Darum gehts
- Der Frauenanteil in der Schweizer Armee ist gering, Bundesrat lehnt Frauentruppen ab
- EDU-Nationalrat schlägt konzentrierte Einteilung von Frauen in Einheiten vor
- Nur 1,6 Prozent Frauenanteil in der Armee, Ziel bis 2030 waren 10 Prozent
Bis jetzt haben alle Anstrengungen wenig gebracht. Gerade mal 1,6 Prozent beträgt der Frauenanteil in der Schweizer Armee. Dabei wollte der abtretende Armeechef Thomas Süssli (58) bis 2030 rund 10 Prozent erreichen. Auch für die ehemalige Verteidigungsministerin Viola Amherd (63) war es eine Herzensangelegenheit.
Von reinen Frauentruppen aber will der Bundesrat nichts wissen. Diesen Ansatz schlägt EDU-Nationalrat Erich Vontobel (66) vor: Er will Frauen beispielsweise auf einzelne Einheiten konzentrieren, so ihren Anteil steigern – und damit auch die Attraktivität der Armee für Rekrutinnen.
Je mehr Frauen, desto weniger Diskriminierung
Denn dass viele Frauen zögerten, sei wenig überraschend. So wurde laut einer Studie bereits jede zweite Frau im Militär sexuell belästigt. «Welche Eltern würden ihre Töchter zum Militärdienst motivieren, wenn sie wissen, dass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit diskriminiert werden und sexueller Gewalt ausgesetzt sein würden?», fragt sich Vontobel.
Für Vontobel ist klar: Dem könnte entgegengewirkt werden, wenn das Geschlechterverhältnis ausgeglichener wäre. Um das zu erreichen, könnten Frauen zum Beispiel geballt nur einmal im Jahr oder sogar nur alle zwei Jahre in Rekrutenschulen eingeteilt werden. Oder sie könnten auf einzelne Untereinheiten konzentriert werden.
Oder Soldatinnen könnten sich in eine reine Frauentruppe einteilen lassen – freiwillig. Die Gleichstellung der Geschlechter solle garantiert sein, betont der EDU-Politiker. Die Möglichkeit, in allen Truppengattungen Dienst zu leisten, sei nicht einzuschränken.
Bundesrat gegen Geschlechtertrennung
Dem Bundesrat geht das alles viel zu weit. Die Vorschläge seien nicht vereinbar mit der Strategie der Armee zur Gleichbehandlung von Frauen. So wäre etwa die Einschränkung der RS-Starts für Frauen eine Ungleichbehandlung, die die Vereinbarkeit des Militärdienstes mit dem zivilen Leben beschneide. Das führe kaum zur Steigerung des Frauenanteils, hält der Bundesrat fest. Auch sei so eine mögliche Kaderlaufbahn für Frauen eingeschränkt.
Schon heute könne aber bei der Funktionszuteilung dem Wunsch Rechnung getragen werden, in einer Truppengattung Dienst zu leisten, in der es in der Regel auch andere Frauen gibt. Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis sei aber wegen des geringen Frauenanteils auch so meist nicht möglich.
Die Isolierung von Frauen in eigenen Truppen hält die Regierung dagegen zur Bekämpfung von Diskriminierung und sexualisierter Gewalt in der Armee gar nicht für angemessen. Dies sei an der Wurzel zu bekämpfen. «Im gesellschaftlichen Leben verzichten wir auf eine konsequente Trennung von Männern und Frauen und streben eine gleichberechtigte Teilhabe an», betont der Bundesrat. Und das versuche auch die Armee.