Darum gehts
- Pro-Palästina-Demonstranten bei Vuelta sorgen für Chaos und Sicherheitsbedenken
- Tour de Suisse-Direktor: Radsport ist gute Zielscheibe für Proteste
- Vuelta-Organisatoren verzichteten auf Ausschluss von Israel-Premier Tech trotz Eskalation
Was wäre, wenn? Diese Frage stellt sich nach der Vuelta manch ein Rad-Veranstalter. Auch Olivier Senn, Direktor Tour de Suisse. «Ganz einfach: Es wäre ein Alptraum», gibt er zu. Worum es geht, ist klar: Die Pro-Palästina-Demonstranten haben bei der Spanienrundfahrt fast drei Wochen lang für Chaos gesorgt.
Sie wüteten in Zielbereichen, bedrohten das Team Israel-Premier Tech, brachten Fahrer zu Fall, fällten einen Baum auf die Strasse. «Und sie warfen Reissnägel und Scherben auf die Strasse», wie der Aargauer Velo-Profi Fabio Christen (23) erzählte. Klar, dass nun andere Rennorganisatoren in Sorge sind. «Die Gefahr besteht definitiv, dass dies so weitergeht – auch in anderen Ländern», so Senn.
Auf die Frage, ob man in der Schweiz auf ein ähnliches Szenario wie bei der Vuelta vorbereitet wäre, sagt er klipp und klar: «Nein. Der Radsport ist eine gute Zielscheibe für Proteste, weil er auf öffentlichen Strassen stattfindet und für jedermann zugänglich ist.» Er habe die Geschehnisse der letzten Wochen mit wachsender Sorge beobachtet, so Senn. «Ich bin für freie Meinungsäusserung. Aber dass Proteste so ausarten, dass Athleten und Unbeteiligte gefährdet werden, darf einfach nicht sein.»
Tour de Suisse überprüft Sicherheitsdispositiv
Die Vuelta-Organisatoren verzichteten, als die Proteste erstmals aufflammten, auf einen Ausschluss von Israel-Premier Tech. Und sie blieben dabei. Ein Rauswurf sei reglementarisch gar nicht möglich, hiess es. Der Rad-Weltverband bestätigte dies. Mit der Folge, dass die Demonstrationen noch mehr ausarteten.
Senn: «Das UCI-Reglement sagt auch, dass der Veranstalter für die Sicherheit aller Beteiligten verantwortlich ist. Für mich wäre es eine mögliche Variante, ein Team vom Rennen zu suspendieren, wenn wir dadurch eine Besserung hätten. Aber die rechtlichen Konsequenzen einer solchen Massnahme kenne ich nicht.»
«Es gibt nur Verlierer»
Fakt ist: Die Vuelta-Randale führen dazu, dass die Tour de Suisse in den nächsten Monaten ihr bestehendes Sicherheitsdispositiv zusammen mit der Kantonspolizei analysieren und womöglich anpassen wird.
Es scheint, als hätte der Radsport seine Unschuld einmal mehr verloren. «Schade, denn nach diesen drei Wochen in Spanien gibt es aus meiner Sicht nur Verlierer», so Senn.