Der Bundesrats-Jet landet in Bern
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Hektik in den Frachthäfen
Hier ziehen die Amerikaner ihre Zollwand hoch

Die Strafzölle von 39 Prozent für die Schweiz sind Tatsache. Seit Donnerstagmorgen sind sie in Kraft. Im riesigen Hafen in New York warten nun die Zollbeamten auf die Waren aus aller Welt. Entscheidend für den Zolltarif ist aber nicht, wann die Güter US-Boden erreichen.
Publiziert: 06:10 Uhr
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Aktualisiert: 08:17 Uhr
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Hat die Zollmauer hochgezogen: US-Präsident Donald Trump.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Darum gehts

  • US-Strafzölle in Kraft getreten, 39-Prozent-Zoll auf Schweizer Produkte
  • Zeitpunkt der Verschiffung entscheidend für Anwendung neuer oder alter Zolltarife
  • Hafenkomplex New York und New Jersey fertigt jährlich rund 9 Millionen Container ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

An den Frachthäfen dieser Welt herrschte in den letzten Stunden grosse Hektik. Begleitet vom nervösen Blick auf die Uhr: Um exakt 6.01 Uhr unserer Zeit sind die US-Strafzölle in Kraft getreten – auch der 39-Prozent-Zoll auf Schweizer Produkte. Entscheidend war dabei der Zeitpunkt, wann die Güter ihren Weg in Richtung USA angetreten haben.

Konkret: Wer es noch geschafft hat, ein Produkt vor 6.01 Uhr per Schiff oder Flugzeug über den Atlantik oder den Pazifik zu schicken, der ist dem Zollhammer des US-Präsidenten gerade rechtzeitig entgangen. Für diese Güter gelten nämlich noch die alten Zolltarife. So hat es Donald Trump (79) in seiner präsidialen Anordnung festgehalten. Einzige Vorgabe: Die Ware muss dann vor dem 5. Oktober aus dem Lager geholt und zum Verkauf angeboten werden.

Der grosse Umschlagplatz in New York

Genauso hektisch dürfte es aktuell bei den amerikanischen Zollbeamten zu und her gehen. Sie müssen die neuen, nun gültigen Zolltarife implementieren – und damit die 39-Prozent-Zollmauer gegen die Schweiz hochziehen. Viele Schweizer Industriegüter treffen dabei am Hafen von New York und New Jersey ein, dem grössten Warenumschlagplatz an der Ostküste der USA. Nur der Hafenkomplex südlich von Los Angeles und damit auf der anderen Seite des Landes ist grösser. Jährlich fertigt der Hafenkomplex vor den Toren von New York rund 9 Millionen Container ab. Über 80 Prozent des globalen Warenhandels erfolgt per Schiff – etwa mit den riesigen Frachtern des Genfer Konzerns MSC.

Wer jetzt denkt, dass eine Armee von Zollbeamten in kleinen Zollhäuschen sitze, gebannt auf die Ware aus Übersee wartet und dann die Zölle einkassiert, der liegt falsch. Das «Wall Street Journal» hat akribisch festgehalten, wie das ganze Zollprozedere abläuft. Demnach müssen die US-Importeure die Unterlagen mit den Angaben zu den Waren, die sie in die USA einführen lassen wollen, elektronisch bei der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde einreichen – und zwar bevor die Ladung in Richtung USA transportiert wird. Der aktuell alles entscheidende Eintrag: der Zeitpunkt, wann die Ladung verschifft wurde. 

Ohne Mathematik geht nichts

Trifft die Ladung dann in den USA ein, schlägt die Stunde der Zollbeamten. Sie prüfen die Unterlagen, bevor sie die Waren freigeben. Dabei notieren sie Uhrzeit, wann die Güter amerikanischen Boden erreicht haben. Danach landet die Ladung typischerweise in einem Warenlager.

Der Importeur zahlt die Zölle nicht gleich vor Ort. Er hat 10 bis 30 Tage Zeit, um die Zollrechnung zu bezahlen. Diese muss aber zuerst berechnet werden. Dafür engagieren die US-Unternehmen darauf spezialisierte, lizenzierte Zollagenten. Beim ganzen Zollwirrwarr von Trump ist es schliesslich keine einfache Aufgabe mehr, den exakten Zolltarif zu ermitteln. Je nach Herkunft, Zusammensetzung und Art der Ware fallen gleich mehrere Importabgaben an. Ohne Computer gehts mittlerweile nicht mehr: Dafür entwickelte Software berechnet selbst komplexe Kombinationen von Zolltarifen. Die Beamten der US-Zollbehörde führen dann Stichproben durch, ob die richtigen Tarife entrichtet wurden.

Lange Überfahrt in die USA

Der 39-Prozent-Zollhammer ist für die Schweiz jetzt Realität. Die Zollmauer von Donald Trump gegen unser Land steht. Noch aber treffen Produkte aus der Schweiz in den USA ein, die noch unter der Mauer durchschlüpfen, weil für sie noch der alte Zoll von 10 Prozent gilt. Denn bis ein Schiff von einem europäischen Hafen den Atlantik überquert hat, dauert es vier bis sieben Wochen. Es muss einfach vor 6.01 Uhr aufgebrochen sein.

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