Darum gehts
- Nach 13 verrückten Monaten wird Ricardo Moniz beim FCZ entlassen
- Seine kontroversen Ein- und Auswechslungen führten zum grössten Eklat
- Auch Schiedsrichter und Journalisten blieben nicht verschont
Im April 2024 übernimmt Ricardo Moniz (60) den FCZ als Interimstrainer, ehe er vor der Saison 24/25 zum Cheftrainer wird. Es ist der Beginn von 13 verrückten Monaten mit dem Holländer.
Ein- und Auswechslungen
Schon früh merkt jeder beim FCZ: Moniz hat seine ganz eigenen Methoden – und gerade bei Ein- und Auswechslungen scheut er harte Massnahmen nicht. Dies bekommt Stürmer Jonathan Okita sogleich zu spüren.
Im Quali-Hinspiel gegen Vitoria Guimaraes (0:3) wird er in der Pause eingewechselt, nur um gut 18 Minuten später wieder ausgewechselt zu werden. Der Grund: Okitas Abwehrverhalten vor dem ersten Gegentor.
Ein Handshake nach dem Wechsel gibts nicht, danach macht Moniz eine Ansage: «Wir geben ihm die Chance, weil wir seine Qualität sehen – und dann wirst du so von ihm verarscht! Wer keine Lernbereitschaft zeigt, fliegt aus dem Kader.»
Und tatsächlich zieht der Holländer seine Methoden über die ganze Saison hinweg durch: Doron Leidner muss gegen Yverdon nach 20 Minuten raus, Rodrigo Conceiçao gegen Winti nach 32 Minuten. Und der brisanteste Fall: Labinot Bajrami gegen Zug 94 nach 18 Minuten.
Der Schirmwurf
Genau bei diesem Wechsel kommts zum Eklat. Im Cupspiel der ersten Runde gegen Amateurklub Zug wird Stürmertalent Labinot Bajrami (19) in der 62. Minute eingewechselt – und muss nach 18 Minuten wieder raus. Obwohl das Spiel schon entschieden ist.
Bajrami stampft wütend vom Rasen und verschwindet in den Garderoben. Dann gehts drunter und drüber. Von den Rängen fliegt ein Schirm in Richtung Moniz und verfehlt den Coach nur knapp. Der Werfer: Labinots Vater, der nach der Auswechslung seines Sohnes völlig ausgeflippt ist.
Moniz wütet nach dem Vorfall, bezeichnet ihn als «schwarzes Kapitel» und stellt gar seine Zukunft beim FCZ infrage. Am Ende gewinnt der Trainer die Schlammschlacht – Bajrami spielt kein Spiel mehr für den FCZ und haut zu Winterthur ab.
Schiri-Tirade
Nach einem mauen Derby-Remis gegen GC (1:1) im Dezember rastet Moniz bei der Pressekonferenz völlig aus. Er geht auf Schiedsrichter Luca Piccolo los: «Das Spiel wurde entschieden durch einen katastrophalen Schiedsrichter. Er ist eine Katastrophe für den Schweizer Fussball!» Auslöser war eine Gelb-Rote Karte gegen FCZ-Stürmer Umeh Emmanuel.
Die Liga reagiert und sperrt Moniz nach seinem Ausraster für zwei Spiele.
Wortgefecht mit Journalisten
Und auch die Journalisten bleiben nicht verschont. Nach demselben Derby liefert sich Moniz ein Wortgefecht mit einem Reporter. Nachdem dieser die Leistung seines Teams kritisiert, wütet der Coach: «Was fragst du hier? Wir spielen mit zehn Spielern auf und du stellst so eine Frage. Wenn du so aggressiv fragst, dann antworte ich auch aggressiv.»
Und auch mit dem Blick-Reporter legt er sich an. «Nehmen Sie Stellung!», schreit er gleich mehrfach in seine Richtung. Mediensprecher Michael Fritschi muss ihn beruhigen.
Am Ende wird er ruhig
Nach seinen Ausrastern beim Derby wird Moniz ruhiger. Er goutiert viel und verteidigt seine Spieler auch nach schlechten Leistungen. Sogar Mega-Flop Bejamin Mendy nimmt er in Schutz.
Auch gegenüber den Schiris wird er toleranter: Als der FCZ im Cup-Viertelfinal gegen YB wegen einer strittigen Schiri-Entscheidung rausfliegt, reisst er sich zusammen und hat seine Emotionen im Griff.
Stets hinter der FCZ-Führung
Moniz steht auch in schweren Zeiten stets hinter dem Kurs der FCZ-Führung. Nachdem Sportchef Malenovic mit Fans streitet, stellt er sich hinter ihn und sagt: «Lasst Milos in Ruhe. Wenn, dann müssen sie mich angreifen, und nicht ihn oder Präsident Canepa.»
Auch im Winter, als der FCZ gefühlt die halbe Mannschaft austauscht, macht Moniz den Umbruch mit. Im Mai setzt er den 40. (!) Spieler der Saison ein. Der Holländer sagt dazu lediglich: «So etwas habe ich noch nie erlebt. Aber das ist die Transformation des Vereins.»
Bis zuletzt glaubt er an seinen Verbleib. Nach dem letzten Spiel gegen Yverdon sagt er ins Blick-Mikrofon: «Natürlich komme ich zurück.» Nichtsahnend, dass er fünf Tage später entlassen wird.
Und nach 13 verrückten Monaten mit dem Holländer ist plötzlich Schluss.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 38 | 48 | 73 | |
2 | Servette FC | 38 | 9 | 63 | |
3 | BSC Young Boys | 38 | 11 | 61 | |
4 | FC Lugano | 38 | -3 | 54 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 38 | 8 | 53 | |
6 | FC Luzern | 38 | 2 | 52 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 38 | -1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 38 | -1 | 52 | |
3 | FC Sion | 38 | -10 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 38 | -25 | 40 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 38 | -10 | 39 | |
6 | Yverdon Sport FC | 38 | -28 | 39 |