«5 Prozent oder 10 Prozent?» – Aufforderung auf Kartenterminal
Gäste wollen Trinkgeld lieber bar bezahlen – doch Realität sieht anders aus

Die Trinkgeld-Studie zeigt: Gäste geben das Trinkgeld am liebsten bar. Konkrete Vorschläge in Prozent auf dem Zahlterminal kommen weniger gut an. Trotzdem wird die Funktion rege genutzt.
Publiziert: 07:01 Uhr
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Aktualisiert: vor 36 Minuten
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Über die Hälfte der Restaurantgäste geben immer oder meistens Trinkgeld.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Schweizer geben jährlich eine Milliarde Franken Trinkgeld in Restaurants aus
  • Gäste bevorzugen freie Trinkgeldwahl statt vorgegebener Prozentsätze auf Kartenterminals
  • 69 Prozent der Befragten geben Trinkgeld lieber bar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Rund eine Milliarde Franken! So viel geben die Schweizerinnen und Schweizer in Restaurants pro Jahr allein fürs Trinkgeld aus. Das zeigt die neue Trinkgeld-Studie der Bank Cler.

Über die Hälfte der Befragten gibt dabei immer oder meistens Trinkgeld bei einem Restaurantbesuch. Am häufigsten lassen die Gäste dem Servicepersonal ein Trinkgeld in der Höhe von etwa 5 oder 10 Prozent des Rechnungsbetrags da.

Keine Bevormundung erwünscht

Doch wie viele Prozent die Gäste jeweils an Trinkgeld geben, wollen sie gar nicht so genau wissen. Die Gäste wollen den Betrag selber bestimmen können – auch beim digitalen Zahlen.

Optionen wie 5, 10 oder 15 Prozent, die auf dem Display vieler Kartenterminals als Vorschläge aufploppen, kommen nicht gut an: Zwei Drittel der Befragten gefällt diese Variante gar nicht bis eher nicht. 41 Prozent der Umfrageteilnehmenden geben an, dass sie das Trinkgeld nicht in Prozent bemessen möchten. Besser kommt es deshalb an, wenn ein freier Betrag eingegeben werden kann.

«Je aktiver die Gäste auf die Möglichkeit zur Trinkgeldgabe hingewiesen oder gar dazu aufgefordert werden, desto weniger Gefallen finden sie daran», heisst es in der Studie weiter.

«Wesentlich mehr Trinkgeld»

Das überrascht Raoul Corciulo (59), Geschäftsführer von Vendomat. Das KMU bietet iPad-basierte Kassensysteme für die Gastronomie und Hotellerie an – mit Kartenterminal und Trinkgeldoption.

Die Gastronomen, die mit Vendomat zusammenarbeiten, können dabei ihre eigenen Prozentsätze auf dem Kartenterminal festlegen – oder auch darauf verzichten. «Die Mehrheit unserer rund 2600 Restaurantkunden entscheiden sich jedoch für die Option mit Prozenten», erklärt Corciulo. Für die Angestellten sei das einfacher und unkomplizierter. «Und es hat den Effekt, dass das Personal wesentlich mehr Trinkgeld macht.»

Dabei zeigt die Trinkgeld-Studie, dass 69 Prozent der Befragten das Trinkgeld lieber in bar geben. Bei mehr als der Hälfte trifft dies auch zu, wenn sie mit der Karte oder Smartphone bezahlt.

Doch gemäss Corciulo bewährt sich Anpreisung des Trinkgelds auf dem Kartenterminal für die Gastronomen. Je nach Restaurant werden bei Vendomat 70 bis 80 Prozent des Trinkgelds bargeldlos bezahlt – und die Tendenz steigt weiter. Für den Experten ist klar: «Es braucht den Service an der Front für den Kontakt mit den Menschen. Doch im Hintergrund wird Digitalisierung zunehmend wichtiger.»

Gastro-Kette macht 3,5 Millionen Trinkgeld

Auch die Familie Wiesner Gastronomie (FWG) setzt voll auf digital – und das auch beim Geld: Mitte 2023 strich die Gastro-Kette, die für Restaurants wie Miss Miu, Nooch Asian Kitchen oder den Burgerladen The Butcher bekannt ist, das Bargeld komplett. Obwohl Gäste das Trinkgeld nach wie vor in bar geben dürfen, komme das so gut wie nie vor.

«99,1 Prozent der Trinkgelder werden elektronisch bezahlt», sagt Daniel Wiesner (42), der FWG gemeinsam mit seinem Bruder führt, auf Anfrage von Blick. Dabei können die Gäste auf dem Kartenterminal zwischen den Buttons «keines», «automatisch», «prozentual» oder «CHF-Betrag» wählen. Automatisch bedeutet dabei 10 Prozent.

«Viele Gäste schätzen es nicht, wenn fixe Prozent-Summen am Terminal erscheinen», gibt Wiesner zu. «Bei uns können sie den Trinkgeldbetrag deshalb frei wählen.» Dabei machte die Gruppe letztes Jahr 3,5 Millionen Franken an Trinkgeld.

Die Vorschläge wegzudrücken und auf das Trinkgeld zu verzichten, können offenbar viele nicht mit ihrem schlechten Gewissen vereinbaren.

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