Darum gehts
- Bargeldloser Weihnachtsmarkt am Zürcher Hauptbahnhof sorgt für Kritik und Unmut
- Traditioneller Standbetreiber Don Giovanni AG erhält unbegründete Absage nach 25 Jahren
- 500 Franken Busse droht Betreibern bei Annahme von Bargeld
Am Zürcher Hauptbahnhof klirren dieses Jahr keine Münzen mehr, sondern nur noch die Kartenterminals. Der beliebte Weihnachtsmarkt hat den Veranstalter gewechselt und wird erstmals komplett bargeldlos. Wer trotzdem ein Fünfliber in die Hand nimmt, riskiert eine Busse. Und die hat es ordentlich in sich: 500 Franken müssen die Betreiber bei Bargeldannahme bezahlen. Laut dem «Polarzauber»-Team soll das Verbot unter anderem der besseren Sicherheit auf dem Markt dienen. Neben der üblichen Standmiete verlangt der neue Veranstalter zudem eine Umsatzbeteiligung der Händler.
Traditionsbetrieb vor den Kopf gestossen
Der Veranstaltungswechsel sorgt bei der Don Giovanni AG, einem langjährigen Standbetreiber, für Unmut. Nach über 25 Jahren am Zürcher Weihnachtsmarkt erhielten sie für dieses Jahr eine unbegründete Absage der Standbewilligung, wie sie gegenüber Blick bestätigen. Das Unternehmen, das italienische Spezialitäten verkauft, sieht im Bargeldverbot einen grossen Nachteil: «Rund 45 Prozent unseres Umsatzes machten wir bisher mit Bargeld.»
Mit dem Konzept des neuen Veranstalters können sie sich nicht identifizieren. Statt am Hauptbahnhof sind sie nun im Shopville vertreten – dort darf weiterhin bar bezahlt werden. «Das entspricht auch unserer Haltung, und wir freuen uns über jede Kundin und jeden Kunden, die mit Bargeld bezahlen», heisst es weiter.
Leser reagieren mit Kritik und Empörung
Nicht nur unter den Standbetreibern, sondern auch in der Leserschaft sorgt das Bargeldverbot für Kritik. Ruben Muralt schreibt: «Ich werde den Weihnachtsmarkt definitiv nicht besuchen. Mir hat keiner vorzuschreiben, wie ich was bezahlen soll. Der Betreiber will bloss seine Umsatzbeteiligung sicherstellen. Tut mir leid für die Standmieter, aber ich bin vom Polarzauber entzaubert.»
Ähnlich sieht das Leser Werner Graf: «Hier wird die Freiheit schleichend abgeschafft! Das Bargeld ist ein wesentliches Stück Freiheit und die letzte Bastion gegen die totale Kontrolle durch den Staat. Der Weihnachtsmarkt soll eine freie Begegnungszone sein, kein Ort des Zahlungszwangs!» Für ihn ist klar: «Die Schweiz darf sich nicht an diesen Diktaten der bargeldlosen Gesellschaft beteiligen. Wir fordern: Bargeld muss bleiben!»
Für zusätzlichen Unmut sorgt, dass Barzahlungen sogar mit einer Busse geahndet werden. «Bei Barverkauf droht eine Busse? Haben wir es wirklich so weit gebracht? So eine Veranstaltung würde ich nie besuchen!», schreibt Leser Christian Lisignoli. Auch Johann Beck äussert seine Enttäuschung: «Als Ü70 fühle ich mich ausgegrenzt und nicht willkommen!»
Die Reaktionen zeigen: Für viele ist Bargeld mehr als nur ein Zahlungsmittel. Es steht für Freiheit und Selbstbestimmung. Entsprechend laut wird nun der Ruf nach einem Gesetz, das Bargeldverbote verhindert. «Das ist ein Grossangriff auf unser Bargeld. Unser Recht, mit Bargeld zu zahlen, muss dringend besser geschützt werden. Wir brauchen ein Gesetz, das ein solches Verbot verbietet!», fordert Leser Markus Räber.