Eure Meinung zur Bargeldpflicht
«Ich würde ein Cashless-Restaurant nie mehr besuchen!»

Genf führt eine Bargeldpflicht ein: Alle Geschäfte müssen künftig auch Scheine und Münzen akzeptieren. Mit dem Beschluss entfacht das Kantonsparlament eine Debatte über Bargeld und Kartenzahlung.
Publiziert: 13:30 Uhr
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In Genf müssen Restaurantbesitzer künftig Bargeld annehmen.
Foto: Keystone
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

In manchen Restaurants heisst es inzwischen: «Nur Kartenzahlung, bitte.» Damit ist in Genf bald Schluss. Das Kantonsparlament hat beschlossen, dass Bargeld überall als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. Eingebracht hatte den Vorstoss die 30-jährige SVP-Parlamentarierin Virna Conti, die sich darüber ärgerte, an gewissen Orten mit ihren Franken abgewiesen zu werden. Bargeld verursache weniger Kosten für die Händler, argumentierte sie und erhielt damit überraschend breite Unterstützung.

Nicht nur im Parlament, sondern auch in der Leserschaft erhält die neue Massnahme viel Lob. 75 Prozent der Teilnehmenden einer Blick-Umfrage befürworten das neue Bargeldgesetz und geben an, weiterhin aktiv Bargeld zu nutzen. 16 Prozent finden es immerhin gut, die Wahl zu haben. Nur 7 Prozent sehen die Regelung als Schritt zurück, und 2 Prozent ist das Thema egal.

«Gut gemacht, SVP Genf!»

Für User Abbas Arnold Schumacher macht eine Bargeldpflicht vor allem wegen der Tücken der Technik Sinn. «Ich erlebte in einem Restaurant, als ich mit Karte zahlen wollte, dass das Kartensystem nicht funktioniere. Was wäre jetzt passiert, wenn ich kein Bargeld bei mir gehabt hätte? Vergesst diese Idee, nur noch per Karte zu zahlen können. Ich würde so ein Restaurant nie mehr besuchen!», kommentiert er.

Leser Reto Schmidt steht der zunehmenden Digitalisierung im Zahlungsverkehr ebenfalls kritisch gegenüber. Er warnt davor, dass Kartenzahlungen langfristig das Bargeld verdrängen könnten: «Wenn nur noch mit Karte bezahlt werden kann, ist das Bargeld bald abgeschafft, und Tor und Tür sind offen für die totale Überwachung der Bürger. Gut gemacht, SVP Genf!»

Auch User Daniel Benz befürwortet die Bargeldpflicht: «Ich hoffe, dass sich andere Kantone schweizweit anstecken lassen. Bar muss immer auch möglich sein. Und die Argumentation, dass das Bargeld teuer ist, lass ich zumindest von meiner Seite aus nicht gelten» Daniel Schmid ergänzt: «Bei Kartenzahlungen verdienen die Banken immer ein paar Rappen. Wollen wir das? Eine Note bleibt immer gleich viel!» 

Bargeld punktet nicht bei allen

Neben den vielen Befürwortern gibt es allerdings auch kritische Stimmen. Holger Chowanetz etwa gibt zu bedenken: «Ich mag Bargeld, trotzdem muss man mit der Zeit gehen. Manche hängen in der Vergangenheit fest.» Auch Marion Jost relativiert die Debatte: «Es wird vermutlich jeder mit Bankkonto eine Karte haben, die für Bancomat oder Barauszahlung am Schalter gleichermassen genutzt werden kann. Somit kann auch jeder bargeldlos bezahlen!»

Leser Michael Eggenberger erklärt, dass jene, die sich über bargeldloses Bezahlen aufregen, sich oft gleichzeitig beschweren, wenn das Bezahlen länger dauert. «An vielen Festivals und Veranstaltungen gibt es cashless, damit das Bezahlen schneller geht, Fehler beim Geldwechsel vermieden werden und das Risiko eines Diebstahls reduziert wird», sagt er. Gleichzeitig erinnert er daran, dass beim Bargeld das Bundesgesetz gelte, das den Anbietern die Annahme freistelle. «Übernimmt nun der Kanton Genf die Kosten, die durch das Handling von Bargeld entstehen?», fragt er kritisch.

Jürgen Zwahlini betrachtet die Sache differenzierter: «Geld von einem Konto manuell abheben, damit ich es jemandem geben kann, der es dann wieder auf ein Konto einzahlt?» Der direkte Weg sei ihm lieber, trotzdem müsse Barzahlung immer möglich sein. «Ich war in vielen Fussballstadien. Wenn mit Bargeld bezahlt wird, ist der Zahlungsprozess endlos und ich war erst in der 65. Minute auf dem Platz zurück.» Seiner Meinung nach ist es nicht nachvollziehbar, dass die Politik hier eingreifen muss. «Lasst den Kunden entscheiden und bietet Optionen an, welche der Markt nachfragt, auch wenn es nur um Zahlungsoptionen geht», appelliert er.

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