Nach Schreckmoment im Sommer
Ski-Hoffnung will im Weltcup durchstarten

Drei Kreuzbandrisse konnten Aline Höpli nicht stoppen. Auch ein Knorpelschaden im letzten August überwand sie. Doch wer ist diese Slalom-Hoffnung, die keinen Rückzieher kennt? Blick hat sie daheim besucht.
Teilen
Schenken
Anhören
Kommentieren
Foto: URS BUCHER
Aline Höpli: Ehrgeizige Skifahrerin mit Lehramtsambitionen
«Ich mag Kinder sehr, helfe gerne, lasse sie aber auch machen. Und wer weiss, vielleicht werde ich ja nach meinem Ski-Leben einmal Lehrerin.»
Foto: URS BUCHER

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_485.JPG
Mathias GermannReporter Sport
Publiziert: 12:39 Uhr
|
Aktualisiert: 12:41 Uhr

Grasskifahren? Das war für Aline Höpli (24) nie ein Thema. Trotzdem steht sie jetzt – fürs Shooting mit Blick – auf Ski im Gras.

Nicht irgendwo, sondern dort, wo sie als Mädchen ihre ersten Schwünge machte. Auf 750 Meter über Meer in Egg SG oberhalb von Flawil SG, gleich neben dem umgebauten Bauernhaus der Eltern. «Ich war schon als Kind sehr ehrgeizig, wollte überall gut sein. Und natürlich so schnell wie meine Geschwister», sagt die Slalom-Spezialistin.

Drei Kreuzbandrisse konnten sie nicht stoppen. Nun ist Aline Höpli auf dem Weg nach oben. Daheim in Egg SG trifft Blick sie zum Gespräch.
Foto: URS BUCHER

Ihr Geschwister sind Schwester Michèle und Bruder Remo. Beide sind älter als sie. Höpli eiferte ihnen nach – nicht immer mit gutem Ende. Während Remo einmal mit dem Velo locker vom Hauseingang auf den Vorplatz sprang, ging die kleine Aline unsanft zu Boden. «Und zwar volle Kanne», wie es Mutter Jeannette erzählt. Ein Problem?

Nein. Höpli stand auf, blickte auf ihre aufgeschürfte Haut und fuhr weiter. Und als ihre sechs Jahre ältere Michèle sie einst bei einem Klubrennen schlug, sprach sie danach den ganzen Tag nicht mit ihr. «Ich war so hässig. Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass sie schneller war. Erst spät am Abend habe ich ihr gratuliert», schmunzelt Höpli.

«Ich will die Schnellste sein»

Kampfgeist und unbändiger Wille – beides begleitet die Ostschweizerin. Sie überstand drei Kreuzbandrisse (2017, 2019 und 2020) und dachte trotzdem nie ans Aufhören. Das zahlte sich im letzten Winter endlich aus. Höpli fuhr dreimal Weltcuppunkte ein, in Killington (USA) wurde sie 15.

Ein kleiner Hang hinter dem umgebauten Bauernhaus, mehr brauchte Höpli früher nicht. Heute ist sie ganz anders unterwegs – auf den steilsten Slalom-Pisten der Welt.
Foto: URS BUCHER

Ähnlich weit nach vorne soll es auch in Levi (Fi) gehen – in Lappland steigt am Samstag der erste Slalom der Saison. Ihrer Strategie wird Höpli dabei treu bleiben. Welche? Sie gibt immer Vollgas. «Ich will die Schnellste sein. Das ist immer das Ziel. Was dann herauskommt, ist etwas anderes.»

Vater Thomas und Mutter Jeannette waren immer ein grosser Rückhalt. Genau so wie Bruder Remo und Schwester Michèle.
Foto: URS BUCHER

Experten trauen Höpli in den nächsten Jahren grosse Schritte nach vorne zu. Sie selbst tut das auch. «Ich habe in den Rennen noch nicht gezeigt, wozu ich fähig bin.»

Entscheidend: Sie darf es mit dem Risiko nicht übertreiben. So wie vorletzte Saison – damals fädelte sie viel zu oft ein. «Ich fahre nicht sehr rund, sondern eher direkt auf die Tore zu. Dann rutsche ich und gehe voll auf Zug. Wenn ich dabei etwas zu früh dran bin, erwischt es mich. Zum Glück habe ich mich gebessert.»

Eigenblut-Spritzen nach letztem Unfall

Einen Rückschlag erlitt die Powerfrau Anfang August. Beim Riesenslalom-Training knickte ihr rechtes Knie unkontrolliert ein – die Knochen prallten aufeinander und der Knorpel erlitt einen Schaden.

1/5
«Ich war schon als Kind sehr ehrgeizig, wollte überall gut sein. Und natürlich so schnell wie meine Geschwister», sagt die Slalom-Spezialistin.
Foto: Urs Bucher

«Es knackste, und ich dachte schon, es sei erneut ein Kreuzbandriss. Ein mulmiges Gefühl. Doch ich musste nicht operieren, Spritzen mit Eigenblut halfen bei der Heilung des Knorpels.» Vater Thomas bewundert seine Tochter: «Aline hat die Freude am Sport immer beibehalten. Ich bin sehr stolz auf sie.»

So schnell wie möglich runter – auch auf den Ski! Höpli nimmt sich viel vor. Wie schlägt sie sich in Levi?
Foto: URS BUCHER

Lehrerin? Höpli macht Ausbildung

Neben der Ski-Karriere macht Höpli im Sommer eine Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. «Das tut dem Kopf gut», sagt sie. Sie machte auch schon Praktika und las dabei den Kindern unter anderem «Zilly und Zingaro: Der böse Roboter» vor. «Ich mag Kinder sehr, helfe gerne, lasse sie aber auch machen. Und wer weiss, vielleicht werde ich ja nach meinem Ski-Leben einmal Lehrerin.»

Noch ist es nicht so weit. Höpli hat auf den Pisten noch viel vor. «Ich hätte schon oft aufgeben können, tat es aber nicht. Das zahlt sich aus.»

Vater Thomas blickt zurück: «Aline hat die Freude am Sport immer beibehalten. Ich bin sehr stolz auf sie.»
Foto: URS BUCHER
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen