Darum gehts
Blick: Tina Weirather, wie gehts Ihrer Discokugel?
Tina Weirather: (Lacht.) Sie ist noch klein, ihr geht es aber gut, danke.
Sie haben im «Podcast am Pistenrand» das Geheimnis verraten, dass Sie zum zweiten Mal Mutter werden.
Bis jetzt fühlt sich alles richtig an. Klar, man weiss nie, was kommt – aber ich habe ein gutes Gefühl. Ich bin jetzt im fünften Monat schwanger. Der Plan ist, dass ich nach Olympia im Februar in die Babypause gehe.
Sie analysieren für das SRF Skirennen, moderieren den Super-10-Kampf und erwarten ein Kind. Was macht Sie am nervösesten?
Klar, die Geburt. Auch wenn ich schon einmal in dieser Situation war, ist das etwas mega Krasses – du weisst nie, wie es ausgeht. Auf Platz 2 kommt der Super-10-Kampf (31. Oktober, Anm. d. Red.). Wenn du ins Innere des Hallenstadions trittst und 10’000 Leute machen Radau, ist das schon verrückt. Für mich eine riesige Schuhnummer, weil ich beim Moderieren nicht so erfahren bin. Und Rang 3 belegen die Skirennen beim SRF – das habe ich fünf Jahre gemacht und habe schon Routine. Trotzdem bekomme ich, bevor wir live gehen, einen warmen Kopf und schwitzige Hände. Dann weiss ich: Ich bin parat.
Sie sind sehr populär, verzichten aber auf Homestorys. Weshalb?
Ich will mein Privatleben für mich und meine Liebsten behalten. Ich finde es wichtig, Berufliches und Privates zu trennen, damit daheim alles ruhig bleibt.
Die Menschen sind aber weder in der Schweiz noch in Liechtenstein sehr aufdringlich bei Prominenten, oder?
Stimmt. Aber ich mag es nicht, wenn fremde Leute viel mehr Dinge über mich wissen als ich über sie. Wo ich in den Ferien war, was ich mit der Familie gemacht habe – solche Sachen. Ich poste auf Social Media vor allem Dinge, die mit meinem Beruf zu tun haben.
Kommen wir zum Sport. Wird eine Schweizerin nach dem Riesenslalom in Sölden auf dem Podest stehen?
Ja. Lara Gut-Behrami hat beste Voraussetzungen, eine frühe Nummer, und sie liebt den Hang. Ich sehe einzig Alice Robinson auf einer Stufe mit ihr.
Und Mikaela Shiffrin?
Sie hat den Nachteil, dass sie erst mit Nummer 20 starten wird. Von Thea Louise Stjernesund habe ich zudem gehört, dass sie im Training brutal stark war.
Was ist mit den jungen Wilden?
Lara Colturi und Zrinka Ljutic sind genial. Sie müssen aber noch lernen, die Ski besser laufen zu lassen. Ihre Zeit in Sölden wird kommen – aber es würde mich überraschen, wenn es schon jetzt für den Sieg reicht.
Gut-Behrami startet in ihre letzte Saison. Sie sagte, sie denke wenig an die Zeit nach der Karriere. Kann sie sich nochmals voll auf den Sport fokussieren?
Wenn es einer gelingt, dann Lara. Sie wird alles auspacken, was sie hat. Ich nahm mir das auch vor. Aber ich muss zugeben, dass ich hin- und hergerissen war. Wenn du zum letzten Mal an einen Ort fährst, den du liebst, ist das für den Kopf schwierig. Zudem wollte ich ja wissen, was nach dem Skifahren sein wird, um nicht im freien Fall zu sein.
Immer wieder betonte Gut-Behrami, dass sie sich auf keinen Fall mehr schlimm verletzen möchte. Kann Sie trotzdem noch einmal ans Limit gehen?
Das hat sie im letzten Winter bewiesen, ja. Wenn es der falsche Tag war, um enorm zu riskieren, tat sie es auch nicht. So wie in La Thuile, als sie zweimal Vierte wurde. Kurz darauf trat sie in Sun Valley das Gaspedal voll runter und gewann mit einer genialen Fahrt.
Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone fehlt verletzt. Es wäre die grosse Chance für Gut-Behrami, die grosse Kristallkugel ein drittes Mal zu gewinnen.
Sie hat das Zeug dazu. Vorausgesetzt, sie bleibt gesund. Entscheidend ist für mich aber auch, wie viele Super-G-Rennen Mikaela Shiffrin fahren wird. Sind es viele, hat Lara eine extrem harte Gegenspielerin. Und dann ist da noch Sofia Goggia. Im Speed ist sie genial, und in Argentinien war sie im Riesen-Training sehr stark. Eine dieser drei Frauen wird die grosse Kugel holen.
Welche Schweizerin hamstert am meisten Siege?
Lara kann in drei Disziplinen gewinnen. Darum tippe ich auf sie. Camille Rast und Wendy Holdener können im Slalom zuoberst stehen. Und da ist noch Corinne Suter, der ich im zweiten Jahr nach ihrem Kreuzbandriss im Speed alles zutraue – auch bei Olympia. Sie hat mehrmals bewiesen, dass sie an Grossanlässen brillieren kann.
In den letzten beiden Wintern verpassten die Schweizerinnen im Gegensatz zu den Männern den Sieg im Nationencup. Gelingt es jetzt?
Ja. Und zwar nicht nur, weil Brignone fehlt. Ich glaube, dass mehrere Fahrerinnen zuletzt unter Wert geschlagen wurden. Dabei denke ich an Michelle Gisin, die nur noch Abfahrten und Super-G-Rennen bestreitet – das wird ihr helfen.
Sie sind gut mit Joana Hählen und Wendy Holdener befreundet. Können Sie ihre Leistungen am TV überhaupt neutral analysieren?
Das habe ich nun fünf Jahre gemacht. Also ganz klar: Ja! Ich bin immer auf der Seite der Athletin, weil ich mich in sie hineinversetzen kann. Dennoch: Wenn ich Fehler sehe, nenne ich sie beim Namen – egal, wer gerade fährt.
Geben Ihnen die Fahrerinnen Feedback?
Nein. Ich habe früher meine Fahrten ja auch nicht in der Wiederholung auf SRF geschaut, sondern auf einem Analyse-Tool am Laptop (schmunzelt).
Stefan Abplanalp hat die Seiten gewechselt. Er war zuletzt TV-Experte und ist jetzt Speed-Cheftrainer. Könnten Sie sich eines Tages vorstellen, Trainerin zu sein?
Derzeit gar nicht. Einerseits will ich nicht 150 Tage im Jahr weg sein und daheim zwei kleine Kinder haben. Zudem gibt mir das Kommentieren so viel Energie, die ich nicht missen will.
Wer füllt die SRF-Lücke bei den Frauenrennen, die durch Abplanalps Weggang entstanden ist?
Marc Berthod begleitet neu nicht nur Männer-, sondern auch Frauenrennen. Dazu kommt Didier Plaschy, der sich auf die technischen Disziplinen konzentriert.
Olympia findet gleich um die Ecke in Cortina statt. Ideal für Sie, oder?
Wären die Winterspiele weit weg, würde ich nicht arbeiten. Eine Schwangerschaft ist schliesslich kein Honigschlecken. Aber jetzt freue ich mich erst mal auf Sölden – das wird ein tolles Rennen!