Epstein, Mord und Nobelpreis
Aus 5 Gründen hat Trump genug von Putins «Bullshit»

Der US-Präsident hat in seiner Russland-Rhetorik eine klassische Spitzkehre vollzogen. Am Montag will er eine «wichtige Botschaft» an Putin senden. Kiew hat guten Grund zur Hoffnung. Für Trumps Ukraine-U-Turn gibt es fünf Erklärungsansätze.
Publiziert: 12.07.2025 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2025 um 20:03 Uhr
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Der russische Raketenterror hört nicht auf. Allein in der Nacht auf Donnerstag feuerten Putins Soldaten 741 Raketen und Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew ab.
Foto: Getty Images

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Samuel SchumacherAusland-Reporter

So hat Wladimir Putin (72) seinen alten Bekannten im Weissen Haus noch nicht gehört. «Putin schmeisst einen Haufen Bullshit in unsere Richtung. Ich bin nicht glücklich mit ihm», sagte US-Präsident Donald Trump (79) am Donnerstag. Am Telefon sei der russische Präsident immer freundlich. Seine Versprechen aber seien «leer».

Ganz neue Töne aus Washington. Den Krieg beenden, das wollte Trump schon immer. Jetzt hat er offenbar erkannt, dass das gemeinsam mit Putin nicht klappen wird. Was den US-Präsidenten zu seiner Ukraine-Spitzkehre bewegt hat, wird immer deutlicher. Spoiler: Wolodimir Selenskis (47) Rede an der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom war es nicht.

In der italienischen Hauptstadt legten der ukrainische Präsident und seine Frau Olena Selenska (47) dar, was die brutalen Raketennächte in Kiew derzeit verursachen. Allein in der Nacht auf Donnerstag feuerten die russischen Angreifer 741 Raketen und Kampfdrohnen auf die ukrainische Hauptstadt! «Purer Terror», sagte Selenski. «Die Zerstörung spüren wir tief in uns drin. 80 Prozent der Ukrainer leiden unter Dauerstress», erzählte Selenska.

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Der russische Raketenterror hört nicht auf. Alleine in der Nacht auf Donnerstag feuerten Putins Soldaten 741 Raketen und Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew ab.
Foto: Global Images Ukraine via Getty Images

Trump aber weilte diese Woche nicht in Rom, sondern in Washington, wo er den Waffenlieferungsstopp von Verteidigungsminister Pete Hegseth (45) rückgängig machte und Kiew weitere Defensivwaffen versprach.

Für Trumps kriegerische Kehrtwende gibt es fünf Erklärungsansätze:

1

Trump ist heiss auf den Friedensnobelpreis

Dass sich der US-Präsident als würdigen Träger der prestigeträchtigen Auszeichnung sieht, hat er selbst mehrfach betont. Am Montag hat das Thema neuen Aufwind erhalten, als Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu (75) Trump für den Preis nominierte. Der Entscheid darüber, wer den Preis am 10. Dezember erhält, liegt in den Händen eines norwegischen Komitees. Klar ist: Ohne substanzielle Unterstützung der Ukraine in ihrem Überlebenskampf gegen den russischen Aggressor kann sich Trump den noblen Traum gleich abschminken.

2

Seine Senatoren drängen ihn

Lindsey Graham (70), Trump-Golf-Buddy und republikanischer Senator aus South Carolina, hat einen Gesetzesentwurf erarbeitet, der scharfe neue Sanktionen gegen Russland vorsieht und den mehr als 80 Prozent der amerikanischen Senatoren unterstützen: ein absoluter Rekordwert im gespaltenen Washington. Das Gesetz soll noch im Juli zur Abstimmung kommen.

3

Iran-Mission lässt Isolationisten verstummen

Die Isolationisten, die Trump von einem Iran-Angriff abhalten und ihn zu einem Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine bringen wollten, sind laut Trumps einstigem Vizepräsidenten Mike Pence (66) weitestgehend verstummt. In einem Interview mit CNN liess Pence durchblicken, dass sich Trump von der erfolgreichen «Mission Mitternachtshammer» gegen den Iran darin bestärken liess, dass US-Waffen – ob nun in den Händen von amerikanischen Kampfjetpiloten oder ukrainischer Soldaten – manchmal durchaus der Weg zum Frieden ebnen können.

4

Mord an Kleinkind könnte ihn umstimmen

Dank der Aktion seiner Tochter Ivanka (43) im April 2017 wissen wir, wie sehr sich Trump durch Fotos von leidenden Kindern erweichen lässt. Ivanka Trump zeigte ihrem Vater damals Fotos von syrischen Mädchen und Buben, getötet durch einen Giftgasanschlag des Assad-Regimes. Trump reagierte prompt und liess Dutzende syrische Militärstellungen bombardieren. Am Freitag nun zeigte Trumps Lieblingszeitung «New York Post» auf der Titelseite gross das Bild des einjährigen Dmytryk, der diese Woche beim Spielen im Vorhof eines Hauses in Cherson von einer russischen Drohne gejagt und getötet wurde. Solche Einzelschicksale bewegen den mächtigsten Mann der Welt zuweilen mehr als die schiere Anzahl der rund tausend Soldaten, die auf den ukrainischen Schlachtfeldern derzeit jeden Tag sterben.

5

Er muss vom Epstein-Dossier ablenken

Die Geschichte über die vermeintliche Klientenliste des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein (†2019) könnte Trump gefährlich werden. Mehrere von Trumps hochrangigen Mitarbeitern – darunter FBI-Chef Kash Patel (45) und Justizministerin Pam Bondi (59) – hatten vor ihrer Amtseinsetzung die Verschwörungstheorie verbreitet, Epstein hätte eine geheime Liste mit mächtigen Männern geführt, denen er Mädchen für sexuelle Dienstleistungen zugehalten habe. Jetzt behauptet Trumps Team, diese Liste gäbe es gar nicht. Vor allem im Lager der Trump-Anhänger sorgt das für mächtig Ärger. Trump braucht dringend eine neue grosse Story, um vom Epstein-Thema abzulenken.

Am Montag will Trump «eine wichtige Botschaft» zu Russland verkünden. Das liess er am Freitag durchsickern. Die Ukraine hat für einmal guten Grund zur Hoffnung, dass aus Washington mehr als nur heisse Luft in Richtung Moskau wehen wird.

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