eines Bürgers: Sie verlangt eine allgemeine Bargeld-Annahmepflicht für den ganzen Kanton.
Wie stark das Thema polarisiert, zeigte ein Vorfall in der Stadt Zürich. Die Veranstalter des Weihnachtsmarkts im Hauptbahnhof wollten ursprünglich nur Kartenzahlung zulassen. Nach lautem Widerstand ruderten sie zurück – und akzeptieren nun auch Bargeld.
Aufgrund dieses Vorfalls fordert die linke Alternative Liste in einem Vorstoss auf städtischer Ebene, dass Bargeldverbote untersagt werden – sowohl in städtischen Betrieben wie auch in Betrieben, die von der Stadt direkt unterstützt werden oder auf öffentlichem Grund stehen. Ein weiterer Bargeld-Vorstoss kommt von der FDP.
Und auf nationaler Ebene?
Bargeld beschäftigt auch Bundesbern. Ein Vorstoss aus den Reihen der Lega verlangte etwa, dass Dienstleister verpflichtet werden sollen, Bargeld als Cash zu akzeptieren. Der Bundesrat hält davon wenig: Zwar anerkennt er die Bedeutung des Bargelds, eine Annahmepflicht wäre aber ein zu starker Eingriff «in die Vertragsfreiheit und in das Grundrecht der Wirtschaftsfreiheit».
Im März 2026 stimmt das Land über die Bargeld-Initiative der «Freiheitlichen Bewegung Schweiz» und den direkten Gegenvorschlag ab. Die Initiative verlangt, dass Bargeld jederzeit in genügender Menge verfügbar bleibt und ein Ersatz des Frankens nur mit Volks- und Ständemehr möglich ist. Der Gegenvorschlag hält fest, dass die Bargeldversorgung und der Schweizerfranken garantiert bleiben – neue Regeln entstehen dadurch aber nicht.