Explosive SVP-Forderung
Pfister will keine Brücken sprengen – zu teuer und veraltet

SVP-Nationalrat David Zuberbühler fordert für die Schweiz ein neues Sprengdispositiv als Verteidigungsmassnahme. Warum Bundesrat Martin Pfister abwinkt – und dennoch ein Hintertürchen offenlässt.
Publiziert: 25.08.2025 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2025 um 12:06 Uhr
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SVP-Nationalrat David Zuberbühler will die Landesverteidigung mit einem Sprengobjekt-Konzept stärken.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Armee verzichtet auf Rückkehr zur explosiven Verteidigungsstrategie
  • Moderne Konflikte erfordern mehr Flexibilität als starre Sprengobjekte
  • Wiederaufbau des Sprengdispositivs würde 15 Jahre dauern und hohe Kosten verursachen
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Seit über drei Jahren tobt der Ukraine-Krieg. Die Verteidiger wehren sich mit allen Mitteln, um den russischen Vormarsch zu bremsen – auch mit der Sprengung Hunderter Brücken, Tunnel oder Flugpisten. Das hat SVP-Nationalrat David Zuberbühler (46) zum Nachdenken gebracht. Von Verteidigungsminister Martin Pfister (62, Mitte) wollte er wissen, ob das Ende des Sprengdispositivs ein Fehlentscheid für die Schweizer Verteidigung war.

Tatsächlich hatte die Armee gerade nach Beginn des Zweiten Weltkriegs über das ganze Land Tausende Sprengobjekte eingerichtet. In den 1980er-Jahren gab es immer noch rund 2000 Objekte, in denen die Sprengladungen direkt eingebaut waren. Ab 1991 wurden aber zunehmend Sprengladungen entfernt und Sprengobjekte aufgehoben – Ende 2014 waren schliesslich sämtliche Sprengladungen ausgebaut.

Strategie ist zu unflexibel geworden

Angesichts der neuen Bedrohungslage kann Zuberbühler nicht verstehen, warum das Verteidigungsdepartement VBS auf eine Rückkehr zur explosiven Verteidigungsstrategie verzichtet. Immerhin würde diese der Schweiz erlauben, «ihr Territorium im Krisen- oder Kriegsfall selbst gegenüber überlegenen Armeen unpassierbar zu machen».

Für den Bundesrat rund um Verteidigungsminister Pfister ist diese Strategie aber nicht mehr zeitgemäss. Moderne Konflikte verlangten von den Bodentruppen heute mehr Flexibilität. Starre Sprengobjekte seien heute weniger geeignet, um auf sich rasch verändernde Situation reagieren zu können, als etwa die angepasste Sperrung von Achsen mit mobilen Mitteln wie Panzerminen.

Aufwendig, teuer und das nötige Personal fehlt

Kommt hinzu: Der Wiederaufbau eines vergleichbaren Sprengdispositivs würde 15 Jahre dauern, schätzt die Armee. Die militärische Bedeutung Tausender Bauten wäre zu prüfen, Tausende Baupläne müssten beschafft und studiert, Bewilligungen eingeholt werden, bevor die bauliche Umsetzung gestartet werden kann. Das alles kostet.

Kommt hinzu: Mittlerweile fehlen die Spezialisten, die für Bau, Betrieb und Unterhalt solcher Infrastrukturen ausgebildet wären.

Gut vorbereitete Hindernisse, etwa Minenfelder oder das gezielte Zerstören von Brücken und Verkehrsachsen, könnten einen Angreifer verlangsamen, abnützen und einen Durchbruch in offenes Gelände verhindern. Gleichzeitig aber erschwere die Zerstörung von Infrastruktur die Rückeroberung von verlorenem Gebiet, gibt das VBS zu bedenken – gerade in einem stark überbauten Gelände wie der Schweiz.

Und dennoch lässt das Verteidigungsdepartement ein Hintertürchen offen. Schliesslich sei der Nutzen von Hindernismassnahmen unbestritten, wenn diese den aktuellen Gegebenheiten angepasst seien. Die Armee überarbeite noch bis Ende Jahr ihre Konzepte. Bundesrat Pfister will sich zumindest doch Optionen offenlassen.

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