Komplizierte Peloton-Pinkelpause
Was tun Radprofis, wenn sie aufs WC müssen?

An der Tour de France wird das Thema so aktuell wie sonst nie: die Notdurft. Denn bei der Grande Boucle hats fast überall Zuschauer. Insider erklären gegenüber Blick die verschiedenen Techniken. Nicht alle wollen mit Namen genannt werden.
Publiziert: 09.07.2025 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2025 um 20:34 Uhr
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Dieses Bild ist zehn Jahre alt: Velo-Profis urinieren während der Tour de Suisse. Viele Fotos solcher Situationen gibt es nicht – aus logischen Gründen. Das Thema Notdurft ist bei der Tour de France aber aktueller denn je.
Foto: Tim De Waele/freshfocus

Darum gehts

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Mathias GermannReporter Sport

Sie fahren täglich stundenlang, trinken literweise Wasser und essen Riegel, Brötchen und Reisküchlein: die Velo-Profis bei der Tour de France. Aber was, wenn sie während des Rennes mal müssen? «Es gibt Etappen, da finden wir fast keinen Ort, um anzuhalten. Es hat praktisch überall Leute», sagt Silvan Dillier (34).

Der Aargauer ist seit 12 Jahren Profi und weiss: Einfach irgendwo pinkeln – nein, das geht nicht. Im Artikel 28.2 des Tour-Regelbuchs wird schliesslich bei «unanständigem Aussehen oder unangemessenem Verhalten» mit Bussen oder sogar mit dem Rennausschluss gedroht. Heisst: Die Fahrer müssen darauf achten, bei ihrem Geschäft am Strassenrand nicht gesehen oder gefilmt zu werden.

Einige schaffen es, sich auf dem Rad seitlich abzudrehen und während der Fahrt zu pinkeln. Häufig werden sie dabei von Teamkollegen gestützt. Die Mehrheit hält aber an. «Neben den vielen Zuschauern gibt es ein weiteres Problem», so Michael Schär (38). Er war elfmal als Fahrer an der Tour, ist nun sportlicher Leiter von Lidl-Trek und erzählt: «Das Tempo ist heute von Anfang an so horrend, dass man nicht mehr viel Zeit zum Pinkeln hat. Im Idealfall kriegt man es gleich nach dem Start hin. Bei einem Busch, einem Baum oder einem Wäldli.»

Einige Fahrer machen auch einfach in die Hose, wenn Mutter Natur ruft. Das ist allerdings sehr selten und unangenehm – auch für die dahinter folgenden Athleten. Ex-Profi Mathias Frank (38) verzichtete darauf und hielt wenn möglich immer an. Beim Tour-Start 2014 war dies wegen der Zuschauermassen sehr kompliziert. «Darum stoppte das ganze Feld in einem Tunnel und pinkelte dort – ich auch», erinnert er sich.

Durchfall? Dann wird es kompliziert

Aber was ist, wenn jemand mal ein grosses Geschäft verrichten muss? Dillier ist das noch nie passiert, er hat es aber schon einige Male bei anderen gesehen. «Manchmal haben einige Durchfall. Zuletzt bei der Tour de Suisse hielt ein Teamkollege während der ersten Etappe bei einem Restaurant und ging dort aufs WC. Das ist schon lustig, aber für den Betroffenen natürlich stressig.»

Noch etwas komplizierter haben es Frauen. Noemi Rüegg (24) sagt, dass sie fast nie anhalten muss. «Aber wir haben einige im Team, die immer einen Pipi-Stopp brauchen. Das planen wir dann schon vor der Etappe und kommunizieren dem Rest des Feldes, dass wir an einer bestimmten Stelle halten werden. Dann schliessen sich oft sehr viele an.» Als ungeschriebenes Gesetz gilt, dass die anderen dann nicht attackieren – das wäre unfair. 

Eine andere Fahrerin, die nicht namentlich genannt werden will, erzählt, dass sie schon oft in Maisfeldern war. «Bei der UAE Rundfahrt in den Arabischen Emiraten war das natürlich nicht möglich. Dort ist das öffentliche Urinieren sowieso strengstens verboten und wir wurden auch davor gewarnt. Beim Rennen durfte man nur in gewissen Zonen aufs WC – dafür wurden dann extra Toi-Toi-Kabinen an den Strassenrand gestellt.»

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