So trainierten unsere Slalom-Asse für den Weltcup-Auftakt
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Exklusiver Einblick:So trainierten unsere Slalom-Asse für den Weltcup-Auftakt

Schweizer Frust in Levi
Ohrfeige zum Slalom-Start – Experte Plaschy ist bedient

Mikaela Shiffrin (30) deklassiert alle. Auch die Schweizerinnen. Warum kommen Holdener und Co. nicht auf Touren? SRF-Experte Didier Plaschy ist bedient.
Publiziert: 16:57 Uhr
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Aktualisiert: vor 8 Minuten
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Mikaela Shiffrin fährt auf und davon. Die Amerikanerin holt in Levi ihren 102. Weltcupsieg. Die Gegnerinnen? Chancenlos.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Skifahrerinnen enttäuschen beim Slalom in Levi, Mikaela Shiffrin siegt
  • SRF-Experte Didier Plaschy kritisiert die Leistungen der Schweizerinnen
  • Shiffrin gewinnt zum 9. Mal in Lappland und zum 102. Mal im Weltcup
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Zuerst brodelt es, dann bricht es aus ihm heraus. «Das kann es nicht sein!», ärgert er sich. «Das ist bedenklich!», poltert er. Und schliesslich meint er: «Das reicht nicht!» SRF-Experte Didier Plaschy (52) ist nach dem Slalom in Levi (Fi) sauer. Warum? Weil es ihm nicht egal ist, wie die Schweizerinnen abschneiden.

Wendy Holdener (32) ist als Achte die beste Swiss-Ski-Athletin. Sie verliert 3,06 Sekunden auf Siegerin Mikaela Shiffrin (30, USA), die zum 9. Mal in Lappland und zum 102. Mal im Weltcup gewinnt – beides ist Rekord. «Ich habe noch sehr viel Luft nach oben», sagt sie. Tatsächlich kommt Holdener nicht auf Touren, obwohl sie zuletzt beim Training in Saas-Fee VS einen bärenstarken Eindruck hinterliess. «Aber in Levi selbst ging es dann in den Tagen vor dem Rennen nicht so gut. Ich muss wieder konsequenter sein», sagt sie.

Für Plaschy ist klar: «Wendy ist in ihrer 16. Saison, sie hat Jahrgang 1993. Sie soll endlich mal befreit fahren. Das heute kann es nicht sein.» Fakt ist: Die Vize-Weltmeisterin im Slalom hat auch in den letzten drei Jahren in Levi nie ihr Potenzial abgerufen. Ihre Ränge: 12, 8, 16 und nun also wieder 8. «Es ist bei mir immer so, dass ich Anfang Saison reinkommen muss, das ist normal. Ich arbeite weiter.»

Bei Rast fährt die Verletzung mit

Zweitbeste Schweizerin ist Camille Rast (26) auf dem 15. Rang. Sie büsst dreieinhalb Sekunden ein – viel zu viel für die Frau, die im Februar noch WM-Gold im Slalom holte. Oder doch nicht? Jedenfalls wirkt die Walliserin nicht überrascht. Das hat seinen Grund: Noch immer kämpft sie mit Schmerzen an der Hüfte – die Folge eines Sturzes im Februar. Die Heilung könnte noch lange andauern – vielleicht Wochen, Monate oder gar ein Jahr. «Das fährt im Kopf noch mit, es ist nicht abgeschlossen», so Plaschy.

Rast selbst meint: «Ich will mehr, aber Levi bleibt immer eine Herausforderung.» Nie war sie hier besser als Fünfte (2024), weil ihr die zwei langen Flachstücke überhaupt nicht entgegenkommen. Was gibt ihr Zuversicht für die nächsten Rennen? Immerhin folgt der Slalom von Gurgl (Ö) schon in einer Woche.

«Das war nur einer von zehn Slaloms, ich habe noch Zeit – es ist nicht so schlimm, wenn heute nicht alles klappt.» Zuversicht dürfte Rast ihre Leistung im Steilhang geben. Im ersten Lauf bereits schnell und im zweiten gar die Schnellste von allen. Ab jetzt folgen nur noch schwierigere Slaloms als jener in Levi.

Meillard: «Keine Ahnung, was passiert ist»

Dritte und letzte Schweizerin im Klassement ist Mélanie Meillard (27) – sie wird 22. und meint: «Ich bin gar nicht zufrieden.» Nach einem ansprechenden ersten Durchgang fällt sie von 12 auf 22 zurück und ist ratlos: «Keine Ahnung, was passiert ist. Ich habe im zweiten Lauf mehr gepusht, aber es hat nicht geklappt.»

Allerdings hatte Meillard bereits einen schwierigen Sommer, ihre Vorbereitung war nicht gut. Entsprechend fehlt ihr die Sicherheit, um den Ski freien Lauf zu lassen.

Zweite Garde enttäuscht

Was noch bleibt? Sieben Schweizerinnen, die im ersten Lauf scheitern. Ein Debakel. Denn: Levi ist ein gutes Pflaster, um mit höheren Startnummern zu glänzen – minus neun Grad und eine pickelharte Piste ohne Furchen bieten gute Gelegenheit. Es klappt nicht.

«Das ist schon bedenklich, wenn Ungarinnen und Finninnen es schaffen, unsere Athletinnen aber nicht», so Plaschy. Er meint Aline Danioth (32.), Amélie Klopfenstein (36.), Aline Höpli (37.), Nicole Good (38.), Eliane Christen (52.), Anuk Brändli (57.) und Selina Egloff, die kurz vor dem Ziel stürzt. Plaschy: «Kann sein, dass die Nervosität gross war, die Saison ist noch jung. Aber solche Chancen muss man nutzen.»

So wie es Lara Colturi tut. Die für Albanien startende Italienerin fährt an ihrem 19. Geburtstag hinter Shiffrin auf Platz 2. Und auch Emma Aicher, die 22-jährige Allrounderin aus Deutschland, glänzt – sie wird Dritte.

Beide sind deutlich schneller und auch jünger als die Schweizerinnen. «Nur Wendy und Camille, das reicht nicht. Es braucht mehr», nimmt sie Plaschy in die Pflicht. Die Fahrerinnen sollten härter zu sich sein, findet der Slalom-Altmeister. Und sich auch mal ärgern, in den Wald gehen, sich austoben. «Frust ist der beste Motivator. Diese Energie sollte man im Training nun einsetzen und daraus etwas Positives machen.»

Shiffrin nach 102. Sieg: «Einer dieser Tage»

Viel Positives kann Shiffrin aus diesem Tag mitnehmen. Sie fährt wieder in einer eigenen Liga – so wie einst, vor ihren Verletzungen. «Es war wohl wieder einer dieser Tage», sagt sie. In beiden Läufen ist sie die Schnellste, am Ende liegt sie 1,66 Sekunden vor dem Rest der Welt.

Macht Shiffrin in diesem Stil weiter, dürfte sie auch im Gesamtweltcup kaum zu knacken sein – auch zum Leidwesen von Lara Gut-Behrami (34). «Ich habe mich unglaublich gefühlt», sagt sie. Von diesem Gemütszustand sind die Schweizerinnen weit entfernt.

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