Darum gehts
Die nackten Zahlen sind beeindruckend. Rund 110’000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren an der zweiwöchigen Mountainbike-WM im Wallis vor Ort, die Schweizerinnen und Schweizer haben 14 Medaillen abgeräumt und sind damit nach Frankreich mit 19 Medaillen die Nation mit der zweitgrössten Ausbeute.
Doch was sind diese Medaillen wert? Eine Bewertung ist schwierig, weil bei acht ausgetragenen Disziplinen Nachwuchskategorien, Exotensparten wie Pumptrack und auch E-Bike-Rennen querbeet Teil dieser Multi-Velo-WM waren.
Der Verband Swiss Cycling hakt die 14 Medaillen ohne Wenn und Aber als Erfolg ab. Für den Cross-Country-Bereich sicher zu Recht: Beide Schweizer Goldmedaillen stammen mit Alessandra Kellers Shorttrack-Titel und Finn Treudlers U23-Triumph aus dieser Sparte.
Neben Nino Schurter gibt es weitere Rücktritte
Die Schmach von 2024, als man an den Olympischen Spielen in Paris ohne Podest blieb und an der WM in Andorra bis auf ein U23-Silber ebenfalls, ist vergessen.
Swiss-Cycling-Sportchef Patrick Müller: «Das zeigt einfach, wie eng es im Spitzensport ist. Es muss alles passen. Schön zu sehen, dass wir nach 2024 gar nicht viel anpassten, aber sich der Erfolg dennoch wieder einstellte.»
1. Frankreich (9 Gold, 3 Silber, 7 Bronze)
2. Kanada (4/1/3)
3. USA (2/2/1)
4. Österreich (3/0/1)
5. Schweiz (2/8/4)
6. Slowenien (2/0/0)
7. Neuseeland (1/3/0)
8. Schweden (1/1/0)
9. Tschechien (1/0/1)
9. Südafrika (1/0/1)
1. Frankreich (9 Gold, 3 Silber, 7 Bronze)
2. Kanada (4/1/3)
3. USA (2/2/1)
4. Österreich (3/0/1)
5. Schweiz (2/8/4)
6. Slowenien (2/0/0)
7. Neuseeland (1/3/0)
8. Schweden (1/1/0)
9. Tschechien (1/0/1)
9. Südafrika (1/0/1)
Müller schildert es als Privileg, dass an der Heim-WM mehrere Generationen um die Medaillen kämpften. Sinnbildlich dafür stehen Männer-Sensation Luca Schätti (25) auf Rang vier und Mathias Flückiger (37) auf Rang fünf.
Doch die Heim-WM bedeutet auch die grösste Zäsur seit Jahrzehnten im Schweizer Mountainbikesport. Die alte Generation verschwindet, neben Schurter treten auch Shorttrack-Spezialist Thomas Litscher (36) und Olympia-Bronzefahrerin Linda Indergand (32) zurück.
Zuerst der Blick zu den Männern. Der Rücktritt von Legende Nino Schurter (39) verändert die Hackordnung. Wer füllt künftig die Lücke der Schweizer Nummer eins, als Leader der grossen Bike-Nation? Flückiger ist prädestiniert. Er ist 2026 dann der einzige Fahrer, der schon Weltcuprennen über die olympische Distanz gewann und der einzige aktive Olympia- und WM-Medaillengewinner. Schon im Frühling sagte er jedoch mit Blick auf Schurters Rücktritt: «Meine Rolle wird sich nicht so stark ändern. Aber ich muss natürlich weiterhin gute Resultate liefern.»
Jolanda Neff ist an der WM nur fünftbeste Schweizerin
Es wird spannend, ob aus der jungen Generation jemand an Flückigers Machtposition rütteln kann. Mit Luca Schätti, Fabio Püntener (25), Dario Lillo (23) oder U23-Dominator Treudler (22) steht eine ganze Reihe bereit.
Und bei den Frauen? Da ist mit Jolanda Neff (32) die Grand Dame weiterhin aktiv. Aber die St. Gallerin ist seit Jahren keine internationale Benchmark mehr, in Crans-Montana war sie als 15. lediglich die fünftbeste Schweizerin. Spätestens nach ihren beiden WM-Medaillen letzte Woche ist dem Hintersten und Letzten klar geworden, dass Alessandra Keller (29) die Macht im Schweizer Team ist. Mittlerweile auch vom Palmarès her. Die neue Generation repräsentieren Ronja Blöchlinger (24) und Ginia Caluori (22), aber auch Sina Frei (28) und Nicole Koller (28) haben noch viele Jahre vor sich.
Die Frage, wer von all diesen Namen bei den Spielen 2028 der grosse Schweizer Trumpf sein könnte, wischt Swiss-Cycling-Boss Thomas Peter vom Tisch. «Wir kennen noch nicht mal die Strecke von Los Angeles. Der Mountainbikesport wird immer komplexer, Prognosen sind enorm schwierig.» Klar ist: Der Verband will mit der neuen Generation wissenschaftlicher denn je an den Erfolgen von morgen arbeiten.