Nati-Trainer Patrick Fischer sagt über Tyler Moy: «Ich kenne keinen Spieler, der mehr getan hat, um in die Nati zu kommen, als er.» Es hat sich gelohnt. Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger steht als WM-Debütant sogleich im Final – und trifft dort auf sein Heimatland. Auf die Frage, ob er überhaupt schon realisiert, dass er bereits eine WM-Medaille auf sicher hat, antwortet der 29-Jährige unmittelbar nach der 7:0-Halbfinal-Gala gegen Dänemark: «Ja, daran hab ich tatsächlich schon gedacht.»
Ohne Umschweife. So redet der Harvard-Absolvent. Seine Gedankengänge sind unfassbar schnell. Er betont zwar immer, dass er versucht, nicht zu viel nachzudenken. Aber manchmal rattert es in seinem Kopf. Er schaut sich seine Shifts an, überlegt, was er anders, besser machen könnte. Das tat der Lakers-Stürmer auch, als er in den vergangenen beiden Frühjahren den letzten Kaderschnitt vor dem WM-Turnier verpasste. «Fischers Feedback war eine Motivation, daran zu arbeiten, ein noch kompletterer Spieler zu werden.»
Und wie komplett: Nach neun Partien führt Moy die interne Skorerliste an mit zwölf Punkten (4 Tore, 8 Assists). Zur Überraschung einiger stellt ihn Headcoach Fischer im Wissen um seinen Hockey-IQ zu Beginn des Turniers an die Seite von Nico Hischier und Timo Meier. Als sich die Ankunft von Kevin Fiala ankündigt, wird gemutmasst, dass Moy von der Seite der NHL-Stars weichen muss. Doch er bleibt – und Timo Meier wechselt die Linie. Nach Hischiers Ausfall werden die Formationen wieder geändert. Aber egal, mit wem er stürmt, er rackert für sie, öffnet die Räume und verzückt mit Zuspielen. Zuletzt sind es Christoph Bertschy und Sandro Schmid.
Hätte man Moy vor zwei Monaten versichert, dass er im WM-Final spielen wird und sich bis dahin zum Schweizer Topskorer gemausert hat – er hätte wohl etwas schräg geschaut. «Jetzt ein Teil dieses Teams sein zu können, ist eine Ehre. Ein Traum ist wahr geworden – jetzt lebt der Gold-Traum.» Nur noch die USA stehen dem im Weg. «Es wird sicher speziell sein, die Amerikaner auf der anderen Seite zu sehen.» Moys Familie wird im kalifornischen San Diego mitfiebern, «meine Mum wird bestimmt nervös sein». Ihr Sohn nicht, denn allen Schweizern steht die pure Überzeugung und Souveränität ins Gesicht geschrieben.