Darum gehts
- Schweizer Bäckerei-Kette Hug akzeptiert kein Bargeld mehr an zwei Standorten
- Entscheidung löst heftige Debatte über Vor- und Nachteile bargeldlosen Zahlens aus
- Hygiene und Gesetzgebung werden thematisiert
Ein weiterer harter Schlag für das Bargeld. Nun will auch die Schweizer Bäckerei-Kette Hug keine Nötli und Münzen mehr annehmen. Zumindest an zwei Standorten. In der Filiale an der Zollstrasse in Zürich und der Filiale in Rotkreuz wird jeweils seit dem 1. Oktober und dem 17. November Cash abgewiesen.
Laut «Zentralplus» handle es sich dabei um einen Testlauf. Geschäftsleiter Marcel Steger erklärt, dass mittlerweile der Grossteil der Kundschaft mit Karte oder per Twint bezahlt. Hinzu käme, dass der Verzicht auf Bargeld zu einem saubereren und hygienischeren Verkaufsumfeld beitrage.
«Bargeld ist aus dem Mittelalter»
In unserer Kommentarspalte haben die bunten Scheinchen eine hitzige Diskussion entfacht. Eine Anzahl an Leserinnen und Lesern findet den Rückgang des Bargeldes in Geschäften eine gute Sache. Ernst Gallusser schreibt: «Ich habe kaum Bargeld auf mir. Nach Möglichkeit bezahle ich zu rund 95 Prozent mit Karte oder Twint. Eine Supersache. Ich hasse es, dauernd Bargeld aus den Bancomaten zu beziehen.» Werner Blum meint hart: «Bargeld ist aus dem Mittelalter und nur noch für Ewiggestrige.»
Auch im Bezug auf die Hygiene begrüssen einige die Entscheidung des Kultbecks. So Marion Comi: «Im punkto Hygiene finde ich das sehr gut. Auch in der Metzgerei stört es mich jedes Mal, dass Bargeld in den Händen ist und danach Frischfleisch abgeschnitten wird.» Harry Keller sieht es ebenso: «Ist doch eine gute Sache, eindeutig hygienischer und schneller!» Er fragt sich, warum sich so viele dagegenstellen. Die Gegenseite antwortet.
«Bargeld hat gefälligst akzeptiert zu werden»
Die Zahl der aufgebrachten Kommentarschreiber ist gross. Kurt Bortis ist nur einer der Aufgebrachten: «Eine absolute Frechheit! Mir passiert das einmal und der Laden wird nicht mehr besucht.» Bargeld als ein Schweizer Zahlungsmittel lasse er sich nicht verbieten: «Die Jungen checken leider nicht, dass sie sich in eine immer grössere Abhängigkeit begeben. Wenn sie es dereinst merken, wird es zu spät sein.»
Sandra Galander sieht nur radikale Massnahmen: «Es wird höchste Zeit für ein Gesetz, welches die Annahme von Bargeld zwingend vorschreibt. Bargeld ist das offizielle Zahlungsmittel und hat gefälligst akzeptiert zu werden» Andere rufen schlicht dazu auf, die Bäckerei-Kette nicht mehr zu unterstützen. Da gibt es nur eines: Diese Läden boykottieren!», schreibt Hans Grau.
«Was ist, wenn der Strom mal ausfällt?»
Einige haben zudem die Befürchtung, dass Karten- und Twint-Zahlung nicht verlässlich genug sei. Es werde zunehmend unmöglich, noch mit Bargeld zu bezahlen, führt Peter Aufdermauer aus und meint: «Was ist, wenn der Strom mal ausfällt? Dann stehen alle in der Warteschlange?» Dasselbe fragt sich Roman Bachmair: «Und dann kommt der Moment, wo die Terminals nicht funktionieren. Was dann?»
Auch die Hygiene ist für viele kein legitimer Punkt. «Jetzt noch die Hygienekeule. So was Dämliches», meint Thomas Meier. «Dann wundert man sich nicht, wenn jemand das Brot beim Aldi einkauft», fügt er hinzu. Auch Marcel Stierli teilt diese Einstellung: «Finde die Hygienebegründung süss. Wie haben wir nur die letzten 100 Jahre überlebt?»
Maik Leege sieht die Sache pragmatischer. Er ist der Ansicht, das Zahlmittel wird sich anhand des Marktes festlegen: «Verbote, Gesetzte, und so weiter ... der Markt wird es regeln. Wenn die Kunden wegbleiben, wird der Beck wieder Bargeld nehmen. Wenn der Kunde nicht per Karte zahlen will, soll er einen anderen Beck nehmen. Überregulieren kann man alles.»