Darum gehts
- Kampfjetbeschaffungen in der Schweiz waren oft problematisch und umstritten
- Mirage-Affäre führte zu Rücktritten und politischem Skandal
- F/A-18-Kauf: 42,8 Prozent der Stimmenden waren dagegen
Neo-Verteidigungsminister Martin Pfister (61) liess am Mittwoch die grosse Bombe platzen: Gemäss der USA handle es sich beim Fixpreis für den F-35 Kampfjet um ein Missverständnis. Die USA verlangten nun einen höheren Preis.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Kampfjetbeschaffung für die Schweiz zum Knorz wird. Das zeigt ein Blick in die Vergangenheit.
1961: Die Mirage-Affäre
870 Millionen Franken hatte das Parlament 1961 bewilligt. 100 hochmoderne französische Mirage-III-Kampfflugzeuge sollten damit beschafft werden. Mitten im Kalten Krieg war der Armeespitze nur das Beste gut genug.
Doch die Kosten liefen aus dem Ruder. Die zuständigen Stellen hätten Beschlüsse gefasst, die weit über ihre Kompetenzen hinausgegangen seien, wurde später kritisiert. Hohe Militärkader schmiedeten sogar Pläne, um eigene Atomwaffen zu beschaffen.
Der Bundesrat hatte das Parlament stellenweise gezielt in die Irre geführt, was die technische Reife des Flugzeugs und die Kostenfrage betraf. Nach einer Untersuchung zog das Parlament die Notbremse: Von den benötigten 576 Millionen Mehrkosten wurden nur 150 Millionen bewilligt. Zuletzt kaufte die Schweiz nur 57 statt 100 Mirage IIIS.
Die Affäre blieb nicht ohne Folgen: Divisionär Etienne Primault, Kommandant der Luftwaffe, wurde seines Amtes enthoben, Generalstabschef Jakob Annasohn trat zurück. Zwei Jahre später, am 28. November 1966, nahm auch der damalige Verteidigungsminister Paul Chaudet (1904–1977) den Hut. Sein Rücktritt sollte das Ende des Polit-Skandals markieren.
1978: Das «Kampfflugzeug des armen Mannes»
Der Kauf neuer Kampfflugzeuge sollte ein zähes Geschäft bleiben. 1972 hatte der Bundesrat die Beschaffung neuer Jets des Typs Corsair A-7 aus Spargründen gestoppt. Erst drei Jahre später war es so weit. Die Schweiz fasste den Kauf der Northrop F-5 von US-Hersteller Lockheed ins Auge. «Der Tiger ist der einzige, der im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten in ausreichender Zahl gekauft werden kann», schrieb die Regierung im August 1975.
Doch von politischer Seite gab es erneut Bedenken. Der Lockheed-Konzern war in einen Korruptionsskandal verwickelt. Erst eine informelle Untersuchung des Berner Staatsanwalts entkräftete die Bedenken. So stimmte das Parlament 1978 schliesslich dem Kauf von 72 Tigern für 1,17 Milliarden Franken zu. Die «National-Zeitung» bezeichnete den Tiger spöttisch als «Kampfflugzeug des armen Mannes».
1993: Ein deutliches Misstrauensvotum
Rund 15 Jahre später beschloss das Parlament im Frühjahr 1992 den Kauf von 34 Kampfjets des US-Typs F/A-18 für rund 3,5 Milliarden Franken. Doch auch dieses Mal sollte die Beschaffung nicht reibungslos über die Bühne gehen. Die GSoA lancierte prompt eine Initiative. Sie wurde im Jahr darauf zwar abgelehnt. Doch: Satte 42,8 Prozent der Stimmenden waren gegen die Jets. Ein deutliches Misstrauensvotum.
1996 wurden der Schweiz die ersten F/A-18-Jets übergeben. Noch bevor die letzte Maschine 1999 an die Fliegerstaffeln ging, stürzte eine erste Maschine 1998 im Wallis ab. Heute verfügt die Schweizer Luftwaffe noch über 30 F/A-18 Kampfjets. Davon werden allerdings nur die Hälfte für den Einsatz instand gehalten.
2014: Der Gripen-Absturz
Gar nie abheben konnte der schwedische Gripen. 53,4 Prozent der Stimmbevölkerung lehnten den Kampfjet 2014 ab. Das hatten sich Armee und VBS auch selber zuzuschreiben. Regelmässig fanden geheime Berichte den Weg an die Öffentlichkeit. Aus ihnen ging hervor, dass der Gripen Tests nicht bestanden hatte. Gleichzeitig schossen Militärpiloten gegen ihn, weil sie ein besseres Flugzeug wollten.
Und selbst der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer (74) torpedierte das eigene Flugzeug. An einer Gripen-Veranstaltung in Zug verglich er die Jets mit Haushaltsgegenständen und fragte ins Publikum: «Wie viele Gebrauchsgegenstände, die 30 Jahre alt sind, haben Sie noch zu Hause?» Die Antwort gab er gleich selber: «Bei uns sind das nicht mehr viele, ausser natürlich die Frau, die den Haushalt schmeisst.»
Dieser Chauvi-Spruch, der Hausfrauen mit Gebrauchsgegenständen verglich, kam gerade bei Frauen gar nicht gut an – sie lehnten den Gripen denn auch deutlich ab.