Darum gehts
- Sparta-Verteidiger Nino Tomov schreibt bulgarische Hockey-Geschichte
- Erster Bulgare mit Skorerpunkt in Champions Hockey League und tschechischer Liga
- Mit 13 nach Prag gezogen, 2018/19 U18-WM-Gold und bester Verteidiger
Einen Hockey-Export aus Bulgarien, der es ganz nach oben geschafft hat? Gibt es kaum. Der einzige bekannte ist Ex-NHL-Goalie Alexander Georgiev (29), der bei Colorado, San Jose und den NY Rangers gespielt hat. Er ist allerdings bulgarisch-russischer Doppelbürger und hat bereits als Junior für die Auswahlen Russlands gespielt.
Ein Stück bulgarische Hockey-Geschichte schreibt deswegen gerade ein junger Verteidiger, der derzeit mit Sparta Prag im Schaufenster des Spengler Cups spielt: Nino Tomov, 21-jährig, aus Sofia. Er ist der erste Bulgare, der in der Champions Hockey League gepunktet hat. Mit einem Assist im Halbfinal-Match bei Prags 2:6-Niederlage gegen Färjestad im letzten Januar. Auch in der tschechischen Liga hat es vor Tomov keinen bulgarischen Spieler mit einem Skorerpunkt gegeben.
Umso gespannter ist man auf die Geschichte von Tomov, der 2018/19 an der U18-Weltmeisterschaft (3. Division) Gold gewonnen hat mit Bulgarien und zum besten Verteidiger des Turniers gewählt worden ist. Nach dem 4:1-Sieg gegen Helsinki erzählt er die Kurzversion davon. Den Anfang kann er nur so wiedergeben, wie er ihn von seinen Eltern zu hören bekommen hat: «Mein Onkel spielte Eishockey. Als kleiner Bub schaute ich ihm zu und habe zu meinen Eltern gesagt, dass ich Hockeyspieler werden möchte.» Stoian Batchvarov (58) hat jahrelang für CSKA Sofia sowie den HC Slavia Sofia gespielt und bis letzte Saison bulgarische Junioren-Auswahlen als sportlicher Manager betreut. Als sein Neffe die U20-WM (3. Division) spielt, ist Batchvarov als Sportchef ebenfalls dabei.
Onkel und Kindheitsidol schaut am TV zu
Dass Tomov bei Sparta Prag gelandet ist, verbucht er unter «zur richtigen Zeit am richtigen Ort». Als er 13 ist und bei Sofias Junioren spielt, organisiert der bulgarische Verband ein Nachwuchs-Camp in Prag. Das Abwehr-Talent wird entdeckt – und zieht ohne seine Eltern in Tschechiens Hauptstadt zu einer Gastfamilie. «Sparta hat alles organisiert und sich gut um mich gekümmert.» Für diese Chance und Hilfe wird Tomov dem Klub immer dankbar sein. «Deshalb möchte ich eine Inspiration sein für kleine Kinder in meiner Heimat. Man kann alles schaffen.» Bevor er sich einen Stammplatz erkämpft in Spartas Fanionteam, spielt er noch zwei Saisons in der kanadischen Junioren-Liga, «um mich spielerisch weiterzuentwickeln».
Dass er es nun auch an den Spengler Cup geschafft hat, freut ihn besonders. «Bereits vor vier Jahren wäre ich dabei gewesen, aber damals musste das Turnier wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.» Nun möchte er mit Sparta auftrumpfen, im Wissen, dass sein Onkel und Kindheitsidol die Spiele zu Hause am TV verfolgen wird.

