Darum gehts
- Noch-Nati-Trainer Patrick Fischer wollte Klarheit schaffen
- Nachfolger Jan Cadieux sitzt dabei neben ihm
- Fischers Wunsch zum Abschluss ist WM-Gold
Patrick Fischer möchte Klarheit schaffen vor den Highlights. Deshalb verkündet er auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem Amtsantritt, dass er nach dieser Saison Schluss macht mit der Schweizer Nati.
Sportdirektor Lars Weibel betont, dass Fischer es sich im letzten Jahrzehnt mit seinen Erfolgen verdient hat, selbst darüber entscheiden zu dürfen. Das tut der WM-Silberheld jetzt, «weil es der richtige Zeitpunkt ist für die Mannschaft. Sie braucht neue Impulse.»
Als er über seine Gedanken der letzten Monate spricht, sitzt sein Nachfolger bereits neben ihm: Es ist Jan Cadieux (45), der seit seiner Entlassung bei Servette im Dezember 2024 im Kreis der Nati Assistenz-Aufgaben übernommen hat und aktuell dazu noch der Headcoach der U20 ist, «und dafür eigentlich überqualifiziert ist», wie Weibel ausführt. Er stattet den Romand mit einem Zweijahres-Vertrag aus, weil er von den möglichen Kandidaten den überzeugendsten Leistungsausweis mitbringt.
Abschieds-Tipps von Ambühl
Dem Vernehmen nach ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Cadieux und dem aktuellen Tigers-Trainer Thierry Paterlini (50) gewesen, dessen Vertrag eine Ausstiegsklausel für die Nati enthält. Cadieuxs Pluspunkte: Ein nationaler Meistertitel (2023) sowie der CHL-Triumph (2024), und dass er im Nati-Umfeld bereits eine WM absolviert hat. Auch bei Olympia in Mailand und an der Heim-WM wird der Genfer Meistertrainer an der Nati-Bande an Fischers Seite stehen. Die frühe Weichenstellung begründet Weibel damit, dass Cadieux auf dem Trainermarkt begehrt gewesen sei.
Fischer (50) spricht das erste, aber sicher nicht das letzte Mal über das anstehende Adieu. Es ist ein Abschied auf Raten. Ob er da die verbleibenden Turniere so geniessen kann, wie er sich das wünscht? Fischer weiss das genauso wenig wie die Antwort auf die Frage, was danach für ihn kommt.
Über diese Ausgangslage hat er mit einer Legende gesprochen, die ebenfalls ihren Rücktritt gegeben hat: Andres Ambühl (42). Der Davoser bestätigt seinem Ex-Trainer, dass er auf seiner persönlichen Abschiedstournee nicht ständig das Ende im Kopf, sondern den Moment bis zu letzten WM-Final-Sekunde in Stockholm ausgekostet hat.
Fischer: «Ich liebe diese Jungs»
Bei Fischer ist der Entscheid, als Nati-Trainer nach der Heim-WM abzutreten, in den letzten Monaten gereift. Obwohl er bestätigt, dass es ein Traumjob ist. «Es ist für mich eine unglaublich schöne Plattform, um dem Schweizer Hockey etwas zurückzugeben. Und man darf mit den besten Spielern des Landes viele Highlights erleben.» Nun gibt er diesen Traumjob aus freien Stücken ab, «es war nicht immer nur einfach in den letzten zehn Jahren. Es gab auch schwierige Zeiten».
Ist für ihn das Fällen des Entscheids oder das Mitteilen des Abgangs schwieriger gewesen? «Der Prozess mit meinen Liebsten, der Familie, mit meiner Frau, irgendwann zu sagen, okay, das machen wir so. Der Entscheid wird ja von meiner Familie mitgetragen.» In den letzten Tagen informiert er die Spieler über seinen Beschluss, «das war emotional, ich liebe diese Jungs. Und wenn man es ausspricht, wird es real und endlich.» Den NHL-Spielern sagt er es in einem Videocall, anderen persönlich. «Es gab schöne Rückmeldungen, wir haben uns gegenseitig Danke gesagt.»
Doch noch ist seine Zeit nicht vorbei. «Es waren zehn Jahre, aber die grössten Geschichten warten noch auf uns.» Und Fischer wäre nicht Fischer, würde er in diesem Moment nicht auch gross denken. Der Zuger ist der erste Nati-Trainer gewesen, der offen Medaillen-Ziele ausgesprochen hat. Nun möchte er märchenhaft mit WM-Gold abtreten. «Ja, da machen wir kein Geheimnis draus.» Sollte man es wieder nicht schaffen, «dann muss es der Nächste richten». Und sein schelmischer Blick wandert nach rechts zu Cadieux.
