Cancellara und Hirschi im Mini-Tischtennis-Duell
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Vor Beginn der Tour de France:Cancellara und Hirschi im Mini-Tischtennis-Duell

Tudor-Boss (44) über Hirschi (26): «Bin überzeugt, dass es gut kommt»
Nur beim Mini-Ping-Pong kennt Cancellara keine Gnade

Fabian Cancellara und Marc Hirschi: Das ist viel mehr als nur eine geschäftliche Beziehung. Die Rad-Legende ist Hirschis Boss, vor allem aber sein Freund. Was erwarten beide von der Tour de France?
Publiziert: 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 12:53 Uhr
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Beim Mini-Ping-Pong schenken sie sich nichts: Fabian Cancellara (links) und Marc Hirschi. Wer gewinnt am Ende?
Foto: Mathias Germann

Darum gehts

  • Cancellara besiegt Hirschi im Mini-Ping-Pong-Duell vor Tour-Start in Lille
  • Hirschi und Cancellara haben eine besondere Beziehung
  • Wann leuchtet Hirschis Stern wieder?
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Den ersten Ball setzt Fabian Cancellara ins Netz. 1:0 für Marc Hirschi. Der perfekte Start für den 26-Jährigen. Und Hirschi baut seine Führung rasch aus, zieht auf 3:1 davon. Doch dann erhöht Cancellara das Tempo, spielt seine ganze Erfahrung aus. 4:4. «Jetzt muesi Gas gä», sagt Hirschi nach dem nächsten Punktverlust. Er weiss, die Partie geht nur bis 10.

Wer setzt sich durch? Hirschi peitscht einen Ball perfekt auf die Platte – 8:8. «Dä isch guet gsi», so Cancellara. Es folgen zwei Netzroller, bei dem der 44-Jährige etwas Dusel hat. Letztlich gerät ein Schlag von Hirschi zu weit, Cancellara gewinnt das Mini-Ping-Pong-Duell mit 10:8.

Ist es einer seiner grössten Siege der Karriere? Er muss schmunzeln. «Auf dem Velo reicht es nicht mehr, um mit Marc mitzuhalten. Immerhin hier schlage ich ihn noch.» Hirschi meint: «Im Trainingslager auf der Sierra Nevada habe ich ab und zu Ping Pong gespielt, aber auf dem normalen Tisch. Das hier ist nicht so meins. Aber lustig war es trotzdem.»

Man merkt sofort: Cancellara und Hirschi verstehen sich. Das ist nichts Neues, wird aber beim Ping-Pong-Spiel, zu dem Blick zwei Tage vor dem Tour-Start in Lille (Fr) bittet, wieder einmal deutlich. Das verwundert nicht, kennen sie sich doch schon lange.

Hirschi wuchs 300 Meter Luftlinie von Cancellaras Haus entfernt in Ittigen BE auf, sah seine Rennen und Siege im TV voller Bewunderung an und holte sich beim Empfang des Olympiasiegers von Peking 2008 mit Schreibblock und Stift ein Autogramm ab. Damals war Hirschi gerade einmal zehn Jahre alt. 

Idol, Freund, Manager und nun Boss

Als sich abzeichnete, dass Hirschi tatsächlich das Zeugs zum Profi haben könnte, intensivierte sich ihr Kontakt. Cancellara wurde nicht nur sein Berater, sondern auch sein Freund. Und heute ist er bei Tudor sein Team-Boss. «Wenn du das so erzählst, ist es schon sehr speziell», sagt Hirschi. «Alles hat einfach seinen Lauf genommen.»

Dass er nach vier Jahren beim mächtigen Team UAE Emirates, in denen er wie alle anderen stets im Schatten von Superstar Tadej Pogacar (26, Sln) stand, nun Angestellter von Cancellara ist, würde nicht viel ändern. «Aber andere Profis sehen ihren Teamchef kaum einmal. Vielleicht mal kurz bei einem Rennen oder dann, wenn es um den Vertrag geht. Bei Fabian und mir ist das anders. Ich kann ihm alles anvertrauen, auch Privates – das ist schon ein Vorteil. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl bei Tudor.»

Hirschi: «Ich will gewinnen»

Noch hat Hirschi nicht jene Resultate herausgefahren, die man von ihm erhoffte. Er gewann im Januar zwar auf Anhieb sein erstes Rennen mit dem neuen Trikot, bei den grossen Highlights im Frühling war er aber nicht parat. Auch aus der geplanten Giro-Teilnahme wurde nichts. Cancellara: «Wir glauben an Marc. Er hat es in den Beinen und will es selbst. Ich bin überzeugt, dass es gut kommt.»

Schon an der Tour de France? Hier ging Hirschis Stern 2020 mit einem grandiosen Etappensieg einst auf. «Vor allem in der ersten Woche gibt es einige Etappen, die mir liegen – zum Beispiel die zweite und die vierte. Ich will aktiv sein, mich im besten Licht zeigen und natürlich gewinnen», sagt er. 

Cancellara hört das gern. Aber: Kann eine solche Nähe zu einem Athleten auch schlecht sein? Der Mann, der einst während 29 Tagen das Maillot Jaune der Tour de France trug, verneint. Warum? Weil Hirschi keiner ist, der so ein Verhältnis ausnutzen würde. «Marc will es selbst am meisten. Ich weiss, was er für ein guter und bodenständiger Mensch ist. Mit Tudor wollen wir ihm das bieten, was er braucht, um glücklich und zufrieden zu sein.»

Einzig beim Ping-Pong-Spiel, da kennt Cancellara keine Gnade mit Hirschi. 

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