Historisch, umstritten – und wie viele Schweizer Medaillen?
Das musst Du zur Rad-WM in Ruanda wissen

Die WM in Ruanda soll Impulse für den Radsport in Afrika setzen. Trotz hoher Kosten und logistischer Herausforderungen bietet das Ereignis eine einzigartige Gelegenheit für den Kontinent. Sicherheitsbedenken und mögliche Proteste bleiben im Fokus der Organisatoren.
Publiziert: 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 19:42 Uhr
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Die erste Rad-WM in Afrika steht an! Was ist zu erwarten?
Foto: AFP

Darum gehts

  • Erste Strassenrad-WM in Afrika findet in Ruanda statt
  • Viele Top-Fahrer verzichten wegen Strecke und komplizierter Anreise
  • 13 Medaillensätze werden vergeben, Schweiz erwartet zwei Medaillen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Weshalb findet die WM in Ruanda statt?

Zum ersten Mal in seiner über 100-jährigen Geschichte geht eine Strassenrad-WM in Afrika über die Bühne. Die Tour du Rwanda hat Tradition, sie wird seit 1988 ausgetragen und lockt jährliche Profis an. Eine WM ist aber eine andere Hausnummer «Ich hoffe, dass sie einen Impuls für den ganzen Kontinent geben wird», sagte der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome (40) im Sommer zu Blick. Er selbst kam in Kenia zur Welt, fährt für Grossbritannien, fehlt aber bei der WM – einerseits verletzte er sich zuletzt schwer, andererseits ist er sowieso längst zu wenig gut. 

Warum stand die WM auf der Kippe?

Nur zur Abwechslung oder als Entwicklungshilfe ist die WM-Vergabe der UCI nach Ruanda nicht zu verstehen. Zur Wahrheit gehört, dass Ruanda viel Geld lockermachte, um die WM zu bekommen. Und das, obwohl man – gemessen am Bruttoinlandprodukt pro Kopf – zu den zehn ärmsten Länder der Welt gehört. Im Vorfeld wurden Sportswashing-Vorwürfe laut. Dass man überlegte, die WM nach Europa zu verlegen, liegt aber vor allem am militärischen Konflikt mit Kongo-Kinshasa.

Wie viele Medaillen holt die Schweiz?

Swiss-Cycling-Leistungschef Patrick Müller spricht vom «stärksten Frauen-Nationalteam in diesem Jahrhundert» und hat damit recht. Marlen Reusser wird einen Tag vor dem Einzelzeitfahren (21. September) 34 Jahre alt, zählt aber noch lange nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil. Sie hat das Potenzial für Medaillen – im Einzelzeitfahren, im Mixed-Zeitfahren und im Strassenrennen. Auch Elise Chabbey (32), die nur im Strassenrennen startet, ist ein Trumpf. Bitter: Jasmin Liechti darf nicht mehr im U23-Zeitfahren starten, obwohl sie erst 22 ist. Der Grund? Ihr Jahrgang (2002) wird zur Elite gezählt. Bei den Männern wäre aufgrund der vielen Höhenmeter eine Medaille eher überraschend. Im Mixed-Teamzeitfahren hat die Schweiz dagegen durchaus Medaillenchancen. Unser Tipp: Am Ende holt die Schweiz – zweimal Edelmetall. Insgesamt werden 13 Medaillensätze vergeben.

Warum verzichten mehrere Stars auf die WM?

5475 Meter geht es im Elite-Strassenrennen der Männer bergauf, 3350 Meter sind es bei den Frauen. Das entspricht einer Hochgebirgsetappe bei der Tour de France und schreckt viele ab. Und auch die Zeitfahren sind alles andere als flach. «Da habe ich keine Chance auf einen Spitzenplatz. Und nur als Tourist fliege ich nicht dorthin», sagt der Thurgauer Stefan Bissegger (27). Viele internationale Stars denken so. Dazu kommen die komplizierte Anreise und die Sorge wegen des heiss-feuchten Klimas. Und so kommt es, dass Mathieu Van der Poel, Wout Van Aert, Jonas Vingegaard, Mads Pedersen, Filippo Ganna oder Joao Almeida allesamt fehlen. Übrigens: Mehrere Teams verzichten wegen der hohen Kosten darauf, ihre Team-Kontingente auszufüllen.

Ist Tadej Pogacar überhaupt zu schlagen?

Bleibt der 26-jährige Slowene gesund und unfallfrei, ist er kaum zu schlagen. Seine Gegner müssen versuchen, Pogacar zu überraschen. Gelingt dies nicht, holt er wie vor einem Jahr in Zürich das Regenbogentrikot.

Muss man ein Chaos durch Protest-Aktionen befürchten?

Die schlimmen Bilder der Vuelta sind noch präsent: Pro-Palästina-Chaoten griffen Fahrer an und sorgten für Rennabbrüchen. Da bei der WM auch Israel am Start ist, wären die Titelspiele eine logischere Zielscheibe als die Vuelta. Die grosse Distanz und die teuren Preise dürften allerdings viele abschrecken. Die UCI erklärt, dass man alles unternehmen werde, dass solche Aktionen in Ruanda nicht vorkommen – ohne dabei in die Details zu gehen. 

Gibt es wieder eine Inklusions-WM wie in Zürich?

Nein. Das stand aber schon vor einem Jahr fest. Die Paracycling-Bewerbe finden vom 28. bis 31. August in Ronse (Be) statt. 

Gibt es Top-Fahrer aus Ruanda?

Nein. Der Beste von ihnen, Moise Mugisha (28), fährt bei einem drittklassigen Team und wird chancenlos sein. Die bei weitem stärkste afrikanische Rad-Nation ist Eritrea mit vier Fahrern in der World Tour. Biniam Girmay (25) gewann letztes Jahr drei Etappen bei der Tour de France. Er wird in ganz Afrika als Held gefeiert, ist aber ein Sprinter und darum in Ruanda kein Medaillenkandidat – die Rennen haben zu viele Höhenmeter. 

Wo sind alle Rennen im TV zu sehen?

SRF überträgt alle Elite-Rennen live. Wer die Rennen der U23 und der Junioren und Juniorinnen sehen möchte, kann dies auf Eurosport tun.

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