Reusser feiert Geburtstag – und den WM-Titel im Zeitfahren?
«Ich weiss, dass Gold realistisch ist»

Marlen Reusser (34) reist zur Rad-WM nach Kigali, Ruanda. Die Schweizer Zeitfahr-Spezialistin zählt zu den Top-Favoritinnen und strebt am Sonntag, einen Tag nach ihrem Geburtstag, endlich WM-Gold an.
Publiziert: 00:06 Uhr
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Trägt sie bald eine Goldmedaille um den Hals? Tour-de-Suisse-Siegerin Marlen Reusser zählt beim WM-Zeitfahren in Ruanda zu den Top-Favoritinnen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Marlen Reusser strebt WM-Gold im Einzelzeitfahren in Kigali an
  • Reusser diskutiert Herausforderungen und Chancen der ersten WM in Afrika
  • 34-jährige Schweizerin hat bereits WM-Silber und -Bronze gewonnen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Es ist Mittwoch, kurz nach 18 Uhr, als sich Marlen Reusser (34) an der «Bye Bye Bar» am Check-In 2 vor ihrer Abreise zur WM in Kigali (Ruanda) mit einigen Journalisten unterhält. Der Flug von Zürich mit dem Umsteigen in Addis Abeba (Äthiopien) wird elf Stunden dauern. Ob er sich für die Quereinsteigerin aus Hindelbank BE lohnen wird?

2020 wurde sie im WM-Zweite, 2021 holte sie WM- und Olympiasilber und 2023 WM-Bronze. Letztes Jahr verpasste die ausgebildete Ärztin wegen Long Covid die Olympischen Spiele in Paris und die Heim-WM in Zürich. Nun will Reusser endlich Gold im Einzelzeitfahren. Sie zählt am Sonntag (ab 10.10 Uhr) zu den Top-Favoritinnen.

Blick: Marlen Reusser, Sie werden am Samstag 34 Jahre alt. Nervt das?
Marlen Reusser: Ja! Nicht der Geburtstag, sondern dass er einen Tag vor dem WM-Zeitfahren ist. Da bin ich mit dem Kopf natürlich nicht in Feierlaune. Aber ich habe mich daran gewöhnt, es ist seit vielen Jahren so. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja eine Torte und Michi (Michael Schär, Nationaltrainer der Männer, Anm. d. Red) singt plötzlich für mich (lacht). 

Wäre eine WM-Goldmedaille das schönste Geschenk überhaupt?
Ach, im Leben gibt es noch viel grössere Geschenke als einen WM-Titel. Aber als Geburtstagsgeschenk wäre die Goldmedaille schon gut – die würde ich nehmen.

In Flandern 2021 wurden Sie am Tag des WM-Zeitfahrens 30 und verpassten Gold nur um zehn Sekunden.
Da war ich mir sicher, dass ich gewinnen würde. Leider hat es nicht geklappt. 

Wie stehen die Chancen diesmal?
Die Vorbereitung war nicht ideal. Ich würde mir den letzten Monat gerne wegwünschen, wenn ich könnte.

Sie waren mehrmals krank, hatten Durchfall, mussten erbrechen und erwischten eine Grippe. Wie geht es Ihnen?
Mein Körper war ausgezehrt und ausgelaugt. Das ist normal, denn im Radsport bewegt man sich am Limit. Aber ich habe den Rank gut gefunden. Das Trainingslager mit der Schweizer Nati auf dem Berninapass war super. Die Beine sind sicher nicht schlecht, aber es liegt letztlich nicht nur in meinen Händen, denn ich habe sackstarke Konkurrentinnen. 

Sie haben alle schon mehrmals geschlagen, auch an der WM. Dennoch reichte es noch nie zu Gold.
Ich werde alles, was ich über die Jahre gelernt habe, in dieses Zeitfahren legen. Ich weiss, dass Gold realistisch ist. Sollte es klappen, wär das mega cool.

Es wäre nach Ditaji Kambundjis Husarenstück der zweite WM-Titel für die Schweiz innert einer Woche. Hat Sie ihr Titel in irgendeiner Form inspiriert?
Ich habe ihr Rennen nicht live gesehen, aber natürlich davon gehört. Es ist cool, ich freue mich für sie.

Erstmals findet eine WM in Afrika statt. Eine gute Sache?
Wie sehen Sie das?

Die politische Situation mit dem militärischen Konflikt in Kongo-Kinshasa ist heikel, Ruanda ist eines der ärmsten Länder der Welt und die komplizierte Anreise für die meisten Teams logistisch und ökologisch nicht ideal. Es ist alles nicht so einfach …
Das kann man alles so sehen, und ich finde, man muss es differenziert ansehen. Unser Sport ist nicht nur elitär, sondern europazentriert. Wenn man sagt, dass man ihn öffnen will, muss man auch woanders hin. Aber umwelttechnisch ist das natürlich nicht ideal. 

Es gab Sportswashing-Vorwürfe, und Ruandas Präsident Paul Kagame hat nicht den Ruf eines grossen Demokraten. Beschäftigt Sie das?
Ich bin keine Ruanda-Expertin, aber ich denke schon darüber nach und habe mich auch informiert. Sport und Politik sind sehr nahe. Der Austragungsort einer solchen WM ist auch eine Plattform – man kann ein Image vermitteln, netzwerken, Politik machen. Letztlich vertraue ich den Entscheidungsträgern, die die WM vergeben.

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