Darum gehts
Russland greift die Ukraine unvermindert an
Gleichzeit häufen sich Nato-Luftraumverletzungen
Experten sind sich sicher: Putin testet das Bündnis
Trump geht auf Distanz zu Putin
Putin-Auftritt zeigt, was Kremlchef von Trumps Friedensplan hält
Von Marian Nadler, Redaktor am News-Desk
Schaute man am Donnerstag das Nachrichtenprogramm der nationalen Sender in Russland und der Ukraine fiel einem ein extremer Kontrast auf. Während die Ukraine sich trotz eines von Russen und Amerikanern ausgearbeiteten Plans, der einer Kapitulation des von Moskau überfallenen Landes gleichkommt, bei einem Treffen mit einer US-Delegation offen für Verhandlungen zeigte, lief im russischen TV ein gänzlich anderes Programm. Dort sass Kremlchef Wladimir Putin (73) in Militärkleidung bei einem Gespräch mit seinen Armeechefs.
«Wir haben unsere Aufgaben, unsere Ziele», erklärte der Kremlchef. Das wichtigste Ziel sei die bedingungslose Erreichung der Ziele der militärischen Spezialoperation, wie Moskau den Krieg in der Ukraine nennt. Die Zeitung «Iswestija» bezeichnete den Besuch von Präsident Putin in einem Kommandoposten als «Signal an Amerika, dass er bereit ist, über die Ukraine zu verhandeln – und zwar zu Russlands Bedingungen».
Der Kreml hält sich zum 28-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump (79) bedeckt – rät Kiew aber schonmal, den Bedingungen zuzustimmen. «Die erfolgreiche Arbeit des russischen Militärs sollte Selenski davon überzeugen, dass es besser ist, jetzt eine Einigung zu erzielen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow (58) Journalisten in einer Telefonkonferenz im Kreml.
Die Ukraine steht nun vor einer schwierigen Entscheidung, wie der ukrainische Präsident am Freitag in einer Rede an die Nation erklärte. Welche das ist und was Selenski sonst noch sagte, habe ich für dich hier zusammengefasst.
Ukraine soll US-Plan akzeptieren – bis Donnerstag
Von Angela Rosser, Redaktorin am Newsdesk
US-Präsident Donald Trump erwartet von der Ukraine, dass sie den von den Vereinigten Staaten vorgelegten Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges bis kommenden Donnerstag im Wesentlichen akzeptiert.
Drohung von Trump
Den erwähnten Plan, der insgesamt 28 Punkte umfassen soll, hat Wolodimir Selenski (47) am Donnerstag erhalten. Er hat sich mit einer US-Delegation in Kiew getroffen, wie Blick bereits berichtete.
Der Tageszeitung «Washington Post» zufolge verknüpften die USA das Ultimatum mit einer Drohung. Sollte sich das von Russland angegriffene Land gegen den Friedensplan sträuben, müsse es mit dem Verlust der US-Unterstützung rechnen, berichtete das Blatt unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Ukraine für Zusammenarbeit bereit
Selenski schrieb auf der Plattform X, dass die Ukraine «bereit für eine konstruktive, ehrliche und zügige Zusammenarbeit» sei. Ob die Frist bis Donnerstag etwas zu zügig sein könnte? Eine Reaktion von Selenski auf das Ultimatum von US-Präsident Trump steht noch aus.
Zustimmung zum Friedensplan wäre Kapitulation
Von Guido Felder, Auslandredaktor
Dass sich Trump jetzt wieder um Frieden in der Ukraine bemüht, hat mich überrascht. Ich hatte seinen Friedensplan, den er mit Putin in Alaska besprochen hatte, schon abgeschrieben, nachdem die Russen die Offensiven nach dem Gipfel sogar ausgebaut hatten und die Stimmung zwischen Kreml und Weissem Haus auf den Nullpunkt gesunken war.
Mit der Wiederauferstehung des totgeglaubten Friedensplans kommt wieder Hoffnung auf. Die Russen reden wieder mit den Amerikanern, am Donnerstag traf eine amerikanische Militärdelegation zu Gesprächen in Kiew ein.
Doch: Erneut wurde die Hauptbeteiligte im ganzen Drama umgangen. Erneut spielt die Ukraine nicht die Hauptrolle. Es sind lediglich die Interessen der Grossmächte USA und Russland – bzw. ihrer Präsidenten –, die zählen.
So sind mehrere Bedingungen im 28-Punkte-Plan für die Ukraine inakzeptabel. Kein Wort von Wiederherstellung der offiziellen Grenzen. Dafür lauter Geschenke des Opfers an den Täter. Vor allem ein Punkt wäre für die Sicherheit der Ukraine verheerend. Welcher das ist, liest du hier.
Russland: Ukraine greift wieder mit ATACMS-Raketen an
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Die Ukraine hat erstmals wieder mit US-Raketen vom Typ ATACMS im russischen Hinterland angegriffen – diesmal die Region Woronesch. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Angaben des ukrainischen Generalstabs zum Einsatz dieser weitreichenden Raketen.
Insgesamt seien vier ATACMS zerstört worden. Dem Ministerium in Moskau zufolge wurden durch Trümmer abgeschossener Raketen das Dach eines gerontologischen Zentrums, ein Heim für Waisen und ein Privatgrundstück getroffen. Es gebe weder Tote noch Verletzte in der Zivilbevölkerung.
Mehr zur Verwendung und Schlagkraft der ATACMS kannst du im Text meines Kollegen Denis Molnar nachlesen.
US-Präsident Donald Trump hatte Medien zufolge nach einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenski im September die Bereitschaft erklärt, die Beschränkungen für den Einsatz weitreichender US-Raketen aufzuheben. Es handelt sich laut russischen Medien nun um den ersten Einsatz der ATACMS-Raketen seit Trumps Amtsantritt. Unter Trumps Vorgänger Joe Biden hatte es bereits solche Angriffe gegen Ziele in Russland gegeben.
Mindestens 25 Tote in der Ukraine nach russischen Angriffen
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Während sich die russischen Attacken auf ukrainische Städte weiter massiv intensivieren, bleibt die internationale Reaktion – allen voran aus den USA – auffallend zurückhaltend. Das beklagt nun auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einer neuen Botschaft auf Telegram.
Laut Selenski habe Russland in der Nacht über 470 Angriffsdrohnen sowie 48 Raketen verschiedener Typen auf die Ukraine abgefeuert. Besonders betroffen seien die Regionen Ternopil, Charkiw, Iwano-Frankiwsk und Lemberg. In Ternopil trafen die Geschosse neunstöckige Wohnhäuser; mehrere Brände brachen aus, es gebe mindestens 19 Tote. Unter den Trümmern könnten noch Menschen liegen, hiess es.
Auch Charkiw wurde ab dem Abend massiv angegriffen – Dutzende Verletzte, darunter Kinder, und Schäden an Energieversorgung, Verkehr und ziviler Infrastruktur. In mehreren weiteren Regionen – darunter Kiew, Mykolajiw, Tscherkassy, Tschernihiw und Dnipropetrowsk – gab es zusätzliche Einschläge.
Nach Angaben der Behörden wurden insgesamt mindestens 25 Menschen getötet, darunter drei Kinder. Zudem wurden 73 Menschen bei den «massiven kombinierten russischen Angriffen» auf Wohnhäuser und Industrieanlagen in der Stadt Ternopil verletzt, wie das ukrainische Innenministerium in Onlinediensten mitteilte.
Selenski betont, jeder dieser «dreisten Angriffe auf das normale Leben» zeige, dass der internationale Druck auf Russland nicht ausreiche. Die Ukraine brauche dringend Raketen für die Luftabwehr, zusätzliche Systeme, stärkere Flugzeuge und mehr Drohnen, um Menschenleben zu schützen. Russland müsse «zur Rechenschaft gezogen» werden.
Dutzende Verletzte bei Drohnenangriff auf Charkiw gemeldet
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Der österreichische Militärexperte Markus Reisner warnte jüngst in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenportal «n-tv» vor einer neuen Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg. Russland versuche, die Ukraine systematisch zu schwächen, indem es die zivile Infrastruktur in den Wintermonaten angreift. Wie der Winter dadurch als Waffe wird, kannst du im Text meiner Kollegin Janine Enderli nachlesen.
Weiter heisst es, Moskau bediene inzwischen mehrere Ebenen gleichzeitig, so der Experte. Neben den grossflächigen Raketen- und Drohnenangriffen in der Ukraine setze Russland zunehmend auf hybride Methoden, die Europa direkt betreffe. Russland gehe demnach «all in»: Neben der militärischen Eskalation an der Front nehme auch die Zahl rätselhafter Vorfälle in Europa zu.
Unterdessen gehen die Angriffe auf die Ukraine unvermindert weiter: Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ostukrainische Grossstadt Charkiw sind Berichten zufolge mehr als 30 Menschen verletzt worden – darunter mehrere Kinder.
Die Attacke habe die Stadt in der Nacht getroffen, mehrere Gebäude beschädigt und Brände ausgelöst, teilten Bürgermeister Ihor Terechow und die regionale Militärverwaltung laut ukrainischen Medien mit. Ein Supermarkt sei zerstört, ein neunstöckiges Wohnhaus nach einem Treffer evakuiert worden. Aufnahmen aus Charkiw zeigten zahlreiche ausgebrannte Fahrzeugwracks.
Besuch in Türkei am Mittwoch: Selenski will Friedensgespräche «wiederbeleben»
Von Daniel Macher, Redaktor am Newsdesk
Es läuft nicht gut für die Ukraine. Nicht nur militärisch steht das Land unter Druck, sondern auch politisch. Durch den Korruptionsskandal verliert die Regierung an Glaubwürdigkeit. Für Präsident Wolodimir Selenski soll es jedoch auch Chance sein, behauptet mein Kollege Samuel Schumacher. Mehr dazu erfährst du hier.
Doch Selenski kämpft nicht nur gegen seinen Gegner im Inneren. Für Mittwoch kündigte der Präsident deshalb Gespräche in der Türkei an, um die festgefahrenen Friedensverhandlungen mit Russland wiederzubeleben, schrieb er auf X. US-Sondergesandter Steve Witkoff wird ebenfalls an dem Treffen teilnehmen, schreibt die ukrainische Nachrichtenagentur UNN. Zudem soll der Austausch von Kriegsgefangenen erneut angestossen werden.
Unterdessen ist im ukrainischen Donauhafen Ismajil ein russischer Luftangriff auf ein türkisches LNG-Tankschiff niedergegangen. Auf der «Orinda» brach nach einem Treffer der Pumpanlage ein Brand aus. Die 16-köpfige Crew wurde laut türkischen Medien evakuiert.
Katastrophenschützer, darunter Robotereinheiten, bekämpfen den Brand. Eine Evakuation in der Ukraine war nicht nötig, auf rumänischer Seite wurden jedoch die Dörfer Plauru und Ceatalchioi vorsorglich geräumt. Die Donauhäfen, essenziell für Getreideexporte und Energieimporte, sind immer wieder Ziel russischer Angriffe.
Putins Armee kesselt die Ukraine in Pokrowsk ein
Von Johannes Hillig, Redaktor am Newsdesk
Die Russen machen Druck. Sie versuchen, die weiter Ukraine zu erobern. Besonders im Fokus: Pokrowsk. Seit über einem Jahr ist die Stadt hart umkämpft. Warum gerade dieser Ort so wichtig ist, hat sich auch meine Kollegin Janine Enderli gefragt und deswegen mit Klemens Fischer (61), Geopolitik-Experte der Kölner Universität, gesprochen. Hier findest du den Artikel.
Um die Stadt Pokrowsk und Myrnohrad zu erobern, rücken die Russen Stück für Stück vor. Am Wochenende konnte die russische Armee zwei weitere Ortschaften im Süden der Ukraine erobern. Konkret geht es um die Dörfer Riwnopillja und Mala Tokmatschka. Moskau hatte bereits in den vergangenen Tagen die Einnahme zweier Dörfer in der Region verkündet.
Damit flankieren die Russen die beiden Städte Pokrowsk und Myrnohrad. So wird es für die Ukrainer schwerer, die beiden Orte zu verteidigen.
Bürgermeister berichtet von «massivem» Angriff auf Kiew
Von Natalie Zumkeller, Redaktorin am Newsdesk
Drohnen, Luftalarm, mehrere Brände: Wie der Bürgermeister von Kiew in der Nacht auf Freitag auf Telegram schreibt, kam es zu «einem massiven Angriff des Feindes auf die Hauptstadt». Die Luftabwehr stand stundenlang im Einsatz – dennoch konnten zahlreiche der rund 430 eingesetzten russischen Drohnen, Raketen und Marschflugkörper Schäden anrichten.
In mehreren Stadtteilen brachen durch die Explosionen der Shahed-Drohnen Feuer aus. Laut der Militärverwaltung in Kiew brennen mehrere Wohnhäuser, auch Autos stehen in Flammen. «Die Russen greifen Wohngebäude an», erklärte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Tymur Tkatschenko, in Onlinenetzwerken.
Die Lage ist dramatischer, als zunächst gemeldet: Mindestens vier Menschen wurden getötet, 27 weitere verletzt, wie Tkatschenko später bestätigte. 15 Verletzte mussten im Spital behandelt werden. Unter den Betroffenen befindet sich auch eine schwangere Frau. Infolge der Angriffe fielen in Teilen der Stadt Strom- und Wasserversorgung aus, Abschnitte des Heizungsnetzes wurden beschädigt – die Fernwärmeversorgung ist teilweise unterbrochen.
Präsident Wolodimir Selenski sprach in sozialen Medien von einem «hinterhältigen Beschuss» und veröffentlichte Bilder schwer zerstörter Gebäude. Der Angriff habe darauf abgezielt, «Menschen und ziviler Infrastruktur maximalen Schaden zuzufügen». Selenski zufolge war Kiew das Hauptziel, doch auch die Region um die Hauptstadt sowie die Gebiete Charkiw und Odessa wurden getroffen. In der Region Sumy wurde nach vorläufigen Angaben eine Hyperschall-Rakete vom Typ Zirkon eingesetzt.
Es ist nicht der erste grosse Angriff auf die ukrainische Hauptstadt – immer wieder kommt es zu nächtlichen Drohnenattacken. Momentan dürften sich die ukrainischen Streitkräfte jedoch hauptsächlich auf die Stadt Pokrowsk konzentrieren. Wieso es so wichtig ist, dass die Ukraine die Stadt hält, erklärt dir meine Kollegin Janine Enderli in diesem Artikel.
Falsche Versprechungen: 200 Kenianer kämpfen in Russland
Von Janine Enderli, Redaktorin am Newsdesk
Russland stellt ihnen einen guten Lohn und ein Visa in Aussicht, dann landen sie an der Front: Mehr als 200 Kenianer sollen nach Angaben der kenianischen Regierung derzeit auf russischer Seite im Krieg gegen die Ukraine kämpfen.
Wie das Aussenministerium mitteilte, sind die Netzwerke, die Freiwillige anwerben, sowohl in Kenia als auch in Russland aktiv. Die Rekrutierung hat System und richtet sich vornehmlich an Bürger aus afrikanischen Ländern.
Mit falschen Versprechungen von Geld und einer Perspektive ist das Angebot Russlands, in der russischen Armee zu dienen, vor allem für Menschen, die in ihren Ländern am Rande der Gesellschaft leben, attraktiv. Mein Kollege Mattia Jutzeler hat das System in diesem Artikel erklärt.
Im Fall Kenia heisst das: Der Staat verspricht den Männern bis zu 18'000 Dollar für Visa Reisen und Unterkunft.
Die Realität im Krieg ist brutal. Die kenianische Botschaft in Moskau stellte bereits Verletzungen fest. In der Hauptstadt Nairobi kam es im September zudem zu einer Razzia, bei der 21 Personen befreit wurden, die offenbar für den Krieg vorbereitet werden sollten.
Nicht allen war klar, dass sie nach Russland reisen würden, um zu kämpfen. Sie hätten geglaubt, den russischen Staat bei Aufgaben wie dem Montieren von Drohnen, dem Umgang mit Chemikalien oder bei Malerarbeiten zu unterstützen.