«Das war ein Riesen-Schock für mich»
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Litscher bangte um Karriere:«Das war ein Riesen-Schock für mich»

Hilferuf im Schatten der Heim-WM
Nach Team-Flop kämpft Mountainbiker Litscher um die Existenz

Das Jahr 2025 hatte sich Ex-U23-Weltmeister Thomas Litscher ganz anders vorgestellt. Der Schweizer Mountainbiker verpasste die Heim-WM, kämpft mit den Folgen eines geplatzten Teamvertrags und sucht nach vorgezogenem Rücktritt nach beruflichen Perspektiven im Sport.
Publiziert: 11:11 Uhr
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Das Schweizer Trikot trägt Thomas Litscher nicht mehr: Der Ostschweizer gibt nächste Woche im Weltcup seinen Abschied von der Profibühne.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Thomas Litscher beendet Karriere nach WM-Nicht-Selektion und Team-Flop
  • Litscher geht juristisch gegen Möchtegern-Teambesitzer vor
  • Zweifacher WM-Bronzemedaillengewinner sucht ab Herbst oder Januar neue Stelle
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es ist eigentlich eine absurde Situation, als an der Mountainbike-WM im Wallis diese Woche in Zermatt der Shorttrack stattfindet. Mit Thomas Litscher (36) fehlt der bestplatzierte Schweizer im Shorttrack-Weltcup, weil er die Selektion nicht schaffte – das Aufgebot setzte sich aus den besten sieben Cross-Country-Fahrern zusammen. Doch von diesen verzichteten die Routiniers Nino Schurter (39) und Mathias Flückiger (36) auf den Start in Zermatt, sie werden nur am Sonntag in Crans-Montana starten. Zwei verwaiste Startplätze und mit Litscher ein Shorttrack-Spezialist daheim auf dem Sofa – es gibt sicher glücklichere Konstellationen, zumal die Schweizer Männer dann auch medaillenlos blieben.

Litscher sagt: «Für die Selektion hätte ich diese Saison einen Shorttrack-Podestplatz holen müssen, ich wurde halt zweimal Vierter.» Die Nicht-Selektion für die WM im Wallis, wo er vor 14 Jahren in Champery U23-Weltmeister wurde, hat der Ostschweizer aber abgehakt. 

Eigentlich wollte Litscher 2026 nochmals Rennen fahren

Litscher fährt nun nur noch das Weltcup-Rennen eine Woche nach der WM in Lenzerheide GR, dann ist Schluss. Wie Schurter beendet er seine Karriere. Notgedrungen.

Denn geplant war alles anders. Litscher beabsichtigte, auch noch 2026 zu fahren und sich währenddessen parallel auf das Leben nach der Sportkarriere vorzubereiten. Doch der Zweijahresvertrag für 2025 und 2026, den er letzten Herbst bei einem neuen Schweizer Mountainbike-Team unterschrieb, war das Papier nicht wert. 

Der Rennstall vom Luzerner Ex-Radprofi Pirmin Lang (40) und dem velobegeisterten St. Galler Geschäftsmann Saki Tzikas (52) entpuppte sich als Flop des Jahres. Weil der angebliche Hauptsponsor gar nie zugesagt hat, ist das Team schon vor dem ersten Rennen pleite. Litscher steht auf der Strasse – zwar findet er für 2025 notdürftig in einem tschechischen Team Unterschlupf, doch seine Zukunftsplanung ist futsch.

«Der angerichtete Schaden ist gross»

«Ich kann das nicht einfach vergessen», sagt er. Der Ostschweizer geht juristisch gegen die Möchtegern-Teambesitzer vor. Litscher strebt einen Vergleich an, um wenigstens finanziell etwas entschädigt zu werden. Scheitert ein Vergleich, ist der Gang vor Gericht denkbar, auch mit strafrechtlichem Hintergrund. Litscher: «Es geht mir ums Prinzip. Der angerichtete Schaden ist für mich persönlich gross.»

Vor allem eben auch, weil das Karriereende viel schneller als gedacht kam. Litscher hatte eine mehr als ansehnliche Karriere, mit je einer WM-Bronze im Shorttrack und im Cross-Country stand er auch zweimal auf Weltniveau auf dem Podest. Doch ausgesorgt hat er längst nicht. Doch wo soll es beruflich nun hingehen? Bevor er Mountainbike-Profi wurde, machte Litscher einen KV-Abschluss. «Das bringt mir aber nichts mehr. Mein Traum ist, weiterhin im Sport arbeiten zu können und das Erlebte an den Nachwuchs weiterzugeben. Grundsätzlich bin ich aber für alle Bereiche offen.»

Konkret ist noch nichts, weil Litscher die einst eingeplante Zeit für die Zukunftsplanung fehlt. Wegen des Team-Flops sei er nun enorm unter Druck. «Nun brauche ich ab Herbst oder spätestens ab Januar eine neue Stelle. Finanziell kann ich mir nicht eine längere Phase ohne reguläres Einkommen leisten.» Ob in der Bike-Szene der Hilferuf erhöht wird?

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